Verstopfung oder Obstipation, wie Mediziner erschwerten, seltenen Stuhlgang nennen, ist kaum einem Erwachsenen fremd. Manchen Menschen macht schon ein Ortswechsel, verbunden mit einer anderen Kost, schwer zu schaffen. Bei anderen können Stress, Flüssigkeitsmangel oder Bettlägerigkeit die Verdauung beeinträchtigen. Verstopfung ist dann ein Thema, wenn Betroffene weniger als dreimal pro Woche auf die Toilette müssen, nur durch starkes Pressen eine Darmentleerung erreichen oder sich im Körper das Gefühl der unvollständigen Entleerung breitmacht. Verstopfung zählt zu den häufigsten Beschwerden in den Industriestaaten. Bis zu 30 Prozent der Österreicher sind davon zumindest zeitweise betroffen. Und mit dem Alter steigt die Häufigkeit rapide an. Dabei sind es öfter Frauen als Männer, die unter den typischen Symptomen wie etwa Schmerzen bei der Stuhlentleerung, Völlegefühl und Bauchschmerzen leiden. In den meisten Fällen ist eine Verstopfung harmlos. In selteneren Fällen kann sie aber auch Symptom einer anderen Krankheit, wie etwa des Kolonkarzinoms, sein.
Wenn die Seele leidet
Die häufigste Ursache für Verstopfung ist aber laut Dr. Manfred Stöger, Oberarzt an der Abteilung für Hämatologie und Onkologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz, eine ballaststoffarme Ernährung in Verbindung mit zu wenig Flüssigkeit und mangelnder körperlicher Aktivität. Manchmal können auch bestimmte Medikamente wie Beruhigungsmittel oder Antidepressiva Verdauungsprobleme auslösen. Auch die psychische Verfassung kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Dr. Stöger: „Darmbeschwerden sind oft Ausdruck eines seelischen, nicht anders mitteilbaren Konflikts.“ Menschen, die beruflich gehetzt oder im Stress sind, nehmen sich beim Stuhlgang keine Zeit und unterdrücken so den natürlichen Rhythmus der Stuhlentleerung.
„Um die Verstopfung zu beheben, hilft am ehesten eine Umstellung der Essgewohnheiten“, empfiehlt Manfred Stöger. Ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten und mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag können Wunder wirken. Auch regelmäßige Bewegung, Entspannungsübungen und eine Kräftigung der Bauchmuskulatur lösen Verstopfungen.
Unbedingt einen Arzt aufsuchen müssen Betroffene, wenn die Darmentleerung mit starken Schmerzen verbunden ist, eine Gewichtsabnahme nicht erklärbar oder Blut im Stuhl ist. Dr. Stöger warnt grundsätzlich vor dem Missbrauch von Abführmitteln, weil diese zu Leberschäden und Elektrolytstörungen, etwa einem Kaliummangel im Blut, führen können. Besser ist es, dem Darm durch richtige Ernährung und Bewegung erst gar keine Chance einzuräumen, träge zu arbeiten.
Mag. Kornelia Wernitznig
März 2009
Foto: Bilderbox, privat
Tipps gegen einen faulen Darm
- auf ballaststoffreiche Ernährung umstellen und Quellstoffe wie Weizenkleie, Leinsamen, Flohsamen in Verbindung mit Flüssigkeit ins Morgenmüsli mischen
- Dörrpflaumen oder Sauerkraut essen
- Kuchen und Weißbrot vermeiden
- viel trinken!
- regelmäßige Bewegung
- warmes Wasser am Morgen auf nüchternen Magen trinken
- Entspannungsübungen zum Stress-Abbau
Kommentar
„Verstopfungen sind an sich zwar nie lebensgefährlich, können aber Folge einer ernsten organischen Darmerkrankung sein. Meist sind die Ursachen aber falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Stress, und schon eine Veränderung des Lebensstils kann enorme Besserung bringen.“
Oberarzt Dr. Manfred Stöger
Abteilung für Hämatologie und Onkologie, KH der Barmherzigen Schwestern, Linz