Studien weisen auf einen Zusammenhang von Ernährung und Prostataerkrankungen hin. Eine Ernährungsweise auf pflanzlicher Basis dürfte das Krebsrisiko senken und eine bestehende Erkrankung positiv beeinflussen.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Risikofaktoren sind die unbeeinflussbaren Faktoren der erblichen Vorbelastung und das Alter. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 70 Jahren; das Erkrankungsrisiko ist bei familiärerer Vorbelastung verdoppelt. Immer mehr Studien weisen zudem auch auf einen Zusammenhang von Ernährung und Prostataerkrankungen hin. Demnach lassen sich die Lebensqualität und auch die Lebensdauer aktiv durch Veränderungen der Ernährungsweise beeinflussen.
International große Unterschiede
Die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Prostatakrebs zeigen sich sehr deutlich, wenn man die weltweiten Ernährungsgewohnheiten und die Häufigkeit der Erkrankungen betrachtet. Sowohl bei der gutartigen Prostatavergrößerung als auch beim Prostatakrebs handelt es sich um Erkrankungen, von denen vor allem Männer in der westlichen Welt betroffen sind. „Es gibt international extrem große Unterschiede, ein Vergleich zwischen unseren Essgewohnheiten in den Industrieländern und denen der asiatischen ist sehr aufschlussreich“, sagt Dr. med. Ludwig Manfred Jacob, Leiter des Dr. Jacob's Institut für komplementär-medizinische Forschung (www.drjacobsinstitut.de).
In Asien erkranken deutlich weniger Männer an Prostatakrebs als in Europa und den USA. Das gilt auch für die gutartige Prostatavergrößerung. In Europa dominiert ein Ernährungsmuster auf Basis tierischer Lebensmittel und Zucker. Der Konsum von Fleisch, Milchprodukten und Zucker ist enorm. „Die Prostatakrebssterblichkeit liegt bis zu 27-mal höher als in asiatischen Ländern. Studien belegen, dass diese signifikanten Unterschiede auf die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen sind“, sagt Jacob. In Asien basiert die traditionelle Ernährung auf Sojabohnen, Reis, Gemüse und Grüntee, während die Menschen im Laufe ihres Lebens nur sehr wenig Milch, Fleisch und Zucker konsumiert haben.
Die Genetik dürfte für die großen Unterschiede an Prostataerkrankungen nicht ausschlaggebend sein, denn die Überlebensvorteile der Asiaten verschwinden nach einer Migration in westliche Länder und Übernahme eines westlichen Ernährungsmusters. Auch in Asien selbst ist durch die zunehmende Verwestlichung der Ernährungsweise bereits eine enorme Zunahme der Prostatakrebssterblichkeit festzustellen.
Ernährungsmuster hat Einfluss
„Ein ausschlaggebender Faktor für die Entwicklung von Prostatakrebs ist eindeutig unser jahrzehntelang gepflogenes Ernährungsmuster. Aber selbst wenn man sich bisher sein Leben lang schlecht ernährt hat, ist ein Umstieg immer noch von Vorteil, denn bereits nach drei Monaten sieht man positive Veränderungen im PSA-Wert. Man kann sich das, stark vereinfacht, so vorstellen: Esse ich schlecht, schalte ich den Krebs an, esse ich richtig, schalte ich ihn ab“, so Jacob.
Der PSA-Wert ist der wichtigste Verlaufsmarker bei Prostatakrebs: Je langsamer der PSA-Wert nach einer Therapie ansteigt, desto länger ist in der Regel die Lebenserwartung. Diese rasche Sichtbarkeit von Erfolgen motiviert viele Betroffene ernorm. Es spornt sie an, die Ernährungsumstellung konsequent durchzuführen. Jacob: „Ist der Krebs wenig aggressiv, also ein nur langsam wachsendes, aber sehr häufiges Niedrigrisikokarzinom, lässt er sich durch die Ernährung gut beeinflussen. Aber auch für den Fall, dass der Krebs aggressiver ist, macht eine Ernährungsumstellung Sinn, auch wenn die Ergebnisse dann nicht so deutlich sind.“
Risiko plus Verlauf beeinflussbar
Jacob: „Durch Ernährung lassen sich sowohl das Erkrankungsrisiko als auch der Krankheitsverlauf bei bestehendem Prostatakrebs und auch das Rezidivrisiko [bei überstandenem Krebs] beeinflussen. Studien zeigen, dass der Verlauf sogar sehr stark beeinflussbar ist. So lassen sich bei Niedrigrisikokarzinomen Operationen über Jahre hinauszögern und oft ist eine Operation gar nicht mehr nötig. Studien zeigen, dass sich durch eine grundlegende Ernährungsumstellung sogar die Tumorgenetik ändert. Das heißt, der Tumor ist weniger aggressiv, weniger aktiv.“
Ernährungsgewohnheiten ändern
Eine Überprüfung der eigenen Ernährungsgewohnheiten scheint daher im Sinne eines Prostataschutzes sinnvoll. Laut Jacob sollte man sich auf folgende Schwerpunkte konzentrieren: Möglichst wenig Fette, Zucker, Fleisch, Milchprodukte und verarbeitete Produkte (Fertiggerichte etc.) konsumieren und möglichst viele pflanzliche Nahrungsmittel zu sich nehmen, denn sie sind reich an schützenden Polyphenolen.
Schützende Lebensmittel
Soja: „Soja hat eine schützende Wirkung, das ist durch Studien gut belegt. Man sollte Soja und Tofu in die tägliche Ernährung einbauen und damit tierische Lebensmittel ersetzen“, sagt der Mediziner. Das pflanzliche Soja, das in Hülsenfrüchten enthalten ist, hat einen hohen Anteil an Phyto-Östrogenen, die positiv auf den Hormonhaushalt wirken, was wiederum der Prostata zugute kommt.
Obst und Gemüse: Sie beinhalten eine Vielzahl an Inhaltsstoffen, wobei der synergistische Effekt der Inhaltsstoffe eine wichtige Rolle spielt. Nahrungsergänzungsmittel liefern nur isolierte Inhaltsstoffe, sie können Gemüse und Obst daher nicht vollwertig ersetzen.
- Vor allem Brokkoli (primär Samen und Sprossen), Blumenkohl, Chinakohl und andere Kreuzblütler haben schützende Wirkung.
- Granatapfel: Studien zeigen günstige Effekte. „Der Anstieg der PSA-Werte konnte damit stark verlangsamt werden. Die Wirksamkeit der Granatapfel-Polyphenole variiert individuell allerdings und ist von der Darmflora abhängig“, sagt der Forscher.
- Tomaten enthalten Lycopin. Dieses wird aus der verarbeiteten Tomate (Saft, Tomatenmark, Soße etc.) am besten aufgenommen.
- Curcuma (auch Kurkuma oder Kurkumin genannt): Es empfiehlt sich, auch vorsorglich mit Curcuma seine Speisen zu würzen. Die Aufnahme des Gewürzes wird durch schwarzen Pfeffer erhöht. Curcuma ist auch in Currymischungen enthalten. Bei Vorliegen eines Prostatakrebses, sollte man Curcuma hoch dosiert in Kapseln zu sich nehmen.
- Kohlenhydrate sollten in Form von Vollkorngetreide aufgenommen werden. Ganze Haferflocken oder Haferkörner sind ideal, aber kein Müsli mit Zucker.
- Grüner Tee: Jacob rät zu Bio-Qualität. „Grüntee wirkt schützend durch seine Polyphenole, die Krebszellen abtöten können. Auch ein Gläschen guter polyphenolreicher, also herber Bio-Rotwein kann günstig sein.“
- Leinsamen, Walnüsse.
Vegetarisch allen genügt nicht
„Studien zeigen, dass Wurst und Fleisch die Entwicklung von Prostatakrebs fördern“, sagt Jacob. Fleisch lässt sich in der Praxis gut durch Soja und Tofu ersetzen. Sich fleischlos zu ernähren sei zwar gut, reiche aber nicht. „Zusätzlich muss man sich gesund ernähren, also wenig Zucker, Fette, und kein Fastfood essen und auch Milch und Milchprodukte weglassen. Sehr empfehlenswert ist es, sich vollwertig und von einer großen und bunten Bandbreite gering verarbeiteter pflanzlicher Lebensmittel zu ernähren. Vegan ist auch noch nicht automatisch gesund.“, sagt der Mediziner.
- Milchprodukte: Milch, Käse, Joghurt lassen sich durch Produkte auf Sojabasis (Sojamilch, Sojajoghurt - nicht gesüßt) ersetzen. „Wie wirkungsvoll die Verwendung von Sojamilch als Kuhmilch-Alternative ist, haben wir durch eine Studie bewiesen. Männer mit einem hohen Konsum an Sojamilch senkten ihr Risiko an Prostatakrebs zu erkranken um 70 Prozent“, erklärt Jacob.
- Zucker: sollte man möglichst weglassen, ebenso Produkte aus Weißmehl.
Das gesamte Bild zählt
Der Effekt einzelner Lebensmitteln auf die Prostatagesundheit wird immer wieder in verschiedenen Studien bestätigt. Man sollte die Ernährung jedoch in seiner Gesamtform betrachten und gegebenenfalls umstellen. Dies bedeutet zugleich eine Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und Bluthochdruck.
Jakob: „Das ist für den Mann ein kulinarisches Abenteuer, auf das er sich am besten zusammen mit seiner Frau begibt. So wird die Ernährungsumstellung wenig Verzicht und viel neuer Genuss. Eine einfache Grundregel: Trinke täglich etwa 2 Liter Grüntee oder Wasser. Iss dich satt mit gering verarbeiteter, vielseitiger, verträglicher Pflanzenkost und meide möglichst tierische Lebensmittel wie Fleisch- und Milchprodukte sowie Zucker und Salz.“
Dr. Thomas Hartl
November 2013
Foto: Bilderbox