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Schleudertrauma

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Peitschenschlagsyndrom - moderne Untersuchungsmethoden schützen vor Missbrauch. Bei einem Auffahrunfall wird der Kopf häufig so rasch und stark nach vorne bzw. hinten geworfen, dass es zu einer Zerrung der Nackenmuskulatur kommen kann.


Ein Schleudertrauma oder Peitschenschlagsyndrom ist eine reine Weichteilverletzung an der Halswirbelsäule und wird häufig durch einen Auffahrunfall verursacht. Dabei wirkt plötzlich eine starke Kraft auf den Nacken, die bewirkt, dass die Halswirbelsäule zuerst völlig überbeugt und dann ruckhaft überstreckt wird. Bei leichteren Verletzungen ist meist nur ein schwaches Ziehen im Rückenbereich des Halses zu verspüren, manchmal kommen auch Kopfschmerzen hinzu. In schwereren Fällen kann es zu Verschiebungen und Verrenkungen der Halswirbel oder sogar zu Bänderrissen und Wirbelbrüchen kommen. Bei besonders schweren Stößen oder Schlägen kann auch das Rückenmark gequetscht oder geschädigt werden — bis hin zur Querschnittslähmung. "Das häufigste Symptom bei einem Schleudertrauma sind Schmerzen im Nacken, Kopfschmerzen, Übelkeit und Muskelsteifheit im Nackenbereich. Diese Beschwerden treten typischerweise nach einer kurzen beschwerdefreien Zeit, einer sogenannten Latenzzeit auf. Häufig wird dann in den ersten Tagen eine Zunahme der Beschwerden verzeichnet und tritt bereits nach einigen Tagen Besserung ein", weiß OA Dr. Andreas Sailler vom Unfallkrankenhaus Meidling.

Schmerzen im Nacken

Während das Schleudertrauma noch vor einigen Jahren nicht immer exakt diagnostiziert werden konnte und der behandelnde Arzt auf die Aussagen der Patienten vertrauen musste, gibt es heute medizin-technische Möglichkeiten, einen Missbrauch des Schleudertraumas für Schmerzensgeldforderungen nach einem Auffahrunfall auszuschließen. "Die Diagnose erfolgt im Krankenhaus. Als Untersuchungsmethoden zum Einsatz kommen neben Röntgen in schweren oder umstrittenen Fällen auch Computertomographie sowie die Magnetresonanz", so Sailler.

Halskrause ist umstritten

Bezüglich der Behandlung eines diagnostizierten Schleudertraumas gibt es keine standardisierte Vorgehensweise. Besteht kein Verdacht auf Knochenbrüche oder Gelenksschäden, sollte der Patient möglichst schnell zu den alltäglichen Aktivitäten zurückkehren. Der Patient kann selbst ein Trainingsprogramm mit aktiven Nackenübungen durchführen, das er vom Arzt, Physiotherapeuten oder Chiropraktiker erklärt bekommt. Manchmal ist eine Behandlung mit Schmerzmitteln über ein paar Wochen hinweg notwendig. Umstritten ist die Verordnung einer Halskrause. "Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Ruhigstellung die Dauer von Kopf- und Nackenschmerzen nach dem Unfall nicht verkürzt, im Gegenteil. Nur wenn etwa die Wirbelkörper verletzt sind und der Arzt bei der Untersuchung Funktionsstörungen der Halswirbelsäule feststellt, ist die Ruhigstellung tatsächlich erforderlich", betont die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Nur wenige Patienten leiden nach einem Schleudertrauma unter Spätfolgen. Eine Studie aus der Schweiz hat gezeigt, dass lediglich drei Prozent der betroffenen Patienten nach zwei Jahren so große Beschwerden haben, dass ihre Berufstauglichkeit beeinträchtigt ist.

Mag. Kornelia Wernitznig

April 2006


Foto: deSign of Life, privat

Kommentar

Kommentarbild von OA Dr. Andreas Sailler zum Printartikel "Richtig eingestellte Kopfstützen können bei einem Heckaufprall Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule verhindern. Wenn es dennoch zu einem sogenannten Schleudertrauma kommt, kann man dieses mit medizinisch-technischen Methoden heute eindeutig nachweisen. Ein Schleudertrauma geltend zu machen, um eine Schmerzentschädigung herauszuholen, ist nicht empfehlenswert, weil der Schwindel in fast allen Fällen auffliegt."
OA Dr. Andreas Sailler
Unfallchirurg am Unfallkrankenhaus Meidling, Wien

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020