Zunehmende Antibiotika-Resistenzen bei Krankheits-erregern sorgen in Europa immer häufiger für Probleme. So zeigt zum Beispiel eine Untersuchung des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC), dass der Anteil der Carbapeneme-resistenten Klebsiella Pneumonia in Europa im Vormarsch ist, berichtet die Austria Presse Agentur (APA).
Für mehr Bewusstsein soll der 2008 ins Leben gerufene Europäische Antibiotika-Tag sorgen, der Anfang November zum vierten Mal stattfand. 60 Tonnen Antibiotika wurden in Österreich im Jahr 2010 im Human- und Veterinärbereich verbraucht, hält die APA fest. Die EU-Kommission will mit einem Maßnahmenpaket die Resistenz gegen Antibiotika in den nächsten fünf Jahren stärker bekämpfen. 25.000 Todesfälle in der EU pro Jahr sind auf arzneimittelresistente Bakterien zurückzuführen und kosten den Gesundheitssystemen sowie Unternehmen rund 1,5 Mrd. Euro, schätzt die Kommission.
Resistenz durch sorglosen Gebrauch
Das Entstehen von Resistenzen gegen häufig verwendete Antibiotika ist eine altbekannte Tatsache. Die zunehmende Resistenzbildung sei sowohl auf die unkritische Verschreibung als auch Fehler bei Einnahme und Dauer der Therapie zurückzuführen. Laut einer Aussendung des ECDC sind in mehreren europäischen Mitgliedsstaaten zwischen 15 und fast 50 Prozent der Klebsiella Pneumonia-Bakterien von Infektionen der Blutbahn bereits resistent gegen Carbapeneme – einem Reserveantibiotikum, die besonders stark sind und nur bei schweren Infektionen zum Einsatz kommen. Klebsiella-Bakterien sind im Darm gesunder Menschen angesiedelt, können jedoch bei Menschen mit schwachem Immunsystem – insbesondere in Krankenhäusern – gefährliche Infektionen wie zum Beispiel Lungenentzündungen oder Infektionen der Harnwege auslösen, so die APA.
Rapide Zunahme
Seit 2009 hat die Anzahl der resistenten Klebsiella-Bakterien in Europa rapide zugenommen. 2010 wurde diese Entwicklung in Österreich, Zypern, Ungarn und Italien beobachtet. Einen Rückgang verzeichneten hingegen Infektionen mit den multiresistenten Keimen MRSA. Die Abkürzung steht für methicillin-resistente Stämme des Erregers Staphylococcus aureus. Dieses Bakterium reagiert nicht mehr auf viele gängige Antibiotika und ist deshalb sehr schwer zu behandeln. 2010 wurde dieser Rückwärtstrend in sieben Ländern, darunter auch Österreich, beobachtet. Einen europaweiten Zuwachs gab es hingegen bei Antibiotika-Resistenzen der E. coli-Darmbakterien.
Restriktive Verwendung als Strategie
Richtige und restriktive Verwendung erachtet die ECDC als wichtige Strategie gegen das Fortschreiten von Resistenzen. Studien würden zeigen, dass 50 Prozent des Antibiotikaeinsatzes in Krankenhäusern ungeeignet seien, berichtet die APA. Umsichtige Gabe von Antibiotika sei aber ausschlaggebend für die Prävention. Darüber hinaus ist die Einhaltung von Hygienemaßnahmen durch medizinisches Personal – vor allem das Händewaschen – immer noch der effektivste Weg, um die Ausbreitung von Infektionen in Krankenhäusern zu verhindern.
Laut Daten des ECDC nimmt beispielsweise EU-weit die Antibiotikaresistenz von Krankheitserregern zu, die in Krankenhäusern häufig zu Lungenentzündung und Harnwegsinfektionen führen. Auch können resistente Bakterien über die Nahrungsmittelmittelkette oder durch direkten Kontakt vom Tier auf den Menschen übertragen werden.
Österreich, Irland, Großbritannien und Frankreich konnten im vergangen Jahr die Antibiotikaresistenz senken, erklärte Marc Sprenger, Direktor des ECDC. Damit sei klar, dass einer „der schwerwiegendsten Gesundheitsprobleme“ unserer Zeit gelöst werden kann. Unter anderem durch die umsichtige Verschreibung von Antibiotika und die Einhaltung von Hygienemaßnahmen durch medizinisches Personal, vor allem das Händewaschen. Der Spardruck im Spitalsektor in den EU-Mitgliedsstaaten dürfe nicht zu einer Abnahme der Hygiene führen, warnte Sprenger.
Mag. Christian Boukal
Dezember 2011
Foto: APA