In der Unterhaltungsbranche bringen Schweißfüße den garantierten Lacher – denkt man etwa an Schmuddel-Patriarch Al Bundy, der sie als Waffe gegen Frau und Kinder einsetzt. Gerade in der warmen Jahreszeit können sie jedoch zur echten Belastung für alle Betroffenen werden.
Schweißfüße – die Medizin spricht von Hyperhidrosis plantaris – kommen entweder isoliert oder im Rahmen einer generell erhöhten Schweißneigung vor. Betrifft die erhöhte Schweiß-absonderung mehrere Körperregionen, zählen Hormon-störungen, Malignome, Arzneimittelnebenwirkungen, neurologische beziehungsweise psychiatrische Erkrankungen zu den häufigen Ursachen, die vom Arzt abgeklärt werden sollten. Univ.-Prof. Dr. Georg Weinlich von der Innsbrucker Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie: „Tritt der Fußschweiß isoliert auf, ist das meist eine primäre Hyperhidrose. Das heißt, es liegt keine andere Grunderkrankung vor.“
Erbliche Faktoren
Meist ist die Neigung zu Schweißfüßen dispositionell bedingt, also in der Veranlagung des Patienten begründet. Auch erbliche Faktoren spielen offensichtlich eine wichtige Rolle. Entgegen einer landläufigen Meinung sind nicht nur Männer betroffen. Die Neigung zu Schweißfüßen kann durch Stress oder geschlossenes, luftundruchlässiges Schuhwerk verstärkt werden. Professor Weinlich: „Dann kommt es auch zu einer vermehrten bakteriellen Besiedelung, die im Wesentlichen auch für den unangenehmen Fußgeruch verantwortlich ist.“
Prinzipiell stellt das Schwitzen eine lebenswichtige Funktion für den menschlichen Organismus dar und dient zur Regulierung der Körpertemperatur. Inwieweit eine Fußschweißproduktion noch als normal oder schon als störend empfunden wird, liegt am persönlichen Leidensdruck des Patienten, insbesondere durch die subjektive wie objektive Geruchsbelastung. Georg Weinlich: „Medizinisch ist eine Schweißproduktion von über 50 bis 100 Milligramm Schweiß innerhalb von fünf Minuten pro Fuß als vermehrte Schweißproduktion zu bewerten und sollte deshalb genauer untersucht werden.“ Bei erhöhter Fußschweißproduktion empfehlen sich häufige Fußwaschungen und die Verwendung von gängigen, in Drogeriemärkten und Apotheken angebotenen Antitranspiranten in Form von Puder oder Sprays beziehungsweise spezielle Schuheinlagen. Gleichzeitig sollte aber auch unbedingt auf luftdurchlässiges Schuhwerk und den täglichen Wechsel von Baumwollsocken geachtet werden.
Bei hohem Leidensdruck kennt die Medizin eine Reihe von Möglichkeiten, um den ungewollten Schweißfluss einzudämmen. Dabei werden beispielsweise aluminiumhydrochloridhaltige Präparate eingesetzt. Eine andere Möglichkeit ist die lokale Leitungswasser-Iontophorese, wobei sehr schwacher Strom im Milliamperebereich durch das Eintauchen in ein mit Leitungswasser gefülltes Becken durch die betroffene Körperstelle geleitet wird.
Professor Georg Weinlich: „Zudem kann auch die systemische Gabe von Anticholinergika versucht werden. Durch diese Präparate wird die Sekretionssteigerung der Schweißdrüsen gehemmt. Schließlich kann man die Schweißdrüsenproduktion durch die Einspritzung von Botulinumtoxin in die Fußsohlen blockieren.“
Mag. Martin Kolozs
November 2011
Foto: Bilderbox, privat
Kommentar
„Stress und geschlossenes, luftundurchlässiges Schuhwerk verstärken die Neigung zu Fußschweiß. Dadurch kommt es auch zu einer vermehrten bakteriellen Besiedelung, die für den unangenehmen Fußgeruch verantwortlich ist.“
Univ.-Prof. Dr. Georg Weinlich
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Innsbruck