Spezialist rät bei Blutschwämmchen zu frühzeitiger Laser-Therapie. Im medizinischen Sprachgebrauch wird das Blutschwämmchen oder Hämangiom als gutartiges Geschwulst bezeichnet, das bei Neugeborenen und Kleinkindern auftritt. Trotz der „Gutartigkeit“ sollte bereits im Anfangsstadium etwas gegen die roten Pünktchen unternommen werden. Denn ausgewachsene Hämangiome hinterlassen nicht nur Narben. Sie können eine Reihe von Komplikationen auslösen.
Hämangiome sind Störung der kleinen Blutgefäße und bei Babys nicht selten. Zum Beispiel treten sie bei rund 25 Prozent der Frühgeborenen auf. Sie sind entweder bereits bei der Geburt vorhanden oder entwickeln sich in den ersten Lebenswochen. Im Anfangsstadium erscheinen sie als scharf begrenzte, blass-rote Punkte oder Flecken, die so unauffällig sind, dass sie manchmal übersehen werden. Es gibt aber auch Babys, die bereits mit ausgeprägten Hämangiomen zur Welt kommen.
Anders als die sehr ähnlich aussehenden Feuermale – mit Michael Gorbatschow als bekanntestem Träger – bilden sich die Blutschwämme bis zum Schuleintritt des Kindes von allein zurück. Allerdings können sich manche Hämangiome durch ihre enorme Wachstumstendenz innerhalb kurzer Zeit explosionsartig vergrößern und in weiterer Folge ernste Probleme verursachen. Blutungen, Einschmelzungen und natürlich die psychische Belastung des Kindes und seiner Eltern durch wenig verständnisvolle Mitmenschen zählen zu den häufigsten Komplikationen. Häufig bleiben auch nach der Spontanrückbbildung deutlich erkennbare wabenartige Narben zurück, die ein erhebliches kosmetisches und damit auch psychisches Problem darstellen können. Hämangiom-Spezialist Dr. Harald Maier von der Wiener Universitätsklinik für Dermatologie: „Niemand kann vorhersagen, welches Blutschwämmchen diese Neigung zur rasanten Größenzunahme hat. Daher ist es unser Ziel, Hämangiome im Frühstadium zu behandeln, um es gar nicht so weit kommen zu lassen. Es ist mir wichtig, das medizinische Dogma vom Zuwarten und Beobachten zu brechen und die Kollegen von der Wichtigkeit der Frühbehandlung der kindlichen Hämangiome mit dem Farbstoff-Laser zu überzeugen.“
Es kann sein, dass sich die Klein-Hämangiome nicht mehr vergrößern und nach einiger Zeit rückbilden. Es kann aber auch sein, dass sie sich rasant vergrößern und innerhalb weniger Wochen oder Monate ganze Körperregionen überziehen. Je nach Lage können sie sogar Körperfunktionen des Babys stören – etwa das Sehen, Saugen, die Sprachentwicklung oder die Ausscheidungsvorgänge. In Einzelfällen können riesige Blutschwämme sogar innere Organe einengen und so zu lebensbedrohenden Situationen führen. Diese – meist tiefliegenden – Hämangiome müssen mit Medikamenten oder operativ behandelt werden. Wesentlich einfacher und praktisch schmerzfrei kann dem oberflächlichen Blutschwämmchen zu Leibe gerückt werden. Und zwar mit einer ambulanten Lasertherapie, die in der Regel nur wenige Minuten dauert und in weit über 90 Prozent der Fälle erfolgreich ist. Dabei werden die Blutschwämmchen mit Farb-Laser einer bestimmten Frequenz „beschossen“. Das energiereiche Licht mit 585 Nanometer-Wellenlänge wird vom Blutfarbstoff optimal absorbiert. Das führt dazu, dass die winzigen Blutgefäße des Hämangioms durch die extrem kurzen Laserblitze zum Platzen und zum „geordneten Zelltod“ gebracht werden. Das Blutschwämmchen stellt im Regelfall das Wachstum ein und bildet sich zurück.
Univ.-Prof. OA Dr. Harald Maier, von der Abteilung für Spezielle Dermatologie und Umweltdermatosen der Wiener Universitäts-Hautklinik: „Die Methode ist ausgesprochen sicher und Nebenwirkungen sind extrem selten. Den betroffenen Kindern und Eltern können durch eine Frühbehandlung viel Leid und aufwendige Therapien erspart werden.“ Die Behandlung ist praktisch schmerzfrei, der Laser ist nur als leichtes „Bremseln“ zu spüren. Und so hat Hämangiom-Spezialist Harald Maier in der Praxis meist nur ein Problem: „Damit man mit dem Laser ordentlich trifft, müssen die Babys still halten. Das ist nicht immer einfach.“
Heinz Macher
Dezember 2012
Foto: Bilderbox, privat
Kommentar
„Früher hat man bei Hämangiomen einfach zugewartet, wie sie sich entwickeln und auf ihre Spontanrückbildung gewartet. Heute raten wir dazu, die Blutschwämmchen schon im Frühstadium mit dem Farbstoff-Laser zu behandeln um den Kindern viel Leid und aufwendige Therapien zu ersparen. Bei der Farbstoff-Laser-Therapie sind Nebenwirkungen extrem selten.“
Univ.-Prof. OA Dr. Harald Maier
Universitäts-Hautklinik, AKH Wien