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Hilfe für Schädel-Hirn-Trauma-Patienten

Längere Hilfe für Schädel-Hirn-Trauma-PatientenJährlich ziehen sich in Europa rund 3,7 Millionen Menschen vor allem durch Unfälle schwere Schädel-Hirn-Traumen zu. Die moderne Neurochirurgie und die Intensivmedizin haben die Überlebensraten drastisch gesteigert. Doch es fehlt an der Langzeit-Rehabilitation und -Unterstützung der direkt Betroffenen und deren Familien, berichtet die Austria Presse Agentur von der Fachtagung „Brain Injured and Families“.

Dies erklärten am Donnerstag, 19. September 2013, Fachleute und Angehörige von Selbsthilfegruppen anlässlich der in Wien stattfindenden Fachtagung der Europäischen Föderation (Brain Injury and Families – BIF).

Stark verbesserte Erstversorgung

"Die Erstversorgung der Patienten ist großartig und steht immer mehr zur Verfügung. Das sind die Verbesserungen im Rettungswesen und die Akutversorgung im Spital. Die Probleme beginnen mit dem Ende der stationären Rehabilitation“, sagte der österreichische Neurologe Dr. Nikolaus Steinhoff, Präsident des Kongresses und Oberarzt im Rehabilitationszentrum Hochegg in Niederösterreich.
In Österreich erleiden pro Jahr rund 20.000 Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma. 50 bis 60 Prozent davon sind Opfer von Verkehrsunfällen. Ein Altersgipfel liegt in der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen, ein zweiter bei den über 65-Jährigen.
Wie sehr sich die Chancen für diese Patienten in Österreich in den vergangenen Jahren verbessert haben, stellte beim Kongress der Leiter des Instituts für Anästhesie und Intensivmedizin am Lorenz Böhler Krankenhaus der AUVA, Prim. Prof. Dr. Walter Mauritz, dar. Die Mortalität von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma hat sich zwischen 2009 und 2012 um 22 Prozent reduziert. Ausschlaggebend dafür waren der direkte Transport der Betroffenen in spezialisierte Zentren, die intensive notfallmedizinische Versorgung während des Transports, eine Computertomografie innerhalb von 60 Minuten und neurochirurgische Eingriffe binnen zwei Stunden nach dem Eintreffen im Krankenhaus. Die Rate der schweren Folgeschäden sank um 24 Prozent.

Sicherstellung der Nachbetreuung

Für die überlebenden Patienten bedeutet das aber auch die notwendige Sicherstellung ambulanter Rehabilitations- und sonstiger Hilfsdienste – oft ein Leben lang. Damit kommen die in vielen Staaten auf Akut- und Spitalsversorgung ausgerichteten Gesundheits- und Sozialsysteme offenbar schlecht zurecht. Steinhoff: „In Österreich würden wir eine Service-Stelle für solche Patienten benötigen, wo alle Informationen über Betreuungsdienste, Rehabilitation etc. vorhanden sind und die Organisation abgewickelt werden kann.“

In Oberösterreich übernimmt diese Koordination das „Netzwerk Hilfe“ der OÖGKK.

Mag. Christian Boukal
September 2013


Foto: APA 191534 Sep 13, Foto-/Videocredit: HKT

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020