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Venenthrombose bei Flugreisen

Venenthrombose bei FlugreisenStundenlang eingeklemmt in engen Flugzeugsitzen: Das erwartet manchen Urlauber zum Ferienbeginn. Gefährdete Personen machen sich angesichts dieses Szenarios Sorgen um Venenthrombosen. Für einen gesunden Menschen stellt allerdings ein eingegipstes Bein ein größeres Risiko dar, stellt das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) fest.

Die Gefahr, während einer langen Flugreise eine tiefe Venenthrombose zu entwickeln, wird häufig überschätzt. Sie ist für gesunde Flugreisende sehr gering, so das IQWiG. Wenn ein Bein etwa nach einem Sportunfall eingegipst oder geschient wird, denken viele Menschen hingegen nicht daran, dass dies das Risiko für eine tiefe Venenthrombose in Bein und Becken erhöht.

Blutgerinnsel kann Embolie verursachen

Bei zu wenig regelmäßiger Bewegung fließt das Blut nicht so schnell durch die Venen wie sonst. Dann kann es zu einem Gerinnsel verklumpen und eine tiefe Venenthrombose verursachen. „Eine solche Thrombose kann gefährlich werden, wenn sich das Blutgerinnsel löst, in die Lunge gelangt und dort ein Blutgefäß blockiert“, so der Leiter des IQWiG, Prof. Dr. Peter Sawicki. „Diese Komplikation, eine sogenannte Lungenembolie, kann die Sauerstoffversorgung des Körpers beeinträchtigen, das Herz überlasten und im schlimmsten Fall zu einem Herzversagen führen.“

„Reisethrombose“ selbst bei erhöhtem Risiko unter einem halben Prozent

Immer wieder wird zur Reisezeit berichtet, dass Langstreckenflüge das Risiko für eine tiefe Venenthrombose („Reisethrombose“) erhöhen, stellt das IQWiG fest. Das Institut hat Forschungsergebnisse zu tiefen Venenthrombosen und Flugreisen zusammengefasst, die die Erfahrungen von Millionen Flugreisenden berücksichtigen. Dabei hat sich gezeigt, dass lediglich ungefähr zwei bis fünf von 10.000 Menschen nach einem Langstreckenflug von mehr als sechs bis acht Stunden eine tiefe Venenthrombose mit Symptomen entwickeln (höchstens 0,05 Prozent). Selbst bei Reisenden mit erhöhtem Risiko, etwa aufgrund von ausgeprägten Krampfadern oder starkem Übergewicht, ist eine Reisethrombose nicht sehr wahrscheinlich: Nur 20 von 10.000 Fluggästen sind davon betroffen (0,2 Prozent). Bei einer Flugdauer unter vier bis sechs Stunden fand das Institut keine überzeugenden Nachweise, dass das Thromboserisiko überhaupt erhöht ist.
„Übrigens, wenn Sie bei einer Flugreise Ihr Thromboserisiko mit Kompressionsstrümpfen senken wollen, sollten Sie sie mindestens zwei Stunden vor dem Start anziehen und während des gesamten Fluges tragen. Studien haben gezeigt, dass sie dann das Risiko für eine tiefe Venenthrombose etwas verringern“, so Sawicki.

Gipsverband und Schiene gefährlicher

Wird ein Bein etwa nach einem Bruch oder Kreuzbandriss eingegipst oder geschient, lässt es sich nur eingeschränkt oder gar nicht bewegen. Dabei jedoch denken viele Menschen nicht daran, dass das Risiko für ein Blutgerinnsel in einer Bein- oder Beckenvene erhöht ist. „Um gefährliche Komplikationen zu vermeiden, ist es am wichtigsten, möglichst rasch wieder mobil zu werden und sich zu bewegen“, betont Sawicki. „Wenn dies nicht möglich ist, etwa weil eine zu frühe Belastung den Heilungsprozess gefährden könnte, stehen wirksame Medikamente zur Verfügung.“ Diese Medikamente setzen die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herab. Am gängigsten sind Arzneimittel aus der Gruppe der Heparine, die unter die Haut gespritzt werden.

Mag. Christian Boukal
August 2009


Foto: Bilderbox

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020