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Brustkrebs: Krafttraining nach OP

Brustkrebs: Krafttraining nach OPBrustkrebs-Patientinnen, die ein Jahr nach der Diagnose mit Krafttraining starten, haben einer amerikanischen Studie zufolge kein erhöhtes Risiko für ein Armlymphödem. Im Gegenteil: Diese Komplikation trat bei trainierten Frauen sogar seltener auf.

Brustkrebserkrankungen verlangen in manchen Fällen die notwendige Entfernung von Lymphknoten. Das kann dazu führen, dass das Lymphgefäßsystem Flüssigkeiten nicht mehr oder nur unzureichend abtransportieren kann. Auch Bestrahlungstherapien können sich negativ auf dieses System und dessen Leistungsfähigkeit auswirken. Aufgrund des Missverhältnisses zwischen Belastung und Belastbarkeit des Lymphgefäßsystems kann nach einer Brustkrebsoperation ein Armlymphödem entstehen. Das daraus gelegentlich entstehende Beschwerdebild des „dicken Armes” kann unter Umständen erst Wochen oder gar Jahre nach der Operation auftreten.

Vermeiden

Eine Ödem entsprechende Verhaltensweise der Betroffenen kann das Entstehen eines Lymphödems deutlich verringern. So ist es sinnvoll, Arbeitshandschuhe zu tragen, den Umgang mit möglicherweise kratzenden oder beißenden Haustieren zu vermeiden und der Pflege der Hände vor allem im Bereich der Nägel verstärkte Aufmerksamkeit zu schenken.

Arm nicht belasten

Zu den Ratschlägen zählte auch, dass Patientinnen jede übermäßige Anstrengungen des Armes auf der operierten Seite vermeiden sollten. Ja sogar das Tragen von schweren Einkaufstaschen sollte stets mit dem gesunden Arm stattfinden. Der Besuch eines Fitness-Studios mit entsprechendem Krafttraining stand damit auf der Liste der „NO-GO“, (nicht erwünscht). Für Frauen, für die der regelmäßige Gang ins Fitness-Studio sehr wichtig ist, bedeutete dies einen zusätzlichen Verlust der Lebensqualität.

Mit Maß und Ziel

Laut der deutschen Ärztezeitung besagt eine amerikanische Studie, dass Krafttraining auch Brustkrebs-Patientinnen, die bereits ein Armlymphödem haben, nicht schadet, sondern eher zu nützen scheint. Mit einem ausgewogenen Fitnessprogramm inklusive Krafttraining waren die Lymphödem-bedingten Beschwerden in einer Studie geringer als ohne Sport. 134 Frauen nahmen ein bis fünf Jahre nach der Brustkrebsdiagnose an einer Interventionsstudie teil (JAMA online, Journal of American Medical Association). Ihnen waren zur Krebstherapie mindestens zwei Achsellymphknoten entfernt worden.

Langsam steigern

72 der Patientinnen nahmen in einem Fitnesscenter ein Jahr lang an einem langsam gesteigerten Krafttraining teil. Trainiert wurde zweimal wöchentlich für 90 Minuten, und zwar in den ersten 13 Wochen unter Anleitung eines Trainers. Dazu gehörten Übungen zur Steigerung von Oberkörper- und Beinmuskulatur. Die 75 Frauen aus der Kontrollgruppe machten hingegen kein Krafttraining.

Mit Training besser

Die Bilanz nach einem Jahr: Von den Frauen mit Krafttraining bekamen acht (11 %) ein Brustkrebs-assoziiertes Lymphödem, jedoch 13 (17 %) derjenigen Frauen in der Kontrollgruppe. Und bei den 45 Frauen, denen fünf Lymphknoten oder mehr entfernt wurden, trat in der Trainingsgruppe bei 3 (7 %) Frauen ein Lymphödem auf sowie bei 11 (22 %) der 49 Frauen aus der Kontrollgruppe.
Immer noch bekommen etwa 17 Prozent der Frauen mit Mamma-Karzinom ein Armlymphödem, obwohl die operative und radiologische Brustkrebstherapie schonender geworden ist.

Fortschritte in der Medizin

OA Dr. Ernst Rechberger, Leiter des Brustgesundheitszentrum der Barmherzigen Schwestern in Linz, kennt die Problematik: „Einen deutlichen Schutz vor dem Armlymphödem bietet die Sentinel-Node-Biopsie, bei der statt der herkömmlichen Axilladissektion nur ein bis zwei Wächterlymphknoten entfernt werden.“ Unter dem Wächter-Lymphknoten (Sentinel-Lymphknoten) versteht man denjenigen Lymphknoten in der Achselhöhle (Axilla), der als erstes von Krebszellen aus der Brust befallen wird. Ist der Wächter-Lymphknoten tumorfrei, weisen auch sämtliche nachgeordneten Lymphknoten keine Tumorzellen auf.

Expertenrat

Dr. Rechberger: „Die amerikanische Studie zeigt, dass bei Frauen, die eine OP an der Brust mit Lymphknotenentfernung hatten, durch langsames und unter Anleitung gesteigertes Krafttraining keine erhöhte Rate an Armlymphödem hatten – im Gegenteil. Wichtig erscheint mir allerdings, dass das Training langsam gesteigert werden muss und angeleitet wird. Wir sehen gelegentlich, dass Frauen nach Operation häufig Armödeme oder Beschwerden bekommen, wenn sie sich übermäßig und ohne entsprechendes Training anstrengen. Generell ist Sport jedoch zu empfehlen, da auch eine Reduktion des Brustkrebsrisikos erzielt wird.“

Elisabeth Dietz-Buchner

Dezember 2010

Foto: Bilderbox

Zuletzt aktualisiert am 17. Dezember 2021