DRUCKEN

Fructose-Unverträglichkeit: Übeltäter Fruchtzucker

Fructose-Unverträglichkeit: Übeltäter FruchtzuckerAn sich ist er harmlos, der Verzehr ruft jedoch bei einigen Menschen Beschwerden wie Durchfall, Kopfschmerzen oder Blähungen hervor. Die Rede ist vom Fruchtzucker, gegen den man eine Unverträglichkeit – eine so genannte Fructosemalabsorption – entwickeln kann. Wie es dazu kommt, erklärt Mag. Dr. Ariana Huber-Wechselberger.

Obst, aber auch Honig, Orangensaft oder Kuchen: Wenn der Verzehr dieser Dinge Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall hervorruft, könnte das mit dem darin enthaltenen Fruchtzucker (Fructose) zu tun haben. Diese „Reaktion“ auf Fructose kann unterschiedliche Ursachen haben. „Grundsätzlich ist zwischen einer Fructose-Unverträglichkeit, einer genetisch bedingten Fructose-Intoleranz und einer Nahrungsmittelallergie zu unterscheiden“, erklärt Mag. Dr. Ariana Huber-Wechselberger vom Kompetenzzentrum für Molekularbiologie und Genetik am Krankenhaus der Elisabethinen Linz.

Fructosemalabsorption: Defekt des Transportsystems

Die Fructosemalabsorption bzw. Fructose-Unverträglichkeit zählt zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten. „Sie beruht vermutlich auf einem defekten Transportsystem für Fructose im Dünndarm. Die Kapazität des GLUT-5 Transporters, der dafür sorgt, dass die über die Nahrung aufgenommene Fructose resorbiert wird, ist erworbenerweise oder auch angeborenerweise vermindert“, erklärt die Molekularbiologin.

Dieser „Fehler“ im Transportsystem führt zu den typischen Beschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Kopfschmerzen. Die Symptome machen sich meist 30 bis 90 Minuten nach dem Verzehr von Fructose bemerkbar, wobei die Intensität von der aufgenommenen Menge abhängt.

Der H2-Atemtest gibt Aufschluss

Der Nachweis einer Fructosemalabsorption erfolgt mittels Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest). „Dem Patienten wird dabei eine definierte Menge an Fructose gereicht. Anschließend wird in verschiedenen Zeitabständen die H2-Konzentration der Ausatemluft gemessen. Kommt es zu einem signifikanten Anstieg der H2-Konzentration, liegt sehr wahrscheinlich eine Fructose-Unverträglichkeit vor“, weiß Huber-Wechselberger.

Therapie: Verzicht auf gewisse Lebensmittel

Bisher ist nur eine symptomatische Behandlung möglich, die in einer fructosearmen – in schweren Fällen einer fructosefreien – Diät besteht. Betroffene sollen auf Nahrungsmittel mit viel Fruchtzucker weitestgehend verzichten. Auch beim Verzehr von Zuckeraustauschstoffen wie Sorbit oder Xylit (wie etwa in zuckerfreien Kaugummis oder in Fertigsoßen) ist Vorsicht geboten: Sie können die Aufnahme von Fruchtzucker durch den Darm zusätzlich behindern.

Unterschied zur hereditären Fructoseintoleranz

Die Fructose-Unverträglichkeit ist von der hereditären oder genetisch bedingten Fructoseintoleranz (HFI) zu unterscheiden. „Das Krankheitsbild ist sehr ähnlich, nicht aber die Ursachen“, erklärt die Molekularbiologin. Die HFI ist eine sehr seltene, angeborene Störung des Fruktosestoffwechsels. Die Erkrankung führt zu schweren Leber- und Nierenschädigungen und zur Verringerung des Glukose-Spiegels im Blut (Hypoglykämie bzw. „Unterzuckerung“). „Patienten mit HFI werden nach Aufnahme von Fructose klinisch auffällig, meist schon im ersten Lebensjahr beim erstmaligen Füttern von Beikost. Viele Betroffene haben eine natürliche Aversion gegen Obst und Gemüse, was sie vor der Aufnahme von Fructose schützt“, so Huber-Wechselberger. Die Therapie besteht in einem völligen Verzicht auf fructosehaltige Nahrungsmittel.

Zum Unterschied zwischen Unterverträglichkeit und Allergie

Unverträglichkeit oder Allergie? Was für Laien nicht immer einfach zu unterscheiden ist, sind eigentlich zwei unterschiedliche Krankheitsbilder. Dazu Huber-Wechselberger: „Bei einer Nahrungsmittelallergie erkennt das Abwehrsystem bestimmte Nahrungsbestandteile als fremd und gefährlich und setzt einen Abwehrprozess in Gang. Die Reaktion tritt innerhalb von wenigen Minuten auf.“ Erdnüsse oder Weizen können beispielsweise eine Nahrungsmittelallergie hervorrufen. Im Gegensatz zur Allergie kommt es bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu keiner Immunreaktion. Die häufigsten Unverträglichkeiten betreffen Laktose (Intoleranz gegen Milchzucker), Histamin (in Rotwein oder Tomaten) und Fructose (Fruchtzucker).

MMag. Birgit Koxeder

März 2011


Foto: Bilderbox

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020