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Sehnenscheidenentzündungen: Überbelastung

SehnenscheidenentzündungSie kann Schreibtischtäter wie Sportler gleichermaßen treffen: Eine Sehnenscheidenent-zündung ist oft sehr schmerzhaft und meist eine langwierige Angelegenheit.

Wie unsere Sehnen beschaffen sind, liegt in den Genen. Muskeln kann man trainieren, für Sehnen gilt das nur sehr bedingt. „Bei Gewichthebern ist das bekannt, aber es gelingt nur über einen Zeitraum von vielen Jahren und auch dann kann man die Leistung der Sehnen um maximal 15 Prozent steigern“, sagt Priv.-Doz. Dr. Christian Aigner, ärztlicher Leiter der Abteilung für Orthopädie im LKH Villach. Wer schwächere Sehnen hat und diese überfordert, kann leicht eine Sehnenscheidenentzündung bekommen. Und das kommt relativ häufig vor. „Sie ist die mit Abstand häufigste degenerative Veränderung am Stütz- und Bewegungsapparat“, sagt Primar Aigner.

Ursachen sind eine dauernde Belastung, eine ständig gleichbleibende Haltung oder Bewegung. So kann die Arbeit am Computer, speziell mit der Maus, die Sehne beleidigen. Auch Tennisspieler, Golfer und Läufer erleiden oft eine Sehnenscheidenentzündung. Am häufigsten betroffen sind die oberen Extremitäten – die Finger, Ellbogen und Schultern. Bei Läufern die Füße rund um den Knöchel. Ein immer wiederkehrender Schmerz an derselben Stelle kündigt die Entzündung an. Zuerst spürt man ihn nur in der Bewegung, später auch im Ruhezustand.

Bei Sportlern ist es meist ein Technikfehler. Wer den Schläger falsch hält, beim Laufen nicht richtig auftritt, kann die Sehnen über Gebühr belasten. Hier empfiehlt sich das Buchen der einen oder anderen Trainerstunde. Hat man die Entzündung erst einmal, dann dauert es relativ lang, bis sie wieder weg ist. „Weil die Sehne einen sehr langsamen Stoffwechsel hat“, sagt der Orthopäde. Mit mindestens vier bis sechs Wochen muss man rechnen. Die Diagnose stellt der Arzt durch die Befragung des Patienten und Abtasten der schmerzhaften Stelle. „Ein bildgebendes Verfahren, also Ultraschall oder MRT, wird man lediglich in speziellen Fällen einsetzen, etwa bei der Schulter. Und bei Läufern möchte man vielleicht feststellen, ob es nur eine Irritation ist oder ob schon ein Teileinriss vorliegt. Das wird man nur mittels MRT klären können“, erläutert Dr. Christian Aigner.

Ruhigstellung

Bei extremen Schmerzen wird der Arzt eine vorübergehende Ruhigstellung des betroffenen Bereichs in Verbindung mit einer passenden Schmerztherapie verordnen. Bereits nach wenigen Tagen sollte die Physiotherapie in Verbindung mit abschwellenden Mitteln beginnen. Mit verschiedenen physiotherapeutischen Techniken könne man die Durchblutung der „beleidigten“ Stelle verbessern und so den Regenerationsprozess fördern, sagt Primar Aigner. Er nennt als Beispiel die Querfriktion. Dabei streicht der Therapeut quer zur Sehne. Gleichzeitig sollte man auch die Muskeln in der betroffenen Region dehnen, denn sie seien meist verkürzt.

Während der Therapie kann man weiter seinen Sport ausüben – in geringerer Intensität und vorausgesetzt man hat mit Hilfe des Trainers den Technikfehler korrigiert. Auch die Arbeit am Computer muss nicht komplett eingestellt werden. Allerdings sollte man auf die richtige Sitzhaltung achten und zwischendurch immer wieder Pausen machen. „Es reichen schon wenige Minuten“, sagt Aigner. Diese Maßnahmen eignen sich auch ausgezeichnet als Prophylaxe.

Monika Unegg

Juli 2012

Foto: shutterstock, privat


Kommentar

Sehnenscheidenentzündung„Die Ursache für Sehnenscheidenentzündungen ist eine dauernde Belastung. Eine ständig gleichbleibende Haltung oder Bewegung, aber auch eine falsche Technik beim Sport können sie auslösen.“
Priv.-Doz. Dr. Christian Aigner
Leiter der Abteilung für Orthopädie im LKH Villach

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020