Unangenehm und vor allem enorm schmerzhaft ist sie. Die Hodenentzündung wird von Viren oder Bakterien hervorgerufen und kann Männer vom Babyalter an heimsuchen. Bei der Therapie spielt das Ruhigstellen eine wichtige Rolle.
Unabhängig davon, ob ein viraler Infekt dahintersteckt, oder ob sie durch eingeschleppte Bakterien verursacht wurde, zeigt eine Hodenentzündung meist ähnliche Symptome: Typisch sind Druckempfindlichkeit und starke Schmerzen sowie eine Schwellung, Rötung und Erwärmung des Hodensacks – und meist hohes Fieber. Die Hodenentzündungen teilen sich nicht nur wegen des Infektionsweges in zwei Gruppen. Univ.-Prof. Dr. Steffen Krause, der Leiter der urologischen Abteilung am AKh Linz: „Die von Viren verursachte Hodenentzündung ist eine Begleitinfektion, in den meisten Fällen von Mumps. Sie trifft hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Im Gegensatz dazu sind von der bakteriell ausgelösten Hodenentzündung fast nur Erwachsene betroffen.“ Die „junge“ Hodenentzündung kann nicht nur durch Mumpsviren, sondern auch durch Viren des Pfeifferschen Drüsenfiebers oder von Windpocken verursacht werden, die über die Blutbahn eingeschleppt wurden. Bei der viralen Infektion sind in den meisten Fällen beide Hoden betroffen. Das ist bei einer Infektion durch Bakterien seltener. Die steigen über den Harnleiter und den Samenleiter abwärts und erreichen so Nebenhoden und Hoden, meist jedoch nur einseitig.
Sorgfältige Diagnose
Da die Patienten unter heftigen Schmerzen leiden, wird ohnehin immer ein Arzt gerufen. Professor Krause: „Vor allem ist es wichtig, eine eventuelle Hodenentzündung klar von einem Tumor oder einer Hodentorsion abzugrenzen.“ Letztere ist eine Verdrehung des Hodens, bei der die Blutzufuhr abgeschnürt werden kann. Dann droht innerhalb von wenigen Stunden das Absterben des Gewebes. Eile ist auch bei einem Hodentumor angezeigt. Urologe Krause: „Weil er sehr stark zur Absiedelung von Metastasen neigt, operieren wir einen Hodentumor so schnell es geht, meist schon am nächsten Tag.“
Zur Sicherung der Diagnose werden neben dem Tastbefund auch Ultraschall sowie eine Urin- und Blutanalyse herangezogen. Erst wenn zweifelsfrei festgestellt ist, dass es sich um eine bakterielle oder virale Hodenentzündung handelt, kann mit der Therapie begonnen werden. Im Vordergrund stehen dabei natürlich schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel. Daneben sollte für eine Ruhigstellung der betroffenen Körperregion gesorgt werden. Professor Krause: „Ideal wäre natürlich Bettruhe. Das ist gerade bei jüngeren Patienten oft ein Problem. Vor allem dann, wenn die schmerzstillenden Mittel schon eine gewisse Besserung suggerieren.“ Zur Stabilisierung und zum Schutz des Hodensacks kann auch ein sogenanntes Suspensorium eingesetzt werden. Nur wenn eine bakterielle Infektion diagnostiziert wurde oder der Harnbefund zeigt, dass die Gefahr einer zusätzlichen Bakterieninfektion besteht, werden Antibiotika verabreicht.
Mit einer Hodenentzündung – in der Medizinersprache Orchitis – ist man mindestens zwei Wochen außer Gefecht, die Heilung kann aber auch einige Wochen länger dauern. Komplizierter wird es, wenn im Ultraschall ein Abszess festgestellt wird. Dr. Steffen Krause: „Dann kann auch eine Operation notwendig werden.“ In diesen Fällen gilt es, der Schrumpfung oder gar dem Absterben eines oder beider Hoden zuvorzukommen. Denn das hätte nicht nur Auswirkungen auf die Zeugungsfähigkeit der Betroffenen. Krause: „Da 98 Prozent des Hormons Testosteron in den Hoden gebildet werden, würden sich bei jungen Männern ernste Probleme in der Entwicklung ergeben, da das Hormon beispielsweise für Geschlechtsmerkmale und das Muskelwachstum gebraucht wird.“
Heinz Macher
August 2013
Foto: shutterstock, privat
Kommentar
„Bei einer akuten Hodenentzündung treiben einen die enormen Schmerzen ohnehin zum Arzt. Dort hat eine klare Abgrenzung von einer Hodenverdrehung oder einem Tumor oberste Priorität.“
Univ.-Prof. Dr. Steffen Krause
Leiter der urologischen Abteilung am AKh Linz