In Österreich leiden geschätzte 22.500 Menschen am diabetischen Fußsyndrom, einer Komplikation des Diabetes mellitus, berichtet die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG). In weiterer Folge müssen jedes Jahr vielen Patienten Zehe, Fuß oder Bein amputiert werden. Um die Amputationsrate zu senken, aktualisierte die ÖDG ihre Leitlinie zur Therapie des diabetischen Fußes.
Durch Diabetes mellitus kommt es an den Füßen oft zur Neuropathie, einer Nervenschädigung. Diese äußert sich unter anderem durch Gefühllosigkeit. Das führt dazu, dass kleine Verletzungen am Fuß nicht bemerkt werden, erklärt die ÖDG. Wunden breiten sich aus, werden infektiös und sind – wenn sie bemerkt werden – oft schwer zu behandeln. Die durch die Diabetes-Erkrankung verschlechterte Durchblutung beeinträchtigt die Wundheilung. Das hat zur Folge, dass in Österreich bei bis zu acht von 1.000 diabetischen Patienten eine Beinamputation vorgenommen werden muss.
Eingeschränkte Mobilität
„Insgesamt werden 40 bis 60 Prozent aller nicht traumatischen Amputationen der unteren Extremität bei Diabetikern durchgeführt“, berichtet die ÖDG-Präsidentin Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner. „Gerade in höherem Lebensalter führt eine Amputation zu einer signifikanten Einschränkung der Mobilität und Selbständigkeit. Anders als junge Menschen, die ihre Mobilität meist mit Prothesen wiedererlangen, bleiben ältere entweder an den Rollstuhl oder das Bett gefesselt.“
Tägliche Kontrolle der Füße
Dabei wären viele Amputationen leicht zu vermeiden, so die ÖDG. „Besonders wichtig ist, die Füße täglich zu kontrollieren“, sagt Lechleitner. „Ist man zu wenig beweglich, nimmt man einfach einen Spiegel zu Hilfe.“ Im Sommer sollten Diabetiker auch bei Hitze nicht barfuß gehen und immer Socken tragen, um Druckstellen und Blasen zu vermeiden.
Fußpflege
Besondere Vorsicht ist bei der Fußpflege angesagt: Schere und Nagelhautentferner hinterlassen schnell kleine Schnitte, die man gar nicht bemerkt, warnt die ÖDG. Um spröde Haut und Hautrisse zu vermeiden, sollte man beim Waschen rückfettende Mittel verwenden, die Füße immer gut abtrocknen und eincremen. Heilt eine kleine Verletzung nicht gleich ab, ist sofort der Arzt aufzusuchen. Das selbe gilt für Hornhautrisse, Schwellungen und Rötungen. „Leider wird oft unterschätzt, welche Ausmaße eine noch so kleine Wunde annehmen kann“, so Lechleitner.
Neue Leitlinie
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft fordert auch Ärzte auf, der Vorbeugung des diabetischen Fußsyndroms mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Die neue Leitlinie „Diabetischer Fuß“, die im August in der Wiener Klinischen Wochenschrift veröffentlicht wird, sieht bei Diabetikern einmal im Jahr eine Fußkontrolle vor; bei Patienten mit einem erhöhten Risiko kurzfristiger. „Unter erhöhtem Risiko wird eine Neuropathie, eine periphere arterielle Verschlusserkrankung oder eine orthopädische Fehlstellung verstanden“, erläutert Lechleitner. „Wichtig ist, dass praktische Ärzte von sich aus bei Diabetikern automatisch auch die Füße kontrollieren und auf die regelmäßige Selbstkontrolle und Pflege hinweisen. Wird der Patient mit einer ausgedehnten Wunde am Fuß vorstellig, kann es schon zu spät sein.“ Dabei sollten nicht nur die Füße, sondern auch Schuhe und Strümpfe unter die Lupe genommen werden. Denn auch hartes Leder, ein rissiger Innenschuh, Zehennähte - Gefahr von Druckstellen - und zu fest sitzende Strumpfbündchen können für Diabetiker eine Gefahr darstellen.
Cornelia Schobesberger
Juli 2007
Foto: Bilderbox