Ein Darmverschluss kann sich durch vielfältige Symptome äußern – sie reichen von Bauchschmerzen über Erbrechen bis zum Stuhlverhalt. Warum die Behinderung der Darmpassage ein rasches Vorgehen erfordert und wie man sie behandelt, erklärt Dr. Christoph Kopf.
Bei einem Darmverschluss handelt es sich um eine komplette Unterbrechung beziehungsweise Behinderung der Darmpassage aufgrund sehr unterschiedlicher Ursachen. Dadurch kann der Nahrungsmittelbrei nicht mehr vorangetrieben werden. Die Folgen sind vielfältig: Der Darm und in weiterer Folge auch der Bauchraum – das Abdomen – blähen sich durch den Stau des Nahrungsmittelbreis auf. Es kann zu Durchblutungsstörungen der Darmwand und im schlimmsten Fall zum Absterben des Gewebes kommen. Bakterien können nun vom Darm durch die „geschwächte“ Darmwand leichter ins Blut gelangen und dort zu einer lebensbedrohlichen Sepsis (Blutvergiftung) führen. „Auch kommt es zu einer Elektrolytverschiebung und einem Flüssigkeitseinstrom in den Darm. Diese Reaktionen werden auch als Ileuskrankheit bezeichnet und erfordern eine rasche Behandlung“, erklärt Prim. Dr. Christoph Kopf, Leiter der chirurgischen Abteilung am Landeskrankenhaus Schärding.
Warum der Darm „verschließt“
Der Darmverschluss – er wird in der medizinischen Fachsprache Ileus genannt – kann sowohl im drei bis fünf Meter langen Dünn- als auch im rund eineinhalb Meter langen Dickdarm auftreten. Doch wie kommt es überhaupt dazu? Kopf: „Man unterscheidet den mechanischen vom paralytischen Ileus. Beim erstgenannten Darmverschluss erfolgt die Einengung entweder von innen – wie etwa durch Tumoren oder Fremdkörper – oder von außen. Hier können Verwachsungen oder narbige Stränge, sogenannte Briden, den Darm abdrücken. Oder aber der Darm stülpt sich in eine Lücke hinein, wie bei einem Nabel- oder Leistenbruch, und wird eingeklemmt.“ Beim paralytischen Darmverschluss hingegen kommt es zur Lähmung der glatten Darmmuskulatur, was zu einer Hemmung der Darmbewegungen (Peristaltik) führt. „Ursache dafür sind häufig entzündliche Prozesse, wie beispielsweise eine Bauchfell- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung“, so der Mediziner.
Starke Schmerzen
Ein Darmverschluss kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Beim mechanischen Ileus treten meist plötzliche und heftige Bauchschmerzen auf. Betroffene erbrechen den Magen- und Darminhalt, im fortgeschrittenen Stadium sogar Stuhl. Dieser Umstand wird als Miserere bezeichnet. Außerdem zeigt sich ein Wind- und Stuhlverhalt. „Der paralytische Darmverschluss entwickelt sich im Vergleich dazu deutlich verzögert. Auch geht ein mechanischer irgendwann in einen paralytischen Ileus über. Der Grund dafür ist, dass die Muskulatur zunächst verstärkt arbeitet, um das Hindernis zu überwinden. Sie ist mit der Zeit aber erschöpft und stellt die Tätigkeit ein“, sagt der Facharzt für Chirurgie, Viszeral- und Gefäßchirurgie.
Rasch zum Arzt
Treten die oben genannten Beschwerden auf, sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen. Dieser stellt die Diagnose nach einer genauen Befragung anhand mehrerer Untersuchungen: Dazu zählt das Abhorchen des Bauches mit einem Stethoskop. Kopf erklärt: „Man kann dabei hören, ob vermehrte Darmgeräusche vorhanden sind, was auf einen mechanischen Darmverschluss deutet, oder ob gar keine Darmbewegungen feststellbar sind, wie es beim paralytischen Ileus der Fall ist. Man spricht dann von einer ‚Totenstille‘.“ Eine Röntgen- und Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraumes sowie Laboruntersuchungen zur Bestimmung von Entzündungsparametern sowie eine Computertomografie können die Diagnose ergänzen.
Therapie: Ursache beseitigen
Von der Diagnose zur Therapie: Ziel ist, das Hindernis zu beseitigen beziehungsweise die Darmbewegungen wiederherzustellen. Die Behandlung hängt auch davon ab, ob es sich um einen kompletten oder inkompletten Ileus handelt. Letztgenannter kann zunächst konservativ behandelt werden, während der komplette meist sofort operiert werden muss. „Konservative Methoden sind rektale Spülungen oder die Legung einer Magensonde, um den Magen und Darm zu entlasten. Zudem ist es wichtig, den Elektrolytstatus und den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen“, rät Kopf. Bei einem paralytischen Ileus kann die Gabe von Medikamenten, sogenannte Prokinetika, notwendig sein, um die Beweglichkeit der Darmmuskulatur anzuregen. In vielen Fällen – vor allem beim mechanischen Darmverschluss – ist ein operativer Eingriff zur Korrektur der Ursache angezeigt. Stellt sich dabei heraus, dass ein Teil des Darmes bereits abgestorben ist, muss dieser entfernt werden.
Vorsorgeuntersuchung wichtig
Um das zu verhindern, stellt sich die Frage, ob man einem Darmverschluss vorbeugen kann. „Die häufigste Ursache für einen Dickdarmileus ist Dickdarmkrebs. Was man also tun kann, ist, die Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen und einmal jährlich den Stuhl auf verstecktes Blut beim Hausarzt untersuchen zu lassen beziehungsweise ab dem 50. Lebensjahr eine Vorsorgedarmspiegelung zu machen. Zudem gehört ein Bruch der Bauchwand immer operativ versorgt, um eine Einklemmung von Darmschlingen und so einen mechanischen Darmverschluss zu verhindern“, so Kopf.
MMag. Birgit Koxeder
April 2013
Foto: Bilderbox