Der Schlaganfall ist einer der häufigsten Todesursachen weltweit. Er ist sogar die häufigste Ursache für Behinderung. Nicht nur die gesundheitlichen Folgen sind gravierend, auch die Kosten für die Volkswirtschaft sind enorm.
Die Annahme, dass einem nur im Alter „der Schlag treffen“ könne, ist weit verbreitet jedoch falsch. Fünf Prozent aller Schlaganfallpatienten sind jünger als 45 Jahre. Selbst Kinder und Jugendliche sind betroffen.
Arten des Schlaganfall
Man unterscheidet Durchblutungsstörungen des Gehirns - ischämische Schlaganfälle, zirka 60 Prozent aller Schlaganfälle - von Blutungen in das Gehirn (Hirnblutung) oder in den Raum zwischen Schädelinnerem und Gehirn, die zusammen rund 20 Prozent der Schlaganfälle ausmachen. Im höheren Lebensalter treten Hirninfarkte am häufigsten auf. Bei jungen Menschen sind Infarkte und Blutungen etwa gleich häufig.
Durchblutungsstörungen im Gehirn werden meist durch die Verstopfung eines zum Gehirn führenden Blutgefäßes mit einem Blutpfropfen verursacht. Bei einem Schlaganfall als Folge einer Hirnblutung tritt Blut durch eine geplatzte Ader in das Hirngewebe ein.
Bei Warnsignalen sofort ins Spital
Im Gegensatz zu älteren Menschen, die sich häufig mit Krankheitsbildern beschäftigen, wissen junge Leute die Alarmzeichen selten richtig zu deuten, kostbare Zeit geht oft verloren. Denn die Erfolgschancen sind am höchsten, wenn die Behandlung innerhalb der ersten drei Stunden nach dem Schlaganfall erfolgt.
Wenn nicht so rasch wie möglich nach Auftreten der ersten Symptome der Schlaganfall richtig diagnostiziert und mit einer Akuttherapie begonnen wird, kann es zum Absterben ganzer Hirnregionen kommen.
Die Symptome erkennen
Wichtig ist es daher, die Symptome eines Schlaganfalles zu kennen: Das sind
- plötzliche Lähmung einer Körperhälfte (Arm, Bein, Gesicht)
- Sprachstörungen, Sehstörungen, Verständnisstörungen
- plötzliche schwere Schwindelzustände samt Erbrechen
- ein ungewohnter und heftiger Kopfschmerz
Keine Vorankündigung
Wie es die Bezeichnung „Schlaganfall“ schon ausdrückt, gibt es keine Vorankündigung. Es trifft einen „wie der Schlag“, plötzlich und überraschend. „Es gilt rasch zu handeln. Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. Man sollte daher sofort einen Notarzt verständigen“, sagt OA Dr. Franz Gruber, Neurologe am AKH Linz. Denn durch die verminderte oder unterbrochene Blutzufuhr zum Gehirn können schon nach wenigen Minuten Nervenzellen absterben. Die Dauer der mangelnden Durchblutung ist daher entscheidend für den Verlauf der Krankheit. Deshalb muss bei einem Schlaganfall äußerst schnell gehandelt werden.
Ursachen bei jüngeren Menschen
Folgende Ursachen können bei jungen Menschen eine folgenschwere Hirndurchblutungsstörung verursachen:
- Verletzungen an Blutgefäßen. In diesen Fällen reißt - eventuell durch eine Sportverletzung oder durch einen Unfall - die Gefäßwand in einem Blutgefäß ein, wölbt sich in den Gefäßinnenraum vor, führt zur Gefäßverengung und schließlich zum Gefäßverschluss.
- Veränderungen am Herzen. Bei etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung gibt es ein Verbindungsloch zwischen der rechten und linken Herzvorkammer, von dem die Betroffenen meist nichts wissen. Ungefiltert kann auf diesem Weg ein Blutgerinnsel über die Venen in den Hirnkreislauf gelangen.
- Erbliche Gerinnungsneigung (Thrombophilie). Sie ist bei jungen Menschen jedoch relativ selten.
Drastische Folgen
Die Folgen eines nicht oder zu spät behandelten Schlaganfalles sind drastisch. Das Sterberisiko liegt bei 20 Prozent. Körperliche Behinderungen wie Lähmung, Seh- und Gleichgewichtsstörung sind häufige Folgen. Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache von Behinderungen und die dritthäufigste Todesursache - nach Herzinfarkt und Krebserkrankungen. Der medizinische Fortschritt hilft die Folgen zu reduzieren. Neue Behandlungsmethoden innerhalb der ersten Stunden, aufwendige Überwachung während der ersten Tage und früher Beginn einer umfassenden Rehabilitation können nach einem Schlaganfall das Sterberisiko und die Schwere einer bleibenden Behinderung verringern.
Risikofaktoren
Die wichtigsten Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, zu hohes Cholesterin, Rauchen, Übergewicht und Herzrhythmusstörungen sowie Herzklappenfehler.
Unter den jüngeren Patienten häufen sich solche mit mehrfachen Gefäßrisikofaktoren. Das sind: Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bewegungsarmut, Stress, zuviel und zu fettes Essen.
Gefährlicher Mix
Manche Frauen leben besonders gefährlich: „Besonders hoch ist das Risiko bei Frauen, die eine Pille mit hohem Östrogenanteil einnehmen, die zudem rauchen und älter als 35 Jahre sind“, so Gruber. Zigaretten, die Pille, oder auch eine gleichzeitig bestehende Migräne, ist eine gefährliche Kombination, vor der Ärzte immer wieder warnen.
Vorbeugung
Folgende Maßnahmen senken das Risiko eines Schlaganfalles:
- nicht Rauchen
- Übergewicht vermeiden
- viel Bewegung, körperliche Aktivität
- kein Alkoholmissbrauch
- bei Zuckerkrankheit: konsequente Behandlung, Diät
- bei Bluthochdruck: konsequente Behandlung
- konsequente Einnahme verordneter Medikamente
Einegesunde Lebensweise, Behandlung von Risikofaktoren und blutverflüssigende Medikamente können vor Schlaganfall wie auch vor Herzinfarkt und anderen Gefäßerkrankungen schützen. Durch Verzicht aufs Rauchen kann das Risiko um 20 Prozent, durch gute Behandlung eines Bluthochdrucks um 40 Prozent und durch blutverflüssigende Medikamente bei Herzrhythmusstörungen um bis zu 80 Prozent verringert werden.
Die Zeit danach
Im Falle eines Schlaganfalles gilt es durch eine Änderung des Lebensstils plus Medikamentation plus Rehabilitation tätig zu sein. Wurde der Schlaganfall durch eine Engstelle der Halsschlagader ausgelöst, gilt es diese Engstelle zu behandeln.
Dr. Thomas Hartl
Juni 2008
Foto: Bilderbox