Die Nieren tragen die Hauptlast bei der Entgiftung des Körpers. Wenn sie den Dienst versagen, müssen sich die Erkrankten einer Blutwäsche oder einer Bauchdialyse unterziehen.
Ohne die Nieren geht gar nichts: Sie entgiften den Körper durch die Produktion von Harn, in dem die Abbauprodukte aus dem Stoffwechsel gelöst sind. Ausschlaggebend für die Harnmenge ist die Flüssigkeitsaufnahme und die Schweißproduktion.
Diabetes - die häufigste Ursache für ein Nierenversagen
Die häufigste chronische Nierenerkrankung ist heute die diabetische Nephropathie (Nierenerkrankung durch erhöhten Blutzucker), oft eine Folgeerkrankung von Diabetes mellitus. Erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die Gefäßwände - besonders die des empfindlichen Kapillarsystems der Nieren. 40 bis 50 Prozent der Dialysepatienten sind zuckerkrank. Ihre Nieren versagen den Dienst, weil die Kapillaren in den Glomerula (Kapillarknäuel in der Nierenrinde) geschädigt sind. In diesen Gefäßknäuel werden die schädlichen Abbauprodukte des Stoffwechsels aus dem Blut gefiltert und als Primärharn gesammelt. Sind diese Gefäße so sehr geschädigt, dass die Nieren ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können, stellt die Blutwäsche (oder auch die Bauchdialyse) das letzte Mittel der Behandlung dar. Danach kann nur mehr eine Nierentransplantation helfen. Univ. Prof. Dr. Georg Biesenbach, Primar der 2. Medizinischen Abteilung am Linzer AKH: "Die diabetische Nephropathie ist wohl die schlimmste Diabetesfolgeerkrankung. Die Anzahl dieser Patienten ist weltweit steigend und stellt eine 'Katastrophe' für das Gesundheitswesen dar. Wenn es gelingen würde, die Zahl der dialysepflichtigen Diabetiker um nur 20 Prozent zu reduzieren, könnte man in Österreich jährlich über 10 Millionen Euro einsparen." Die durch Diabetes verursachte Nierenerkrankung - eben die diabetische Nephropathie - stellt unter den Dialysepatienten auch die größte Zahl an Neuzugängen. Da es sich oft um eine Folgeerkrankung der Diabetes Typ 2 - des sogenannten "Alterszuckers" - handelt, liegt das durchschnittliche Alter der Patienten meist zwischen 55 und 75 Jahren. Diabetes Typ 2 ist nicht unbedingt genetisch bedingt und wird im Lauf des Lebens erworben. Ursache dafür ist vor allem ein ungesunder Lebensstil: Wenig Bewegung, falsche Ernährung und Übergewicht geben den Ausschlag für die Entwicklung der Alterszuckerkrankheit. Durch eine rechtzeitige Umstellung des Lebensstils ließe sich also durchaus die Ausbildung eines Diabetes und damit auch das Auftreten der schlimmsten Diabetesfolge hintan halten. Das Linzer AKH behandelt derzeit an die 80 Patienten, das Krankenhaus der Elisabethinen in Linz - die größte österreichische Dialysestation - ungefähr 170 Patienten. Die Dialysepatienten werden drei Mal pro Woche mit dem Taxi in die Ambulanz gebracht und müssen jeweils vier Stunden an der Dialysemaschine hängen. In Summe bedeutet das für das AKH Linz jährlich etwa 12.500, für die Elisabethinen Linz ca. 26.500 Hämodialysen pro Jahr. Im AKH Linz werden weiters ca. 3.000 Peritonealdialysen (Bauchdialyse, s.u.) durchgeführt.
Hämodialyse
Wird die Reinigung direkt über die Dialysemaschine durchgeführt, spricht man von einer "Hämodialyse". Dabei wird das Blut aus dem Körper in der Dialysemaschine über eine semipermeable Membran geführt. Die Poren der Membran müssen dabei so klein sein, dass Blutkörperchen und Bluteiweiß im Serum verbleiben und nur die "harnpflichtigen" Substanzen ausgefiltert werden. Um das Blut in der richtigen Menge aus dem Körper in die Maschine und wieder zurück zu führen, wird eine künstliche "Fistel" geschaffen. Aus einer Vene wird operativ ein "Kurzschluss" zu einer Arterie gelegt. In diesen Kurzschluss kann dann dreimal die Woche der Dialyseapparat "eingeschliffen" werden, um das Blut zu waschen. Der Filter der Dialysemaschine grenzt das entnommene Blut zu einer genau dosierten salzhaltigen Flüssigkeit ab. Durch den Konzentrationsunterschied zwischen den beiden Flüssigkeiten diffundieren die harnpflichtigen Stoffe aus dem Blut in die Salzlösung und das Blut wird "gewaschen".
Peritonealdialyse
Eine andere Möglichkeit ist die "Bauch- oder Peritonealdialyse". Dieses Verfahren nützt das Bauchfell als semipermeable Membran, der freie Bauraum wird zum Behälter für die "Spülflüssigkeit". Der Austausch der Abbauprodukte zwischen der Spülflüssigkeit und dem Blut geschieht über die Kapillaren des Bauchfells. Dem Patienten wird dafür ein ständiger Katheter in die Bauchdecke gesetzt. Durch diesen Katheter wird eine Spüllösung viermal pro Tag in den freien Bauchraum geleitet. Der Patient ist bei dieser Methode unabhängiger vom Spital, weil die Dialyse auch zu Hause durchgeführt werden kann. Allerdings muss sie öfter - wie erwähnt viermal pro Tag - durchgeführt werden. Nach einer ersten längeren Einschulung, beträgt der Zeitaufwand dafür eine halbe Stunde pro Spülung.15 Prozent der Dialysepatienten des Linzer AKH haben einen solchen Bauchkatheter. Die restlichen 85 Prozent hängen an den Schläuchen der Dialysemaschine. Um einer diabetischen Nephropathie vorzubeugen, muss natürlich auf die Zuckerkrankheit eingewirkt werden. Primar Biesenbach hält fest, dass - auch während der Dialyse - besonders auf die Ernährung zu achten ist. Während vor Dialysebeginn eine (nicht strenge) eiweißarme Kost empfohlen wird, soll die Kost während der Dialysetherapie eher eiweißreich aber phosphor- und zugleich kaliumarm sein. Milchprodukte sind zu meiden, weil sie zu viel Phosphat enthalten. Kaliumarme Kost ist ebenfalls gefordert. Das heißt, Obst und Schokolade sind nur eingeschränkt zu genießen. Der Blutdruck ist ebenfalls ein Problembereich für den Dialysepatienten. Deshalb muss auch auf den Salzkonsum geachtet werden, so Biesenbach.
Mit der Diagnose umgehen lernen
Die Konfrontation mit einem drohenden Nierenversagen ist naturgemäß ein Schock und eine große Umstellung sowohl für die Erkrankten als auch für seine Angehörigen. Wie ist also mit der Erkrankung umzugehen? "Die psychische Betreuung der Dialysepatienten ist schwierig - und derzeit sicher nicht ausreichend. Die Patienten werden depressiv, weil sie nicht wissen, wie sie die Krankheit und die nötige Therapie akzeptieren sollen", versteht der Mediziner. "Das Vertrauen der Patienten in die Psychotherapie ist oft schlecht, weil die Klienten den Eindruck haben, dass der Therapeut die Krankheit - und die Folgen für das tägliche Leben - nicht versteht", so der Spezialist weiter. Für Patienten und Therapeuten ist es demnach wichtig, dass beide vom Gleichen reden. Der Therapeut muss über die Krankheit und alle Begleitumstände Bescheid wissen, dann erst kann der Patient das nötige Vertrauen aufbauen, ist sich Biesenbach sicher.
Mag. Christian Boukal
April 2006
Foto: Bilderbox