Wer kennt sie nicht, die dunklen Ringe unter den Augen? Meistens sind sie ja eine – ausgerechnet mitten ins Gesicht geschriebene – Erinnerung an eine viel zu lange, viel zu intensiv durchzechte Nacht mit viel zu kurzem Schlaf. Der Blick in den Spiegel ist niederschmetternd und entspricht dem Allgemeinzustand. Der Kosmetik und der Pharmazie sei Dank, die diesen Zustand halbwegs zu kaschieren imstande sind. Und nach einer entsprechenden Erholungsphase ist ohnedies alles wieder gut.
Sind Augenringe die Folge eines gelegentlichen „Ausrutschers“, so können sie in die Kategorie „verdiente Strafe“ eingeordnet werden, sind also harmlos und können damit auf die leichte Schulter genommen werden. Anders, wenn nicht ein harmloser „Ausrutscher“ für ihr Entstehen gesorgt hat, sondern eine Krankheit, eine Allergie, Unterernährung, Flüssigkeits- oder Eisenmangel. Aber auch Depressionen und tiefe Trauer können im Gesicht ihre Spuren hinterlassen. Eher selten, aber doch immer wieder kommt es vor, dass Augenringe ein Erbstück der Vorfahren sind. Und natürlich sind sie auch ein typisches Merkmal mancher Volksgruppen.
Egal welchen unterschiedlichen Ursprungs Augenringe auch sein mögen, sie sind an sich niemals eine Krankheit! Noch etwas haben sie gemeinsam: ihre Entstehung. Es ist die äußerst dünne und damit durchsichtige Haut an den oberen Backenknochen, also direkt unter den Augen, die noch dazu mit sehr wenig Fettgewebe ausgestattet ist. Das führt dazu, dass jede Durchblutungsstörung in den darunter führenden Gefäßen sichtbar wird, also zu der unerwünschten Verfärbung führt. Natürlich kann es auch eine übermäßige Pigmentierung sein, die zu dunklen Augenringen führt, weiß Dr. Werner Saxinger, Dermatologie-Vorstand des Klinikums Wels-Grieskirchen zu berichten.
Weshalb man sich auch immer Augenringe eingehandelt hat, eines ist klar: Man hat keine sonderliche Freude mit ihnen, weil sie einen verhärmt und alt aussehen lassen. Damit wären wir allerdings auch schon bei der nicht wirklich guten Nachricht angelangt. Denn: So einfach, wie sich das vielleicht so mancher vorstellt, bekommt man Augenringe nicht los. Das gilt vor allem für jene Betroffenen, deren Augenringe genetisch bedingt sind. Für sie bleibt nur der Griff in den Farbtopf der Kosmetik, um die Augenringe wegzuschminken.
Dünne Haut
„Die Haut in diesem Gesichtsbereich ist so dünn und praktisch kein Fettgewebe vorhanden“, erklärt Primar Saxinger den Grund der Kapitulation der Medizin, „dass die Folgen eines Eingriffs ärger als die Augenringe wären.“ Zum Glück ist der Anteil der Menschen mit Augenringen genetischen Ursprungs aber äußerst niedrig.
Die meisten Betroffenen können ihre Augenringe ihren Lebensgewohnheiten zuschreiben. Oft sind es Alkoholiker und Drogenabhängige, denen ihre Sucht ins Gesicht geschrieben ist. Ändern sie ihre Lebensweise, verschwinden auch die Augenringe.
Ebenso verhält es sich bei Augenringen als äußeres Merkmal einer Krankheit. „Eine gründliche Untersuchung ist in den meisten Fällen der erste Schritt in die richtige Richtung“, kennt Saxinger die Problematik. Denn nicht selten sind es Krankheiten, Allergien oder auch sogenannte Atopien (Überempfindlichkeitsreaktionen), die die Augenringe hervorgerufen haben. „Sind diese Auslöser beseitigt, verschwinden die Augenringe wie von selbst“, hat Saxinger in Sachen Augenringe eine gute Nachricht parat.
Gabriele Beran
September 2009
Foto: Bilderbox, privat
Kommentar
„Meistens sind Augenringe die Folge von Krankheiten, Allergien, Atopien oder falscher Lebensweise. Wird die Grundkrankheit geheilt oder die Lebensweise geändert, verschwinden auch die Augenringe.“
Prim. Dr. Werner Saxinger
Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Angiologie, Klinikum Wels-Grieskirchen