Sie ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern kann unbehandelt auch zu ernsten Komplikationen führen, und tritt gehäuft bei Kindern bis zum frühen Schulalter auf: die „Otitis media“ oder Mittelohrentzündung. Kleinkinder neigen vor allem in der kalten Jahreszeit zu wiederholten Entzündungen im Mittelohr.
Für Eltern von Babys und Kleinkindern ist es schwierig, die Krankheit zu erkennen. Denn je jünger der Nachwuchs ist, desto unspezifischer sind die Symptome“, erklärt Primar Dr. Martin Henkel, Leiter der Abteilung für Kinder und Jugendheilkunde am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. „Weinerlichkeit, eitriger Schnupfen und meist hohes Fieber deuten auf eine Mittelohrentzündung hin.“ Ältere Kinder klagen über heftigstes Ohrenweh. Die lokale Anwendung von Wärme, etwa mit einer Wärmflasche, sorgt für eine kurzfristige Linderung der Schmerzen. „Zur richtigen Diagnostizierung und Behandlung sollte rasch ein Arzt aufgesucht werden. Er untersucht das Trommelfell und stellt die Art der Mittelohrentzündung fest“, erklärt Henkel.
Die so genannte katarrhalische Otitis media wird durch eine virale Infektion der oberen Atemwege verursacht. Auslöser der eitrigen Mittelohrentzündung hingegen sind Bakterien — beispielsweise Pneumokokken. „Aus einer viralen Mittelohrentzündung kann sich häufig eine bakterielle entwickeln“, so der Primar.
Komplikationen drohen
Eine virale Mittelohrentzündung kann mit Nasentropfen, Rotlichtlampe und Schmerzmedikamenten behandelt werden. Meist brauchen keine Antibiotika eingenommen werden. Anders bei einer bakterieller Otitis media: Ohne die Unterstützung durch Antibiotika besteht das Risiko auf Komplikationen. Zu den möglichen Folgen zählen ein Durchbrechen des Eiters durch das Trommelfell, eine Felsenbeineiterung oder aber auch eine gefährliche Hirnhautentzündung. Die bakterielle Mittelohrentzündung wird deshalb meistens mit einem Antibiotikum behandelt. „Auch bei dieser Form wird das Trommelfell nach drei bis fünf Tagen kontrolliert. Dann wird entschieden, wie lang das Antibiotikum noch eingenommen werden muss“, sagt Primar Henkel. Unter einer „chronischen Mittelohrentzündung“ versteht man einen bleibenden entzündlichen Mittelohrerguss oder eine Entzündung mit dauerhaftem Defekt des Trommelfells.
Schlechteres Hören und ein Druckgefühl im Ohr kennzeichnen einen chronischen Mittelohrerguss. „Abhilfe schafft ein kleiner Stich ins Trommelfell, der natürlich unter Kurznarkose durchgeführt wird“, erklärt Martin Henkel. Anschließend wird das Mittelohrsekret abgesaugt. Treten wiederholt Ergüsse auf, können auch so genannte Paukenröhrchen ins Trommelfell eingesetzt werden. „Dabei kann zusätzlich die Entfernung von Polypen notwendig sein, um die Belüftung des Mittelohrs zu verbessern“, so der Primar.
Mittelohrentzündungen sind nur sehr schwer zu vermeiden, da sie meist von einer banalen grippalen Infektion ausgehen, die durch alltägliche Kontakte übertragen werden. „Einfache Maßnahmen wie Haube aufsetzen, nasse Haare nach dem Baden sofort föhnen und die Ohren ordentlich abtrocknen, bieten nur einen gewissen Schutz, um Mittelohrentzündungen vorzubeugen“, erklärt Henkel. Kleiner Trost für leidgeprüfte Kinder und Eltern: Ab dem Volksschulalter tritt die Otitis media seltener auf. Dr. Martin Henkel: „Durch das Wachstum verändern sich die anatomischen Gegebenheiten und es kommt zu einer besseren Belüftung des Mittelohrs.“
Cornelia Schobesberger
Dezember 2006
Foto: Bilderbox, deSignofLife, privat
Kommentar
Primar Dr. Martin Henkel
Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz