Wer dem Organismus zu viel Alkohol und Fett zuführt, überlastet auf Dauer die Leber. Fettleber ist bereits ein Problem der Massen. Ohne Änderung des Lebensstils drohen Leberzirrhose und Tumore.
Die Leber ist mit bis zu 1,5 Kilogramm das größte Organ im Bauchraum. Ihre Aufgaben sind vielseitig und überlebenswichtig.
Kraftwerk und Kläranlage
- Die Leber ist die Entgiftungszentrale des Körpers. Giftstoffe werden aus dem Blut gefiltert, Schadstoffe entgiftet und anschließend ausgeschieden
- Die Leber ist auch Stoffwechsel- und Speicherorgan. Sie reguliert den Fett- und Zuckerstoffwechsel und lagert wichtige Nährstoffe ein. Sie verarbeitet Bestandteile aus der Nahrung und gewährleistet die Blutgerinnung. Sie produziert Gallensaft, der zur Fettverdauung benötigt wird und reguliert den Hormonhaushalt.
- Die Leber spielt zudem eine Schlüsselrolle in der Immunabwehr und kann Viren und Bakterien aus dem Darm oder dem großen Blutkreislauf vernichten.
Problem Fettleber
Die Ursachen für Leberprobleme liegen meist im Lebensstil. Die häufigsten Schädigungen der Leber entstehen durch Alkohol und fettreiche Ernährung. Vor allem ernährungsbedingte Leberschädigungen sind im Steigen. Durch eine dauernde schlechte Ernährung wird ständig zuviel Fett zugeführt und von der Leber eingelagert. Das Resultat nennt sich Fettleber. Ein weit verbreitetes Problem. „Tatsächlich haben ein Drittel aller Österreicher bereits eine Fettleber“, sagt Emmanuel. Diagnostiziert wurde eine Fettleber bisher vorwiegend bei Menschen ab 40 Jahren. Diese Altersgrenze sinkt jedoch stetig, weil immer mehr Jugendliche übergewichtig oder gar fettleibig sind.
Erkrankungen der Leber bleiben häufig lange Zeit unentdeckt. Wer eine Fettleber hat, leidet nicht. Sie schmerzt nicht und verursacht keine Beschwerden. Die Gefahr, die sich daraus ergibt: Aus einer Fettleber kann sich allmählich eine Leberzirrhose entwickeln. „Die Fettleber ist keineswegs harmlos. Jeder Zehnte erleidet langfristig eine Zirrhose. Die lässt sich nicht mehr rückgängig machen“, warnt Emmanuel. Solange „nur“ eine Fettleber vorliegt, haben es die Patienten selbst in der Hand, die Fettleber wieder abzubauen. „Ein paar Wochen Diät reichen in der Regel aus, um die Fettleber rückgängig zu machen, sagt der Primarius.
Weitere Erkrankungen
- Hepatitis: Durch Virusinfektionen kann sich die Leber entzünden. Je nach dem verursachenden Virus unterscheidet man Hepatitis A, B oder C.
- Leberzirrhose: Ausgehend von einer Fettleber oder einer Hepatitis kann sich langfristig einer Leberzirrhose entwickeln. Hierbei wandelt sich Lebergewebe in Bindegewebe um und Leberzellen werden massiv zerstört. Die Zirrhose kann auch bei Abstinenzlern auftreten. Sie ist das Endstadium vieler chronischer Lebererkrankungen.
- Krebs: Krebserkrankungen in anderen Organen können zu Lebermetastasen führen. Auch in der Leber selbst kann sich eine Krebserkrankung entwickeln. Das Leberzellkarzinom ist die häufigste Form von Leberkrebs.
Anzeichen einer erkrankten Leber
Da die Leber fast keine Schmerzrezeptoren hat, weisen nur sehr diffuse Symptome auf eine Erkrankung hin. Bestimmte Frühsymptome sollten jedoch hellhörig machen: Ein häufiges Alarmsignal bei Lebererkrankungen ist bleierne Müdigkeit. Man fühlt sich abgeschlagen und ohne Antrieb. „Die ständige Kraftlosigkeit ist das typische Zeichen, das darauf hinweist, dass die Leber nicht richtig funktioniert“, so Emmanuel.
Weitere mögliche Symptome, die in fortgeschrittenen Stadien auftreten können:
- Wasseransammlung im Bauch
- Völlegefühl
- Bauchglatze bei Männern: Die Behaarung am Bauch lichtet sich und verschwindet.
- Schmerzen sind kein spezifisches Merkmal einer Leberschädigung, sie können aber in Form eines Ziehens im rechten Bereich des Oberbauchs auftreten.
- Die Haut bekommt einen eindeutigen Gelbton.
- Gefäßzeichnungen auf der Haut treten auf (rote Muttermale in Form kleiner Spinnen).
- Der Körpergeruch verändert sich durch einen steigenden Ammoniakspiegel im Blut. Ein saurer, stechender, durchdringender Geruch tritt auf, wenn die Leber bereits sehr stark geschädigt ist und eine Zirrhose schon vorliegt.
Diagnose
Gibt es Anzeichen einer Lebererkrankung, erfordert eine Diagnose bisweilen Geduld. Mehrere Blutparameter, bildgebende Verfahren und das klinische Erscheinungsbild müssen miteinander kombiniert werden, um sichere Diagnosen geben zu können.
Früherkennung spielt eine entscheidende Rolle. In der Gesundenuntersuchung, der man sich einmal im Jahr unterziehen sollte, werden auch jene Laborwerte untersucht, die Aufschluss über den Zustand der Leber geben. „Auch Tumore werden häufig im Rahmen einer Gesundenuntersuchung entdeckt. Grund genug, sich regelmäßig untersuchen zu lassen“, sagt Emmanuel.
Operation
Die häufigsten Operationen an der Leber betreffen Lebermetastasen bei Dickdarmkrebs und Lebertumore. „Eine Leberzirrhose selbst lässt sich nicht operieren. Wenn sich daraus Tumore entwickeln, können diese in den meisten Fällen jedoch gut operiert werden“, sagt der Chirurg.
Wird ein Tumor an der Leber diagnostiziert, ist vor der Operation oft nicht klar, ob er gutartig oder bösartig ist. Auch ein Adenom (gutartiger Geschwulst) sollte entfernt werden. Es stehen verschiedene OP-Verfahren zur Verfügung. „Für eine offene Operation braucht man einen großen L-förmigen Schnitt am Körper. Wir bieten Patienten mit gut- oder bösartigen Tumoren aber auch ein völlig neues Verfahren an, nämlich per Laparoskopie“, so der Chirurg. Es handelt sich dabei um Leberoperationen, die „durchs Schlüsselloch“, vollzogen werden. Die äußeren Einschnitte und verbleibenden Narben sind daher minimal.
Schneidet man einen Teil der Leber weg, wächst diese binnen sechs bis zwölf Wochen wieder nach. „Vor 30 Jahren war Leberchirurgie noch ein riskantes Unterfangen. Aber mittlerweile kann man auf sichere Art und Weise bis zu 80 Prozent dieser Drüse entfernen“, sagt Emmanuel. Die restliche Leber muss in der Lage sein, kurzfristig alle Aufgaben zu übernehmen. Ist die verbleibende Leber aber bereits schwer geschädigt und schafft sie es nicht, alle Aufgaben zu erfüllen, kann der Patient in das so genannte Leberkoma fallen und versterben.
Tipps für eine gesunde Leber: Ernährung
Es empfiehlt sich, folgende Nahrungsmittel häufig zu genießen:
- Vollkornprodukte
- Milchprodukte mit niedrigem Fettwert
- Obst und Gemüse
- Frische Kräuter
- Wasser, Fruchtsäfte unbedingt verdünnen
- Hochwertige Pflanzenöle
Selten konsumiert werden sollten:
- Tierische Fette (Wurst, Fleisch)
- Paniertes, Frittiertes
- Stark Zuckerhaltige Produkte wie Eistee, Cola, Limonaden, Schokolade, Mehlspeisen etc.
- Weißmehlprodukte
- Fastfood, Fertigprodukte
- Alkoholische Getränke
Tipps für eine gesunde Leber: Bewegung
Bewegung sorgt für eine gute Durchblutung der Leber und beschleunigt den Stoffwechsel. Beim Schwitzen wird der Körper zudem über die Haut entgiftet. „Bewegung baut Fett ab und die Leber erholt sich. Man weiß inzwischen auch, dass Bewegung eine hervorragende Krebsprophylaxe ist“, sagt Prof. Emmanuel.
Dr. Thomas Hartl
Feburar 2013
Foto: Bilderbox