Bei der Entstehung von Gicht spielt neben genetischen Faktoren der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Denn wer dauerhaft etwa zu viel Fleisch isst oder zu viel Bier trinkt, kann den Harnsäuregehalt im Blut in eine gefährliche Höhe treiben. Um einen Gichtanfall zu vermeiden, sollte man deshalb auf üppiges Essen und übermäßigen Alkoholkonsum verzichten, erklärt DDr. Dieter Genser, Lektor am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien.
Bei der Gicht handelt es sich um eine Purin-Stoffwechselstörung. Purine kommen in menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Zellkernen vor und sind für den Zellaufbau wichtig. Sie werden im Körper zu Harnsäure abgebaut und durch die Nieren ausgeschieden. Bei der Gicht überschreitet jedoch der Harnsäuregehalt im Blut einen bestimmten Grenzwert. Die Folge sind Ablagerungen von Salzen der Harnsäure an verschiedenen Körperstellen, vor allem im Bereich der Gelenke. Typisch für die Erkrankung sind häufige Schmerzattacken und eine Schwellung der betroffenen Gelenke.
Übergewicht ist wichtiger Risikofaktor
Neben der erblichen Veranlagung spielt der Lebensstil bei der Entstehung eine entscheidende Rolle. Eine purinreiche Ernährung mit einem hohen Konsum von rotem Fleisch, insbesondere von Innereien, und Fisch wie etwa Thunfisch oder Sardellen können eine Gicht begünstigen. „Vor allem Übergewicht ist ein wichtiger Risikofaktor, der vermieden werden sollte. Bestehendes Übergewicht sollte aber nur langsam reduziert werden, weil zu intensives Fasten auch den Harnsäurespiegel im Blut erhöhen kann“, erklärt Genser.
Auf die Haut von Geflügel und Fisch verzichten
Neben Innereien haben auch noch Hefeprodukte, Krusten- und Schalentiere sowie Fleisch- und Hefeextrakte einen hohen Anteil an Purin. Besonders purinreich ist die Haut von Geflügel und Fisch, weshalb man sie beim Essen meiden sollte. „Aber auch auf den übermäßigen Konsum von alkoholischen Getränken, vor allem von Bier, sollte verzichtet werden. Zudem sind mit Fruchtzucker gesüßte Getränke ungünstig“, so der Ernährungswissenschafter. Zuckeraustauschstoffe wie Xylit oder Sorbit können ebenfalls den Harnsäurespiegel im Blut steigen lassen.
Ernährungsempfehlungen bei Gicht
Um die Ausscheidung der Harnsäure zu unterstützen, sollten Gicht-Patienten viel trinken. Circa zwei Liter alkoholfreie und ungezuckerte Getränke pro Tag sind ratsam. Da Alkohol die Harnsäureausscheidung über die Nieren hemmt, sollte man alkoholische Getränke meiden. DDr. Dieter Genser: „Ratsam ist der Verzehr von Milch und Milchprodukten, weil sie die Ausscheidung der Harnsäure fördern.“ Geeignet sind ballaststoffreiche Lebensmittel wie Getreide und Getreideprodukte, Obst, Gemüse und Salat. Achten sollte man auf versteckte Fette in Wurst oder Käse, denn zu viel Fett kann ebenfalls die Ausscheidung der Harnsäure vermindern.
Da Fleischextrakte viel Purin enthalten, ist Gemüsebrühe ohne Hefeextrakt empfehlenswert. Außerdem gilt: Maximal 100 bis 150 Gramm mageres Fleisch oder mageren Fisch pro Tag essen.
MMag. Birgit Koxeder
März 2011
Foto: Bilderbox