DRUCKEN

Keuchhusten von der Oma

Lungenepithel_Keuchhusten - GrafikImpfen ist nicht nur Kindersache! Vor allem dann, wenn es um den Keuchhusten geht, der fälschlicherweise als Kinderkrankheit gilt. Mediziner warnen vor Impfmüdigkeit bei Pertussis.

So manch einer, der an Keuchhusten erkrankt, weiß es nicht einmal. Bei Erwachsenen verläuft Pertussis meist relativ glimpflich, auch wenn wochenlanger Husten nicht gerade angenehm ist. Weit gefährlicher ist die Krankheit für ältere Menschen, deren Immunsystem nicht mehr so leistungsfähig ist. Ihnen drohen nicht nur die Gefahren einer Lungenentzündung, warnt „Impfpapst“ Univ.-Prof. DDr. Ernst G. Huber vom Österreichischen Grünen Kreuz für Vorsorgemedizin. Rund acht Prozent der Senioren würden aufgrund der stakkatoartigen Hustenanfälle eine Gehirnblutung erleiden. Praktisch keine Chance bei Keuchhusten haben Neugeborene, deren Atemsystem noch nicht richtig ausgebildet ist. Sie husten nicht, sondern sterben meist ganz plötzlich, sobald sich die Infektion in ihren Atemwegen ausbreitet und die dabei entstehenden Toxine das kindliche, noch unreife Atemzentrum lähmen. Das geschieht leider gar nicht so selten, wie Prof. Huber weiß: „In den USA sind innerhalb eines Jahres nachweislich 23 Säuglinge an Keuchhusten verstorben, ehe sie geimpft werden konnten. Sie alle wurden durch die an Pertussis leidende Mutter angesteckt.“

Nur Impfen schützt

Das Österreichische Grüne Kreuz für Vorsorgemedizin empfiehlt daher dringend eine Impfung gegen Keuchhusten — auch und gerade für Erwachsene. Die erste Schutzimpfung soll zum frühestmöglichen Zeitpunkt — unmittelbar nach Vollendung des 2. Lebensmonats — gemacht werden. Bei Kindern und Jugendlichen muss die Impfung dann regelmäßig alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Im Erwachsenenalter soll dieser Impfzyklus unbedingt weiterlaufen: „Am besten ist eine regelmäßige Vierfach-Kombinationsimpfung von Diphtherie, Tetanus, Polio und Pertussis“, empfiehlt Univ.-Prof. Huber. Nur so ließe sich das Wiederaufflammen des Keuchhustens wirklich verhindern. Das zeigt auch die Situation in Deutschland: So gab es in der ehemaligen DDR, wo fleißig geimpft wurde, nur ein paar Dutzend Keuchhusten- Fälle im Jahr. In der impfmüden BRD hingegen erwischte es rund 100.000 Menschen, von denen viele unwissentlich Säuglinge und alte Menschen mit einer lebensbedrohlichen Krankheit ansteckten.


Dr. Regina Sailer

November 2006

Foto: deSign of Life, privat

Was ist und wie entsteht Keuchhusten?

Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine Infektionskrankheit der Atemwege. Ausgelöst wird sie durch eine Tröpfcheninfektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis, das in den Schleimhäuten des Atemtraktes ein spezielles Gift freisetzt. Es schädigt die Zellen und verursacht Entzündungen, was sich in zähflüssigem Schleim und den charakteristischen Hustenanfällen bemerkbar macht.

Krankheitsverlauf

Die Krankheit läuft in mehreren Phasen ab: Inkubationszeit durchschnittlich 7 bis 10 Tage.

1. Stadium („Stadium catarrhale”) dauert ein bis zwei Wochen mit uncharakteristischem Husten.
2. Stadium („Stadium convulsium“) folgt drei bis sechs Wochen lang mit den typischen stakkatoartigen Hustenanfällen und einer ziehende Einatmung.
3. Stadium („Stadium crementi”) – hier ist die Krankheit bereits im Abklingen – es können bis zu sechs Wochen lang typische Bronchitiszeichen auftreten.

Die Krankheit heilt üblicherweise vollständig aus. Komplikationen sind jedoch, wie bereits erwähnt, leider sehr häufig. Keuchhusten galt lange Zeit als Kinderkrankheit. Heute weiß man, dass auch viele Erwachsene darunter leiden. Bei ihnen sind die Krankheitszeichen meist untypisch und lassen eher an eine hartnäckige Bronchitis als an Pertussis denken. Erst im späteren Lebensalter wird der Keuchhusten seinem Namen wieder gerecht – erkrankte Senioren husten ähnlich wie Kinder. Säuglinge zeigen oft ein anderes Krankheitsbild mit geringerem Husten, aber lebensbedrohlichen Atemstillständen. Für ältere Kinder ist der Keuchhusten nicht gefährlich, nur bei Säuglingen ist Vorsicht geboten. Bei Säuglingen kommt es bei den Hustenattacken häufig zu Erbrechen und damit zur Erstickungsgefahr. 

Kommentar

Keuchhusten von der Oma„Lassen Sie sich gegen Keuchhusten impfen. Nur so können Sie Säuglinge und Senioren in Ihrer Umgebung schützen und auch sich selbst einen wochenlangen, überaus unangenehmen Husten ersparen. Die modernen, gut verträglichen Impfstoffe sind der einzige wirkliche Schutz vor dieser Infektionskrankheit, die Erwachsene ebenso wie Kinder trifft.“
Univ.- Prof. DDr. Ernst G. Huber
Präsident des Österreichischen Grünen Kreuzes für Vorsorgemedizin

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020