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Schuppenflechte: Nicht ansteckend

Schuppenflechte: Nicht ansteckendStufentherapie macht Schuppenflechte unsichtbar. Man kann sich nicht vor ihr schützen, sie kommt „von innen“, obwohl sie eine Hautkrankheit ist, und sie ist unheilbar. Mit der richtigen und rechtzeitigen Therapie ist trotz Schuppenflechte ein völlig normales Leben möglich.

In Mitteleuropa sind zwei bis drei Prozent der Bevölkerung von Schuppenflechte, medizinisch Psoriasis, betroffen – im Gegensatz etwa zu Asien, da sind es nur 0,025 bis 0,3 Prozent der Bevölkerung. Warum das so ist, ist allerdings noch nicht erforscht. Klar ist, dass die Krankheit genetisch festgelegt ist. „Das heißt, sie ist nicht zu verhindern“, erklärt Dr. Barbara Fleischanderl, Oberärztin an der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Wenn ein Elternteil daran leidet, liegt die Wahrscheinlichkeit, an Schuppenflechte zu erkranken, bei rund 30 Prozent. Sind Vater und Mutter betroffen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf 50 bis 70 Prozent.“

Da Psoriasis genetisch bedingt ist, ist sie auch nicht ansteckend. Und sie ist nicht bakteriell besiedelt und nicht infektiös. Aber selbst wenn die Krankheit in einem steckt, muss sie nicht zwangsläufig ausbrechen. Auslöser können sogenannte Triggerfaktoren wie Medikamente, Stress, Operationen oder Infekte sein.

Plaque-Psoriasis

Nicht immer ist Schuppenflechte sofort als solche erkennbar. „Bei der Psoriasisarthropathie zum Beispiel, einer Schuppenflechte mit Gelenksbeteiligung, fehlen im Frühstadium die typischen Rötungen und Schuppen“, so Dr. Fleischanderl. „Auf die Krankheit können am Anfang nur geschwollene Nägel, Finger oder Gelenke hinweisen. Kann der Arzt eine rheumatische Erkrankung ausschließen, sollte der nächste Weg zum Dermatologen führen.“ Grundsätzlich gibt es verschiedene Formen der Schuppenflechte. Am häufigsten ist jedoch die Plaque-Psoriasis. Typisch dafür sind große rötliche schuppende Flecken an den Ellenbogen, den Knien und am Kopf. Im Prinzip kann sie in jedem Alter auftreten. Aber: „Meistens bricht sie im Kindes- oder Jugendalter oder ab 60 Jahren aus“, so Dr. Fleischanderl. „Kinder haben meist einzelne kleine Flecken, teilweise auch im Gesicht. Zu den Auslösern zählen oft Bakterien in der Nase, im After oder im Hals. Es gibt Kinder, die an chronischer Angina leiden. Werden ihnen die Mandeln entfernt, verschwindet meist auch die Schuppenflechte“, sagt die Ärztin.

Bei Erwachsenen kann sich die Krankheit nicht nur in Form von Flecken – auch im Genitalbereich – auswirken, sondern es können schmerzende, geschwollene oder verhornte Stellen auftreten. Dr. Fleischanderl: „Wenn man nichts dagegen tut, können sich zum Beispiel Gelenke massiv verformen.“ Die verantwortlichen Enzyme können aber nicht nur zu schuppigen Flecken, verformten Fingern, verdickten Nägeln oder verhornten schmerzenden Fußballen führen. „Patienten mit Schuppenflechte haben ein bis zu 30 Prozent erhöhtes Risiko, auch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen – vor allem dann, wenn sie Diabetiker oder übergewichtig sind beziehungsweise an Bluthochdruck leiden“, warnt die Expertin.

Die Folgen können aber nicht nur körperlicher, sondern auch psychischer Natur sein. Nämlich dann, wenn Patienten aufgrund der schuppigen Flecken nicht mehr ins Freie gehen, keine kurzen Hosen oder Röcke mehr tragen, sich beim Sex genieren oder Schmerzen haben. „Schuppenflechte kann daher auch Depressionen auslösen. Deshalb ist es besonders wichtig, beim geringsten Verdacht einen Arzt aufzusuchen“, betont Dr. Fleischanderl. Steht fest, dass es sich um Psoriasis handelt, wird die Therapie eingeleitet. „Diese hat sich in den vergangenen zehn Jahren entscheidend weiterentwickelt. Früher wurde nur die Haut behandelt, heute wird die Schuppenflechte als Systemkrankheit und der Patient als Ganzes gesehen.“ Das heißt: Psoriasis ist zwar nach wie vor unheilbar, aber sie wird so therapiert, dass sie fast nicht mehr spürbar und auch nicht mehr sichtbar ist.

Die Grundlage dafür ist die Stufentherapie. In einem ersten Schritt werden Heilsalben und spezielle Bestrahlungen angewendet, die nur der Hautarzt durchführen kann. Wenn das nichts hilft, werden Medikamente eingesetzt. Letzter Schritt ist die Antikörpertherapie, die in Form von Spritzen verabreicht wird. „Jede Therapie wird gemeinsam mit dem Patienten individuell entwickelt“, sagt Dr. Fleischanderl. Übrigens: Solarien und Infrarotbestrahlungen helfen nichts. Zusammenfassend bedeutet das: Psoriasis hat man ein Leben lang. Aber sie kann so therapiert werden, dass Betroffene weitestgehend symptomfrei leben können. Dermatologin Fleischanderl: „Voraussetzung ist allerdings auch ein gewisses Maß an Selbstverantwortung. Bei ersten Anzeichen – ob es sich nun um schmerzende Gelenke oder verdickte Nägel handelt – sollte ein Arzt aufgesucht werden.“


Cornelia Schobesberger
Dezember 2013


Foto: Bilderbox, privat

Kommentar

Schuppenflechte_Nicht ansteckend„Schuppenflechte ist eine nicht ansteckende, entzündliche Hauterkrankung, die auch Gelenke, Bänder, Weichteile und Gefäßsysteme erfassen kann. Sie ist nicht heilbar. Aber man muss sie weder sehen noch spüren.“
Dr. Barbara Fleischanderl
Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Klinikum Wels-Grieskirchen

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020