Von der Heberden-Arthrose sind vor allem Frauen betroffen. Zehn bis 13 Prozent der Bevölkerung leiden unter Verschleiß der Finger-Endgelenke. Man kann die Heberden-Arthrose nicht heilen, aber etwas dagegen tun.
Die Heberden-Arthrose ist eine Erkrankung jener Gelenke im Finger, die sich über dem Nagel befinden. Die knötchenförmigen Schwellungen am Endgelenk des Fingers können Erbsengröße erreichen. „Meist verläuft die Krankheit symmetrisch”, erklärt Univ.-Prof. Dr. Peter Ritschl, Primar und Vorstand der 1. orthopädischen Abteilung am orthopädischen Krankenhaus der Stadt Wien. Das heißt, es sind einige oder viele Finger betroffen, nicht nur ein einziger. Genetisch bedingt tritt die Heberden-Arthrose (benannt nach dem im 18. Jahrhundert praktizierenden Londoner Arzt William Heberden) vor allem bei Frauen über 50 Jahren auf – und zwar zehn Mal häufiger als bei Männern. Auffällig ist auch, dass gleich mehrere Familienmitglieder betroffen sind.
Knorpelabrieb
Ursache der Arthrose ist zunächst ein Knorpelschaden, der bei der Heberden-Arthrose vor allem durch Veranlagung und Belastung bedingt ist. Der kranke Knorpel wird so lange abgerieben, bis der Knochen erreicht ist. Danach wächst der Knochen um das kranke Gelenk herum und bildet Ausläufer, die sogenannten „Osteophyten”. Die Folge sind Deformierungen und knotige Verdickungen der betroffenen Gelenke. „Die Knötchen sind schmerzhaft, aber die Schmerzen treten schubweise und nicht ständig auf”, betont Dr. Ritschl. Bis zur totalen Gelenkszerstörung kann es Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte dauern. Die meiste Zeit jedoch sei man „weitgehend beschwerdefrei”. Abgesehen von den Schmerzen erkennt man die Erkrankung auch an der Steife und eingeschränkter Beweglichkeit. Während der Phase der Entzündung treten auch Hautrötungen auf. Die Heberden-Arthrose kann man nicht heilen, sie kann nur behandelt werden. Dr. Ritschl: „Da man die Knötchen nicht wegbringen kann, wollen die Patienten schmerzfrei sein.”
Folgende Behandlungen sind möglich:
- Bewegungstherapie
- Ultraschallbehandlung
- Magnetfeldbehandlung
- Zellenbad (eine Elektrotherapie)
- Parafinpackungen
Betroffene sollten auch wissen, dass sie starke manuelle Arbeiten und Kälte vermeiden sollten. Selber kann man in der Nacht Topfenpackungen auflegen. Die Knoten herauszuoperieren mache wenig Sinn. Wichtig sei, die richtige, mit einem entsprechenden Experten erlernte Heilgymnastik anzuwenden, so Dr. Ritschl, wenngleich man die Deformierungen auch damit nicht wegbringen, sondern nur aufhalten könne. Sollte es zu einer sehr starken klinischen Beeinträchtigung mit Schmerzen und Deformierungen kommen, so kann auch eine operative Behandlung vorgenommen werden.
Birgit Baumann
November 2006
Foto: Bilderbox, privat
Kommentar
Univ.-Prof. Dr. Peter Ritschl
Primar und Vorstand der 1. Orthopädischen Abteilung am Orthopädischen Krankenhaus der Stadt Wien