Er sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch gefährlich werden. Die Rede ist von Nagelpilz. Weil die Behandlung oft sehr langwierig ist, nimmt Vorbeugung eine wichtige Rolle ein. Wie man den Pilz erst gar nicht bekommt, erklärt Universitätsprofessorin Dr. Angelika Stary.
Onychomykose (onyx = Nagel und mykos = Pilz) – so lautet die medizinische Bezeichnung für eine der häufigsten Nagelerkrankungen: Nagelpilz. Leidtragende sind besonders oft die Fußnägel, seltener befällt der Pilz die Fingernägel. „Nagelpilz wird durch humanpathogene Pilze, hier vor allem Fadenpilze wie Trichophyton rubrum oder Trichophyton mentagrophytes oder Sprossenpilze wie Candida albicans ausgelöst. Weniger häufig kommen Schimmelpilze in Frage“, sagt Universitätsprofessorin Dr. Angelika Stary, Leiterin des Pilzambulatoriums in Wien. Die Pilze dringen durch kleine Verletzungen ein und befallen den Nagel in den meisten Fällen am äußeren Nagelrand, selten an der Seite des Nagels oder am Nagelfalz.
Pilze lieben es feucht und warm
Die Übertragung der Erreger ist von Mensch zu Mensch möglich, beispielsweise durch das gemeinsame Benützen von Handtüchern oder Pedikür- bzw. Manikürwerkzeugen, allerdings weit seltener als angenommen. Eine gängige Ansteckungsquelle ist allerdings das Barfuß gehen auf öffentlichen Plätzen wie in Schwimmbädern oder Thermen. Aber auch in Umkleideräumen in Schulen oder Fitnessstudios lauert Gefahr. Weil die Pilze ein feucht-warmes Klima bevorzugen, finden sie besonders in Schuhen, die zu eng sind oder lange getragen werden (z. B. Sportschuhe), ideale Wachstumsbedingungen. Durch das Schwitzen und die Wärme wird die Haut aufgeweicht, wodurch die Pilze leichter eindringen können. Aus dem gleichen Grund können auch luftundurchlässige Strümpfe oder Handschuhe eine Infektion begünstigen. Gefahr geht übrigens nur selten von künstlichen Finger- oder Zehennägeln aus. Stary dazu: „Kunstfingernägel können die Nägel schädigen und das Eindringen der Pilze erleichtern. Generell werden sie aber meist gut vertragen.“
Einige Erkrankungen begünstigen Nagelpilz
Nagelpilz kann jeden treffen. „Es gibt jedoch eine gewisse familiäre Disposition. Außerdem begünstigen einige Erkrankungen eine Nagelmykose“, so die Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Dazu zählen etwa Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Durchblutungsstörungen oder eine Immunschwäche, die häufig bei Personen mit transplantierten Organen auftritt. Auch neigen Menschen, die länger Antibiotika eingenommen haben, vermehrt zu Nagelpilz.
Symptome: Verfärbungen und Verformungen
Eine Nagelpilzinfektion äußert sich durch vielfältige Symptome: Am Beginn der Erkrankung stehen meist Farbveränderungen der Nägel. Sie werden gelblich bzw. weißlich oder können sich sogar bräunlich und schwarz verfärben. Nicht selten kommt es auch zu Verformungen der Nägel und sie werden dicker. „Das ist aber ein langer Prozess. Jahrelang ist bei vielen Patienten nur ein Nagel befallen, bevor sich die Infektion auf einen anderen Nagel ausbreitet. Dies zeigt bereits, wie gering die Ansteckung und wie wichtig prädisponierende Faktoren sind“, erklärt Stary und fügt hinzu: „Veränderungen der Nägel sollten immer labordiagnostisch abgeklärt werden. Nur in etwa einem Drittel der Fälle ist die Ursache eine Pilzinfektion. Hormonstörungen oder Verletzungen der Nägel können ähnliche Symptome hervorrufen, sind jedoch einer antimykotischen Therapie nicht zugänglich.“
Langwierige Behandlung
Die Symptome sind aber nicht nur ein kosmetisches Problem: Nagelpilz zählt zu den am schwersten zu behandelnden Pilzinfektionen (Mykosen). Die Therapie dauert meist mehrere Monate. Zum Einsatz kommen pilzabtötende Medikamente, sogenannte Antimykotika. Sie werden – wenn nur ein kleiner Teil des Nagels befallen ist – äußerlich als Creme, Nagellack, Spray bzw. Stift (lokale Therapie) angewendet. Häufig ist jedoch eine systemische Behandlung mittels Tabletten notwendig, um den Pilz erfolgreich zu bekämpfen. „Die eingesetzten Präparate richten sich nach der Art der nachgewiesenen Pilzspezies und werden mindestens drei Monate mit unterschiedlichem Verabreichungsschema eingenommen“, erklärt Stary. Nebenwirkungen treten – entgegen der noch immer landläufig weit verbreiteten Meinung – selten auf. „Gelegentlich verspüren Betroffene eine Magenbelastung, also einen ‚schweren Magen‘. Seltener kommt es zu Geschmacksstörungen oder, bei vorgeschädigter Leber, zur Erhöhung der Leberwerte. Dass Antimykotika generell leberschädigend sind, war vielleicht früher so. Bei den heutigen Präparaten ist das nicht mehr der Fall“, bestätigt die Leiterin des Pilzambulatoriums.
Tipps zur Vorbeugung
Weil die Behandlung sehr langwierig ist, spielt die Prävention von Nagelpilzerkrankungen eine große Rolle. Um sich vor einer Infektion zu schützen, sollte man stets Badeschuhe tragen und in Schwimmbädern sowie auf öffentlichen Plätzen nicht barfüßig herumgehen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Füße ausreichend Platz in den Schuhen haben. „Außerdem rate ich dazu, die Hände und Zehen immer gründlich zu waschen und abzutrocknen. Auch sollte man auf synthetische Socken lieber verzichten, weil sie das Schwitzen begünstigen. Wichtig ist es, bei ersten Anzeichen einer Nagelveränderung eine fachärztliche Begutachtung einzuholen. Je früher eine Nagelpilzinfektion behandelt wird, umso kürzer und erfolgreicher wird die Therapie sein“, so Stary.
Mag. Birgit Koxeder
Juli 2012
Foto: Bilderbox