Nicht alle Schnarcher stören nur ihre Mitmenschen. Wenn die lästigen Geräusche von Atemaussetzern unterbrochen werden, schaden sie sich auch selbst. Der Mediziner spricht dann von einer „Schlafapnoe“. Die Betroffenen können sich in der Nacht nicht richtig erholen und leiden am Tag unter einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit. Meist sind es die Partner, denen die nächtlichen Atemstillstände zuerst auffallen. Die Betroffenen selbst wachen nämlich davon nicht auf. Ihnen fällt als erstes die übermäßige Müdigkeit tagsüber auf.
Physiologische Gründe
Die oberen Atemwege bis zum Beginn der knorpelverstärkten Luftröhre werden durch einen Schlauch aus Muskeln gebildet. Die Spannung der Muskeln dieses druckinstabilen Luftwegs muss durch nervale Impulse aus dem Gehirn aufrecht erhalten werden.
Verringern sich diese Impulse während des Schlafes, so fällt dieser Schlauch unter dem Sog der Einatemluft zusammen und behindert dadurch den Lufteinstrom in die Lunge — ein kurzer Atemstillstand tritt ein.
Nach Luft schnappen
Erst wenn zu wenig Sauerstoff dem Gehirn durch die behinderte Atmung angeliefert wird, kommt es zu einer Stressreaktion des Körpers mit kurzem Erwachen und Wiedereröffnung der Atemwege – der Schläfer atmet wieder. Allerdings wird auf diese Weise der Schlaf in viele kurze Episoden zerhackt, das Gehirn kann sich so nicht ausreichend erholen, Leistungseinbrüche tagsüber sind die Folge.
Abhilfe nur im Schlaflabor
Erste Anhaltspunkte, ob es sich bei den nächtlichen Atemstillständen um eine Schlafapnoe handeln kann, liefert der „Epworth Test zur Tageschläfrigkeit“ wie er z. B. auf http://www.lungenunion.at/page.asp/686.htm angeboten wird. Erhärtet sich der Verdacht – auch durch die Bestätigung des Partners – sollte unbedingt im Schlaflabor abgeklärt werden, ob es sich wirklich um eine obstruktive (hemmende, verstopfende) Schlafapnoe handelt.
Das sollte am besten in einem bei der Österreichischen Schlafgesellschaft akkreditierten Schlaflabor durchgeführt werden. In Oberösterreich befinden sich diese in den Krankenhäusern der Elisabethinen Linz, in den LKHs Vöcklabruck und Steyr sowie im KH Wels.
Die Untersuchung im Schlaflabor
Das Schlaflabor im Krankenhaus der Elisabethinen besteht seit rund 20 Jahren, berichtet Oberarzt Dr. Franz Lafleur. Begonnen wurde mit drei Laborplätzen, die im Lauf der Jahre auf fünf Plätze sowie eine mobile Messeinheit aufgestockt wurden. Die Zahl der Untersuchungen haben sich seit dem Jahr 2003 von 440 auf 850 fast verdoppelt und werden heuer weiter zunehmen – bis November wurden bereits 880 Untersuchungen gezählt.
Die Untersuchung im Schlaflabor beschreibt Lafleur vom Krankenhaus der Elisabethinen in Linz so: „In der ersten Messnacht, der Diagnosenacht, wird der Patient mit zahlreichen, den Schlaf kaum behindernden Elektroden ‚verkabelt’. Ziel ist es, während des Schlafs die Funktionen der Atmung, des Kreislaufs und der Sauerstoffaufnahme genau zu überwachen. Auch die Schlaftiefe und somit -qualität kann so bestimmt werden. Sollte sich die Diagnose einer Schlafapnoe bestätigen, so wird eine Behandlungsnacht angeschlossen.
Bei der so genannten CPAP (Continuous Positive Airway Pressure – Überdruckbeatmung) Therapie wird dem Patienten eine Atemmaske auf die Nase gesetzt , ein Beatmungsgerät bläst während des Schlafs mit geringen Überdruck Luft in den Rachenraum ein.“
Durch diesen Überdruck bläht sich der Rachenraum auf und der muskuläre Schlund wird gestützt. „Der Muskelschlauch wird gleichsam ‚luftgeschient’. Der muskuläre Anteil der Atemwege – der Schlund – ist ein komplex aufgebauter Muskelschlauch, der eine atemsynchrone Steuerung und muskuläre Spannung braucht, um dem Sog der Atemluft standzuhalten“, so Lafleur. Fehlen die nötige Spannung oder die nervalen Impulse, so fällt der Schlund zusammen und behindert – im schlimmsten Fall verhindert – die Atmung.
Die Behandlung mit der Atemmaske behebt diese Schwierigkeiten.
Meist fühlen die Patienten schon nach wenigen solchen Behandlungen eine merkliche Besserung ihrer Beschwerden. Sollten sich die Beschwerden, die tagsüber auftreten, wirklich auf eine obstruktive Schlafapnoe zurückführen lassen, so führt laut Lafleur kein Weg an dieser „Luftschienung“ vorbei. In Oberösterreich werden die Kosten dieser Behandlung zur Gänze von der Gebietskrankenkasse getragen.
Dauernde Behandlung
Der Patient bekommt ein entsprechendes Gerät mit nach Hause und muss die Maske von nun an jede Nacht tragen. Was sich nach einer Tortur anhört, wird aber von allen Patienten gut – Lafleur sagt sogar „sehr gut“ – angenommen. Über 90 Prozent der Schlafapnoiker setzen ihre Masken jede Nacht auf. Die Maske selbst wird schon nach kurzer Zeit nicht mehr als störend empfunden. Als Nebenwirkungen können lediglich Hautreizungen durch die Maske oder Schleimhauttrockenheit auftreten.
Beschwerdefrei
Schon nach kurzer Zeit stellt sich eine so wesentliche Verbesserung der gesamten Lebenssituation der Apnoiker ein, dass auf die Maske unter keinen Umständen mehr verzichtet werden will.
Mag. Christian Boukal
November 2006
Foto: Krankenhaus der Elisabethinen