In der kalten Jahreszeit sind sie sehr oft in Gebraucht: Schleimhaut abschwellende Nasensprays. Sie sollten aber nur über den begrenzten Zeitraum von bis zu sieben Tagen verwendet werden. Geht der Gebrauch darüber hinaus, kann es zu Gewöhnungseffekten kommen.
Werden die Sprays länger verwendet, kehrt sich die Wirkung der Sprays in ihr Gegenteil und der Patient bekommt ohne den dauernden Gebrauch der Arznei keine Luft mehr durch die Nase. Der Fachmann spricht dann von Rhinitis medicamentosa oder Privinismus – einem medikamentös induzierten Schnupfen, benannt nach dem seit Jahrzehnten gebräuchlichen Nasenspray „Privin“.
Abschwellend
Die Wirkstoffe der meisten Nasensprays bewirken über Rezeptoren in der Nasenschleimhaut eine Verengung der dortigen Blutgefäße und rufen eine Abschwellung der Schleimhaut hervor. Bei einer längeren Anwendung reagieren die Nasenschleimhäute auf den Wirkstoff erst wie gewollt mit einer Abschwellung, dann aber, sobald die Wirkung nachlässt mit erweiterter Schwellung. Die Nase ist zu und man bekommt keine Luft. Die weitere Anwendung des Nasensprays hält die Nase zwar offen – aber immer nur kurzfristig. Das geschieht deshalb, weil sich die Rezeptoren, die das Abschwellen der Nasenschleimhäute bewirken, abbauen und die Abschwellung nur mehr über das Medikament erreicht werden kann.
Was tun?
„Die einzig wirksame Therapie gegen eine Rhinitis medicamentosa besteht im Absetzen des Medikaments“, stellt Dr. Mark Roberts, HNO-Facharzt in Linz, fest. Nach etwa einer Woche bildet sich die chronische Nasenschleimhautschwellung wieder zurück und auch die Rezeptorenbauen sich wieder auf. Allerdings wird diese Zeit von den Betroffenen als besonders quälend empfunden, weil die ursprünglichen Symptome dann verstärkt auftreten. Besonders die Nächte können zur Qual werden. Abhilfe kann eine erhöhte Lage des Oberkörpers schaffen, weil die Nasenatmung dann etwas erleichtert wird.
Ausschleichen
Es bieten sich zwei Möglichkeiten an, die Beschwerden des „kalten Entzugs“ etwas zu mildern.
Man kann das Medikament in der ersten Zeit nur mehr in ein Nasenloch einbringen und nur auf dem anderen „ausschleichen“. Hat sich die Schwellung auf der unbehandelten Seite zurückgebildet, kann das Medikament auch auf der anderen Nasenseite weggelassen werden.
Bei Nasensprays, die sich öffnen lassen, kann der Inhalt mit Leitungswasser oder physiologischen Kochsalzlösung (NaCl 0,9%) verdünnt werden. Diese Prozedur alle zwei Tage machen und den Wirkstoff langsam stark verdünnen. Für physiologische Kochsalzlösung (Natriumchlorid 0,9%) wird ein gestrichener Teelöffel Kochsalz (4 Gramm) in einem halben Liter Wasser aufgelöst (für bessere Haltbarkeit abkochen).
Gefahr
„Langandauernder Gebrauch von Nasensprays (Abusus) kann die Nasenschleimhaut schädigen (Nasenbluten) und die Infektabwehr der Nase beeinträchtigen. Häufiger Schnupfen kann die Folge sein“, gibt Roberts zu bedenken. Bei lang anhaltenden Beschwerden sollte aber jedenfalls ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, rät der Facharzt.
Mag. Christian Boukal
Februar 2015
Foto: Bilderbox