Die fünf
Monate alte Marielle ist ein entzückendes kleines Mädchen mit großen
Kulleraugen – für Mama Karin und Papa Christoph das schönste Kind der Welt.
Doch Fremde gucken nach einem Blick in den Kinderwagen meist betreten weg. Der
Grund dafür: Mariella hat einen Blutschwamm, medizinisch Hämangiom, im Gesicht.
Schon bei ihrer Geburt hatte das Mädchen einen kleinen roten Punkt an der
Wange. Je älter es wurde, umso größer wurde der Fleck. Nicht nur der Anblick, auch
die Diagnose „gutartiger Gefäßtumor“ versetzte die Eltern in Bestürzung.
Allerdings ohne Grund: Obwohl von einem Tumor die Rede ist, ist dieser in der
Regel völlig ungefährlich und kann – wie der Volksmund liebevoll sagt – als
„ein Küsschen von Gott“ gesehen werden.
Therapie selten nötig
Der Blutschwamm ist eine gutartige Veränderung des Gewebes, die im Säuglings- und Kleinkindesalter entsteht, wenn Blutgefäße wuchern und sich neu bilden. Es gibt verschiedene Formen von Hämangiomen, die – abhängig vom Entwicklungsstand – unterschiedlich aussehen. Bei Säuglingen treten vor allem zwei Arten auf: Je nachdem, wie tief sie unter die Haut gehen, unterscheidet man zwischen kapillären (oberflächlichen) und kavernösen (tiefen) Formen. „Es ist etwa jedes zehnte Kind davon betroffen. Bei rund 30 Prozent der Babys sind die Blutschwämme schon bei der Geburt vorhanden, bei den Übrigen entwickeln sie sich in den ersten Lebenswochen“, erklärt Primarius Dr. Werner Saxinger, Leiter der Abteilung Haut- und Geschlechtskrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen. Bei Mädchen treten Hämangiome zwei- bis dreimal häufiger auf als bei Buben. Ein Trost für Betroffene: Mehr als 70 Prozent dieser Hämangiome verschwinden bis zum sechsten Lebensjahr fast vollständig.
Ein Blutschwamm kann überall dort entstehen, wo es Blutgefäße gibt – am ganzen Körper, aber auch an den inneren Organen. Weil Blutschwämme keine Beschwerden verursachen, ist in der Regel auch keine Therapie erforderlich. Nur dann, wenn das Hämangiom sehr groß ist, schnell wuchert oder mit Komplikationen verbunden ist, sich im Gesicht befindet oder mehrere Hämangiome gleichzeitig vorhanden sind, macht eine Therapie Sinn. Es gibt verschiedene lokal wirkende Methoden. „Kleine flache Hämangiome lassen sich oft sehr gut durch eine Kälteanwendung, die sogenannte Kryotherapie, behandeln. Diese Therapie ist jedoch für die Kleinen etwas schmerzhaft und hat den Nachteil, dass manchmal Narben zurückbleiben“, erklärt Primar Saxinger. Eine weitere therapeutische Möglichkeit ist eine Laserbehandlung, mit der sich auch große Hämangiome verkleinern lassen. Bei sehr großen Hämangiomen beziehungsweise in heiklen Regionen, wie Auge oder Genitalbereich, gibt es auch die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung. In jedem Fall ist es wichtig, mit dem behandelnden Arzt alle Vor- und Nachteile einer Therapie zu besprechen.
Mag. Kornelia Wernitznig
August 2014
Foto: shutterstock, privat
Storchenbiss
Beinahe jedes zweite Neugeborene weist in den ersten Lebensmonaten einen roten, scharf begrenzten Hautfleck – meist im Bereich des Kopfes – auf. Dabei handelt es sich in der Regel um ein sogenanntes Feuermal oder einen „Storchenbiss“. Im Unterschied zum Blutschwamm ist das Feuermal flach.
Kommentar
Dr. Werner Saxinger
Leiter Abteilung Haut- und Geschlechtskrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen