Mein Sohn war noch ganz klein, als er plötzlich begann, stark zu hinken, und sich kaum mehr rühren konnte“, erinnert sich Markus F. an den Schock, den eine Erkrankung seines Sohnes vor einigen Jahren verursacht hat. Man kann noch heute die Angst im Gesicht des jungen Vaters erkennen, während er erzählt. Adrian war zwei Jahre alt, als er an Hüftschnupfen erkrankte. Eine speziell bei Kleinkindern relativ häufig auftretende und dennoch ziemlich unbekannte Hüftgelenkserkrankung.
Starke Hüftschmerzen
Entdeckt wird diese rheumatische Gelenkserkrankung, medizinisch Coxitis fugax genannt, oft beim Wickeln von Kleinkindern. Bewegen Eltern die Hüfte oder die Beine der Babys, beginnen diese zu schreien. Größere Kinder klagen beim Gehen ganz plötzlich über starke Hüftschmerzen und haben erhöhte Temperatur. Oft werden die Schmerzen auch auf das Kniegelenk projiziert, klinisch zeigt sich eine deutliche Einschränkung der Hüftbeweglichkeit. Am häufigsten betroffen sind Kinder im Vor- und Volksschulalter, Buben etwas öfter als Mädchen.
In den meisten Fällen tritt die Hüftgelenksentzündung in zeitlichem Zusammenhang mit Infektionen der Atemwege auf. Die genauen Ursachen für die Hüftgelenksentzündung sind aber nicht bekannt. Es kommt dabei zu einer Entzündung der Gelenksschleimhaut des Hüftgelenks, und bei der Untersuchung zeigt sich, dass die Beweglichkeit im betroffenen Hüftgelenk eingeschränkt ist, vor allem aber die Außendrehung des Gelenks.
„Um den Hüftschnupfen wirksam behandeln zu können, müssen andere Gelenkserkrankungen wie eine bakterielle Hüftgelenksentzündung oder ein sogenannter Morbus Perthes ausgeschlossen werden“, betont Dr. Martin Henkel, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. Diese Ausschlussdiagnose erfolgt durch eine laborchemische Untersuchung des Blutbildes und die Kontrolle der Entzündungswerte der kleinen Patienten. Sinnvoll ist auch eine Ultraschalluntersuchung der Hüfte zum Nachweis eines möglichen Gelenksergusses. „Im Zweifelsfall kann auch die Durchführung einer Gelenkspunktion beziehungsweise einer kernspintomografischen Untersuchung notwendig sein“, so Primarius Henkel.
In der Regel besteht die Therapie des Hüftschnupfens in der Schonung der betroffenen Hüfte und der Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten, wobei aber längerfristige Ruhigstellungen zu vermeiden sind. „Die Prognose des Hüftschnupfens ist insgesamt sehr gut. Die komplette Ausheilung der Gelenkserkrankung tritt in den meisten Fällen binnen einer bis spätestens sechs Wochen ein, wobei sich eine Nachkontrolle nach drei Monaten empfiehlt“, so Primar Henkel.
Selten gibt es aber auch schwere Fälle von Coxitis fugax. Bei einigen wenigen Kindern nimmt die Krankheit einen chronischen Verlauf, wobei Veranlagungsfaktoren im Immunsystem eine entscheidende Rolle spielen dürften. Eine medizinische Abklärung des Hüftschnupfens bei Babys und Kleinkindern empfiehlt sich deshalb auf jeden Fall.
Mag. Kornelia Wernitznig
Mai 2009
Foto: shutterstock, privat
Kommentar
Dr. Martin Henkel
Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz