Alle Monate wieder leiden viele Frauen unter innerer Unruhe,
sie klagen über Wassereinlagerungen oder schmerzende Brüste – typische Symptome
des prämenstruellen Syndroms. Warum es dazu kommt und wie man die Beschwerden durch
eine Änderung des Lebensstils in den Griff bekommt, verrät Dr. Omar Josef Shebl.
Der Zyklus der Frau ist durch hormonelle Veränderungen bestimmt. Das ist wichtig, damit eine Eizelle heranreifen und sich die Gebärmutter auf ihre Einnistung vorbereitet kann. Wird das Ei nicht befruchtet, stößt der Körper das Gebärmuttergewebe mit der Menstruation ab. Während des Zyklus schwanken aber nicht nur die Hormone, auch die Stimmung kann sich verändern. Die Tage vor den Tagen werden deshalb von einigen Frauen als besonders anstrengend erlebt.
Vielfältige Symptome
Sie fühlen sich angespannt, sind unruhig, ängstlich, reizbar, unkonzentriert und nervös. Gleichzeitig können sich körperliche Beschwerden wie Wassereinlagerungen, Kopf- oder Gelenksschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Hautveränderungen oder ein Spannungsgefühl in den Brüsten bemerkbar machen. Diese vielfältigen Beschwerden sind kennzeichnend für das prämenstruelle Syndrom (PMS), wie Privatdozent Dr. Omar Josef Shebl, leitender Oberarzt der gynäkologischen Endokrinologie sowie des Kinderwunschzentrums in Linz, bestätigt: „Viele Frauen empfinden vor der Monatsblutung unterschiedliche physische und psychische Veränderungen. Wenn die Symptome in den letzten zehn bis 14 Tagen vor der Regelblutung auftreten und sich mit Einsetzen der Regelblutung wieder zurückbilden, spricht man von einem prämenstruellen Syndrom.“
Schwere Form: PMDS
Wie viel Prozent der Frauen davon betroffen sind, lässt sich schwer sagen. Shebl: „Die Angaben schwanken sehr. Beginnen können die Symptome in jedem Lebensalter – oft wird der Krankheitswert aber sehr spät erkannt, sodass das prämenstruelle Syndrom häufig bei Frauen über 30 Jahren beschrieben wird, oft aber schon in früheren Lebensjahren beginnt. In der Literatur wird die Häufigkeit mit zwischen drei und 30 Prozent angegeben.“ Eine schwere Form des PMS ist die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS). Betroffene leiden unter starken psychischen Beschwerden wie Ängsten oder Depressionen und können während der Tage vor der Menstruation kaum ihrem Alltag nachgehen. Der Leidensdruck ist groß und kann auch die partnerschaftliche Beziehung beeinträchtigen. Während das PMS nicht als eigenständige Krankheit gilt, hat die prämenstruelle dysphorische Störung sehr wohl einen Krankheitswert.
Ursache unbekannt
Warum einige Frauen unter dem prämenstruellen Syndrom leiden, andere aber nicht, ist noch nicht geklärt. Man vermutet jedoch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. „Ein zyklisch bedingter Einfluss von Östrogen und Progesteron auf bestimmte Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, dürfte ein Schlüsselfaktor sein. Neben einer familiären Belastung mit psychischen Erkrankungen könnte zudem eine Depression oder eine Angststörung in der Anamnese ein Risikofaktor sein. Aber auch andere Faktoren wie Stress, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten dürften eine Rolle in der Entstehung des prämenstruellen Syndroms spielen“, erklärt Shebl. Zu wenig Bewegung und zu viel Koffein, Alkohol oder Nikotin scheinen die Symptome zu verstärken.
Mehr Bewegung, weniger Stress
Mit den Beschwerden abfinden sollte sich frau allerdings nicht. „Sobald der gewohnte Alltag oder zwischenmenschliche Kontakte von zyklusabhängigen Beschwerden beeinträchtigt werden, sollte dies mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. Spätestens jedoch, wenn die Beschwerden für die Frau einen subjektiven Krankheitswert erfahren“, so der Mediziner. Doch was hilft gegen die Symptome? Bevor mit einer medikamentösen Therapie begonnen wird, sollte eine Änderung des Lebensstils erfolgen. Die Beschwerden bessern können eine Stressreduktion, Entspannungsübungen und viel Bewegung an der frischen Luft. Beim Sport wird das eingelagerte Wasser rascher abtransportiert und die gesteigerte Durchblutung löst Krämpfe in der Gebärmutter. „Ebenso dürften diätische Maßnahmen, wie etwa die Vermeidung oder Reduktion des Alkohol- und Koffeingenusses, von Vorteil sein. Auch kann eine psychologische Unterstützung eine fördernde Maßnahme darstellen“, sagt Shebl. Apropos Ernährung: Betroffenen wird empfohlen, auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen – vor allem Kalzium und Vitamin B6 – zu achten. Daneben gibt es auch viele pflanzliche Mittel, die Linderung verschaffen können. Dazu gehört die Anwendung von Heilkräutern wie Mönchspfeffer gegen Brustspannen oder Johanniskraut gegen depressive Verstimmungen.
Hormonelle Behandlungsmaßnahmen
Schaffen diese Maßnahmen keine Linderung, so ist auch eine medikamentöse Therapie möglich. „Es gibt hier eine Reihe von Ansätzen, die jedoch primär nur bei schwer einschränkenden Fällen und immer erst nach fehlender Besserung durch eine Lebensstilmodifikation erfolgen soll“, rät der Facharzt. Eine dieser Maßnahmen ist die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln wie die Antibabypille, um den Eisprung zu unterdrücken. Antidepressiva – vor allem SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) – sind meist nur bei schweren Symptomen wie beim PSDM notwendig, wenn die psychischen Beschwerden im Vordergrund stehen.
MMag. Birgit Koxeder-Hessenberger
Februar 2014
Foto: BilderBox