Mit zunehmendem Alter nimmt zumeist auch die Hörleistung ab. Immer häufiger sind jedoch auch Menschen vor dem 50. Lebensjahr von Schwerhörigkeit betroffen. Ein möglicher Grund dafür kann eine zu große Lärmbelastung sein. Vor allem Jugendliche gefährden heute durch zu laute Musik ihr Hörvermögen, stellt Primar Dr. Floris Heger, Leiter der HNO-Abteilung des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz, fest.
Er ist so selbstverständlich, dass wir uns häufig keine Gedanken mehr um ihn machen, doch die wenigsten von uns wissen, wie unser Hörapparat eigentlich funktioniert. Alle akustischen Informationen wie Sprache oder Musik verursachen Schallwellen, die von der Ohrmuschel aufgenommen werden. Im Inneren des Gehörgangs treffen sie auf das Trommelfell, das den Gehörgang zum Mittelohr abgrenzt. In der Paukenhöhle befinden sich drei Gehörknöchelchen: Hammer, Amboss und Steigbügel. Sie wiederum stellen eine Verbindung zum Innenohr dar und übertragen die Schallwellen vom Trommelfell auf das Innenohr. Das eigentliche Hörorgan ist die Schnecke im Innenohr. Sie wandelt die Schallwellen in elektrische Nervensignale um, die über Hörnerven zum Gehirn geleitet werden. Dort werden die Informationen schließlich verarbeitet.
Formen der Schwerhörigkeit
„Wir sprechen über Schwerhörigkeit, wenn jemand aus irgendwelchen Gründen schlechter hört. Schwerhörigkeit kann erworben oder angeboren sein. Sie kann geringgradig, mittelgradig, an Taubheit grenzend oder Taubheit sein. Wenn man auf beiden Ohren unter Schwerhörigkeit leidet, sprechen wir von Gehörlosigkeit“, erklärt Heger. Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Arten von Schwerhörigkeit unterscheiden: Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Die Ursache der Schallleitungsschwerhörigkeit ist, dass die Schallwellen im äußeren Ohr nicht richtig gebündelt und an das Trommelfell weitergeleitet werden. Ein möglicher Grund dafür kann eine Verstopfung des äußeren Gehörgangs durch Zerumen (Ohrenschmalz) oder Fremdkörper sein. Weitere Ursachen für diese Form der Schwerhörigkeit können angeborene Fehlbildungen des äußeren Gehörgangs oder ein Riss des Trommelfells durch einen Schlag aufs Ohr sein.
„Die Schallempfindungsschwerhörigkeit ist in den meisten Fällen durch eine Erkrankung des Innenohrs bedingt. Seltener wird sie durch eine Erkrankung des Hörnervs oder der Hörbahn hervorgerufen“, so Heger. Damit verbundene Probleme können Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen sein. Diese Form der Schwerhörigkeit kann angeboren beziehungsweise genetisch bedingt sein oder wird durch Virusinfektionen wie Masern oder Mumps hervorgerufen.
Ursachen für Schwerhörigkeit
Die Ursachen für Schwerhörigkeit sind vielfältig und hängen von der Form der Schwerhörigkeit ab. Eine Schallleitungsstörung kann durch überschüssige Ansammlung von Ohrschmalz entstehen oder, wenn das Trommelfell beim Putzversuch der Ohren durchstochen wird. Weitere Ursachen können eine Entzündung des Gehörgangs oder von Haarwurzeln im Gehörgang sowie Verletzungen im Mittelohr sein.
Schallempfindungsstörungen können einige Medikamente wie Antibiotika auslösen. Häufig entsteht sie durch Lärm von lauten Maschinen oder Geräuschen, denen man sich freiwillig aussetzt. Diese werden oft nicht einmal als störend empfunden wie beispielsweise laute Musik. Bei den meisten Menschen lässt jedoch mit zunehmendem Alter das Hörvermögen nach.
Was ist ein Hörsturz?
Ein Hörsturz ist eine ohne erkennbare Ursache einsetzende Innenohrschwerhörigkeit beziehungsweise Schallempfindungsschwerhörigkeit. Er tritt in der Regel nur auf einem Ohr auf. „Die Hörstörung wird in vielen Fällen von einem dumpfen Gefühl im Ohr, Ohrgeräuschen oder Schwindel begleitet. Die Ursache des Hörsturzes ist bis heute nicht vollständig geklärt“, so Heger. Man geht jedoch davon aus, dass Durchblutungsstörungen des Innenohrs eine große Rolle spielen oder aber, dass der Hörsturz durch Virusinfektionen oder Autoimmunerkrankungen ausgelöst wird. „Um gute Heilungserfolge zu erzielen, sollte möglichst frühzeitig nach dem Auftreten mit der Behandlung begonnen werden. Die Behandlung umfasst durchblutungsfördernde Maßnahmen mittels Tabletten oder Infusionen und die Gabe von Cortison als kurze immunologische Therapie.“
Therapiemöglichkeiten
Betroffene leiden oft stark unter ihrer Schwerhörigkeit und müssen Einschränkungen im Alltag in Kauf nehmen. Die Therapie der Schwerhörigkeit richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und kann bis zu operativen Maßnahmen oder der Anpassung eines Hörgeräts reichen. Der Mediziner rät: „In vielen Fällen ist die Vorbeugung eines Hörschadens leichter als deren Behandlung. Eine wichtige Maßnahme ist das Vermeiden von großer Lärmbelastung. Messungen an Jugendlichen zeigen, dass sie oft Hörstörungen haben, die früher für älteren Jahrgänge typisch waren“, so Heger. Eine gesunde Lebensführung trägt stark dazu bei, das Gehör weit über das Pensionsalter zu erhalten. Dabei spielen eine ausgewogene Ernährung und die Erhaltung des Normalgewichts eine große Rolle. Denn: „Eine Durchblutungsstörung, verursacht durch Zuckerkrankheit und hohen Blutdruck, oder eine Gefäßverengung durch Nikotinkonsum verschlechtert das Hörvermögen erheblich“, erklärt der Mediziner.
Selbsthilfegruppe in Linz
In Linz gibt es eine Selbsthilfegruppe für junge Leute, Erwachsene und Senioren mit Hörbeeinträchtigung sowie deren Angehörige. Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.vonohrzuohr.or.at.
Mag. Birgit Koxeder
März 2009
Foto: Bilderbox