Welch großartige Leistungen unsere Hände tagtäglich meistern, wird erst oft dann bewusst, wenn sie beeinträchtigt oder verletzt sind. Die Unfallchirurgische Abteilung am LKH Steyr hat sich in den letzten Jahren aufgrund des umfassenden Know-hows der beiden Fachärzte für Handchirurgie, OA Dr. Gerald Schmölzer und OA Dr. Karl Wurm, zum Kompetenzzentrum für Handchirurgie entwickelt.
Die Hand ist beim Menschen nicht nur wichtiges Mittel für fast alle Arbeiten, sondern auch zentrales Mittel zur Kommunikation und Schaffung von menschlicher Nähe. „Die Bedeutung der Hand spiegelt sich auch in ihrer komplexen Anatomie wider“, beschreiben die beiden Fachärzte die Faszination des Greiforgans und beschreiben die Vielschichtigkeit ihres Aufbaus: „Eine Hand besteht aus 27 Knochen, das sind etwa ein Viertel der Knochen des menschlichen Körpers und 33 Muskeln, wovon ein Großteil im Unterarm liegt und lediglich seine Sehnen in die Hand sendet. Versorgt wird die Hand durch drei Hauptnerven. Die Haut der Hand und besonders der Fingerenden ist sehr reich mit verschiedenen Rezeptoren besetzt und gestattet eine hohe haptische Sensibilität. In der Handinnenfläche nehmen 17.000 Fühlkörperchen Druck-, Bewegungs- und Vibrationsreize auf.“
Obwohl sich die beiden Unfallchirurgen bereits seit Jahren schwerpunktmäßig mit der Handchirurgie befassen, gibt es eine offizielle Spezialisierung erst seit 2011. Seitdem ist der Facharzt für Handchirurgie als Sonderfach bestimmter chirurgischer Fächer anerkannt. In ganz Österreich wurde diese Spezialisierung bis dato an lediglich 50 Ärzte vergeben. Die zwei Unfallchirurgen des LKH Steyr, Schmölzer und Wurm, sind zwei davon.
Die medizinischen Schwerpunkte
„Wir versorgen Patienten mit jeglichen Beschwerden an den Händen – im Wesentlichen unterscheiden wir nachstehende drei Schwerpunkte: Erstens: die akute Traumaversorgung von Handverletzungen, zweitens: die Sekundär- beziehungsweise Korrektureingriffe von schlecht oder fehlverheilten Verletzungen und drittens: die Planoperationen von Erkrankungen an den Händen (zum Beispiel Arthrosen oder Nervendrucksyndrome wie etwa das Karpaltunnelsyndrom)“, so Schmölzer.
Besonders hervorzuheben ist außerdem die Behandlung der so genannten Dupuytren‘schen Kontraktur (krumme Finger). „Neben der versierten chirurgischen Therapie bieten wir auch die Injektionsbehandlung mit Kollagenase an und zählen dabei zu den Anwendern mit den größten Fallzahlen in Österreich. Der große Vorteil dieser Therapie liegt in der geringen Belastung und kurzen Krankenstandsdauer“, ergänzt der Unfallchirurg
Versorgung aus einer Hand
Was ein Kompetenzzentrum in Sachen Handchirurgie ausmacht, erklärt Schmölzer: „Wir versorgen unsere Patienten vom Erstkontakt in der Handambulanz, über die Operation bis hin zu einer auf den Patienten individuell abgestimmten Nachbehandlung. Dabei steht uns die gesamte Ausstattung eines modernen Schwerpunktkrankenhauses, wie Magnetresonanz, Computertomografie der neuesten Generation, 3-dimensionale Röntgenbildverstärker im OP und eine sehr gut ausgebildete Ergotherapie zur Verfügung.“
Zahlen und Fakten
In der Handambulanz der Unfallchirurgie am LKH Steyr werden jährlich etwa 3.000 Patienten-Kontakte verzeichnet. Zu einem operativen Eingriff kommt es pro Jahr bei über 1.200 Patienten, so das LKH Steyr.
Mag. Christian Boukal
November 2013
Foto: © sabine koriath / pixelio.de