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Diabetes: Therapie mit Insulinpumpen

 Für Diabetiker stehen zur Verabreichung von Insulin neben Spritze und Pen auch Insulinpumpen zur Verfügung. Diese Therapieform hat sich vor allem bei Typ-1-Diabetikern bereits durchgesetzt. Die Insulinpumpe wird für jeden Patienten individuell programmiert und gibt Insulin kontinuierlich unter die Haut ab.


Rund zehn Prozent der an Diabetes mellitus erkrankten Menschen sind vom Typ 1 betroffen, 90 Prozent von Typ 2. Typ-1-Diabetes wird durch einen Autoimmunprozess in der Bauchspeicheldrüse verursacht, der zur Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen führt. Insulin ist an der Regulierung des Blutzuckers beteiligt. Wenn die Bauschspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert, muss es zugeführt werden. Dafür gibt es drei Möglichkeiten: Spritze, Pen oder Pumpe.

 

Funktion der Insulinpumpe

 

Insulinpumpen haben die Größe eines Handys und werden direkt am Körper oder in einer Kleidungstasche getragen. In der Pumpe befindet sich ein Insulinvorrat, der durch einen dünnen Plastikschlauch und eine Stahl- oder Teflonkanüle (Katheter), die im Unterhautfettgewebe platziert ist (meist am Bauch), in den Körper gelangt. Der Katheter wird in der Regel alle zwei bis vier Tage gewechselt.

Bei der herkömmlichen Insulintherapie injiziert ein Diabetiker mit Spritze oder Pen täglich mehrmals die nötigen Mengen Insulin. Bei einer Insulinzufuhr mit einer Pumpe gibt diese (ähnlich der Bauchspeicheldrüse) rund um die Uhr Insulin ab. Der Körper erhält dadurch kontinuierlich kleine Mengen an kurzwirksamen Insulin (die so genannte Basalrate), die den Grundbedarf deckt. Diese Basalrate ist variabel programmierbar. Zu den Mahlzeiten ruft der Diabetiker zusätzlich Insulin (den Insulinbolus) über die Pumpe ab.

„In Österreich bieten momentan vier Firmen Insulinpumpen an, alle sind gut und zuverlässig. Sie ermöglichen es, die Dosierungen an den im Tagesverlauf wechselnden Insulinbedarf anzupassen“, erklärt Dr. Stefan Ebner vom Diabetesschulungszentrum am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz.

 

Patchpumpe klebt auf der Haut

 

Im Trend befinden sich so genannte Patchpumpen. Die Pumpe und die Infusionsnadel bilden dabei eine Einheit, daher haben sie keinen Schlauch und keinen Insulinkatheter. Das Gerät wird auf die Haut geklebt und zwar an der Stelle, an der auch die Insulinabgabe über die Nadel erfolgt. Die Patchpumpe wird über eine Fernbedienung gesteuert. Es handelt sich um ein Einweggerät, das bis zu einer Woche hält. Danach wird es entsorgt und ein neues Gerät wird wiederum auf die Haut geklebt. Die Nachteile: Patchpumpen sind nur mit einer einzigen Nadelart ausgerüstet; und bei Problemen müssen nicht nur Katheter und Nadel, sondern die komplette Pumpe ausgetauscht werden.

 

Pumpe vor allem für Typ-1 Diabetiker

 

Von einer Insulinpumpentherapie profitieren vorwiegend Diabetiker mit Typ-1-Diabetes. Hier ist der Insulinbedarf im Tagesverlauf nicht konstant und von großen Schwankungen geprägt. Mittels Pumpe lässt sich der jeweilige Bedarf gut anpassen. Typ-2-Diabetiker werden dagegen nur selten mittels Insulinpumpe therapiert.

Rund zehn Prozent der Typ-1-Diabetiker haben sich mittlerweile für die Verwendung einer Insulinpumpe entschieden, die Tendenz der Anwender ist steigend. „Bei Kindern mit Typ-1-Diabetes ist die kontinuierliche subkutane Insulin-Infusion (CSII) mittlerweile die Standardtherapie“, sagt Dr. Ebner.

 

Die Insulinpumpentherapie ist geeignet für:

  • Kinder und Jugendliche. Sie sind meist vom Typ-1 betroffen. Die Eltern werden geschult, wie man den Blutzucker misst; die Insulindosis bestimmt; die Insulinpumpe bedient und programmiert. „Kleinkinder benötigen sehr kleine Dosen. Der Vorteil der Pumpe liegt darin, dass sie sich sehr fein justieren und sich die Insulinzufuhr auch bei sehr kleiner Dosen sehr genau steuern lässt“, sagt der Internist.
  • Diabetiker mit labilen (schwankendem) Blutzuckerwerten.
  • Diabetiker mit hoher Insulinempfindlichkeit und geringem Tagesinsulinbedarf.
  • Diabetiker mit häufiger Unterzuckerung (Hypoglykämie).
  • Diabetiker mit Dawn-Phänomen. Das sind Patienten mit erhöhtem Insulinbedarf in den Morgenstunden. Mit einem ausgeprägten Dawn-Phänomen haben vor allem junge Diabetiker zu kämpfen.
  • Diabetiker, die sportlich und körperlich sehr aktiv sind.
  • Diabetiker mit unregelmäßigem Tagesablauf (z. B. Schichtarbeiter).
  • Diabetikerinnen während einer Schwangerschaft.

 

Nachteile

 

Das Gerät muss rund um die Uhr am Körper getragen werden. Lediglich vor dem Kontakt mit Wasser wird es abgenommen. „Bei der Arbeit und beim Sport bleibt die Pumpe am Körper. Das ist nötig und stört auch kaum, es gibt sogar Marathonläufer mit Insulinpumpe“, so Dr. Ebner. Beim Schlafen hängt man sich die Pumpe um den Hals oder legt sie einfach neben sich. Ebner: „Man trägt also das Gerät ständig mit sich. Damit muss man sich abfinden. Wer das nicht kann, der muss sich das Insulin mittels Spritze oder Pen zuführen.“

 

Schulung nötig

 

Der korrekte Umgang mit der Insulinpumpe bedarf einer Schulung. Sie dauern mehrere Tage, sind für Patienten kostenfrei und werden von einzelnen, spezialisierten Diabetes-Ambulanzen der Krankenhäuser und von Diabetologen durchgeführt. Schulungen werden ambulant und auch stationär angeboten.

 

Ständige Weiterentwicklung

 

Insulinpumpen werden immer leichter und kleiner, sind einfach bedienbar und besitzen eine stabile Elektronik. Integrierte Alarmsysteme zeigen an, wenn der Katheter verstopft ist oder ein Wechsel der Insulinampulle nötig wird. Aber auch das modernste Gerät kann den Blutzuckerwert bisher nicht selbständig ermitteln. Es gibt zwar Modelle mit integrierten Glukosesensoren, diese können aber nicht selbsttätig die abzugebende Insulinmenge bestimmen. „Diabetiker müssen also weiterhin mehrmals täglich ihren Blutzucker kontrollieren und die Werte in das Insulindosiergerät eingeben. Es wird zwar an neuen Modellen geforscht, mit dem Ziel, dass sie einmal alle Vorgänge selbst steuern können, das ist freilich noch ein Wunschtraum. Bis der sich erfüllt, müssen Diabetiker das Gerät weiter selbst bedienen“, sagt der Internist.

 

Erfolgreiche Therapieform

 

„Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen und Ergebnisse mit dieser Therapieform erzielt. Viele Diabetiker können mit der Pumpe gut leben und haben eine verbesserte Lebensqualität. Wichtig für den Erfolg sind eine genaue Anwendung und das Wollen des Patienten, diese Therapie auch wirklich durchzuführen. Die Motivation ist entscheidend, zumal Diabetes Typ 1 eine lebenslange Erkrankung ist. Eine optimale Therapie gelingt nur, wenn sich der Patient mit seinem Diabetes auseinandersetzt und die Therapie in sein Leben integriert“, sagt Ebner. Die Kosten einer Insulinpumpentherapie werden von den Krankenkassen übernommen.

 

Dr. Thomas Hartl

Februar 2014


Foto: BilderBox

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020