Vier von zehn Menschen sind gefährdet, Folgeerkrankungen wie Leberentzündung (Fettleberhepatitis), Leberzirrhose oder Leberkrebs zu entwickeln, stellte Trauner bei der Veranstaltung fest, berichte die Austria Presse Agentur (APA). Damit nicht genug – auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen sei drastisch erhöht. Das führt nicht nur zu einer gravierenden Einschränkung der Lebensqualität, sondern auch zu einer deutlichen Verringerung der Lebenserwartung. „Die Wahrscheinlichkeit, vorzeitig an Leber- oder Darmkrebs, Herz-Kreislauferkrankungen oder einer Leberzirrhose zu sterben, ist bei einer nicht-alkoholischen Fettleber drastisch erhöht“, sagte Trauner.
Besonders dramatisch ist, dass bereits viele Kinder und Jugendliche als Folge von Übergewicht und Adipositas an einer Fettleber leiden. Aufgrund des früheren Beginns werden die ungünstigen Auswirkungen im Laufe des Lebens noch stärker zu tragen kommen, so die APA.
„Die nicht-alkoholische Fettleber ist in erster Linie mit Übergewicht, dem metabolischen Syndrom und Diabetes assoziiert“, erklärte Trauner. Als metabolisches Syndrom oder Syndrom X wird das gemeinsame Vorliegen von bauchbetonter Fettleibigkeit, Störungen des Glukosestoffwechsels bis hin zu Diabetes Typ 2, Störungen des Fettstoffwechsels mit u.a. erhöhtem LDL- und zu niedrigem HDL-Cholesterin sowie Bluthochdruck bezeichnet.
Wiewohl es sich bei der Fettleber um die Einlagerung von Fetten in Leberzellen handelt, liegt die Hauptursache nicht nur an fetten Speisen, sondern vor allem am Überschuss von Zucker und Kalorien. „Zucker wird in der Leber in Fett umgewandelt, wobei hier vor allem industriell gefertigter Fruchtzucker heimtückisch ist und sowohl die Fettbildung in der Leber als auch die Durchlässigkeit des Darms für bakterielle Toxine fördert“, so Trauner.
Eine Lösung des Problems ist nicht ganz einfach. „Man muss sich vor Augen halten: Ein Patient mit nicht-alkoholischer Fettleber muss seine Ernährungsgewohnheiten massiv ändern und das gelingt nicht von heute auf morgen. Es muss eine sorgfältige, gut geplante, schrittweise Umstellung der Ernährungsgewohnheiten erfolgen, damit sie auch langfristig beibehalten werden kann“, sagte die Präsidentin des Verbandes der Diaetologen Österreichs, Prof. Andrea Hofbauer. „Denn eine massive Lebensstilmodifikation muss unbedingt vom Patienten mitgetragen werden. Ein Ernährungsplan allein reicht hier bei weitem nicht aus. Gemeinsam mit dem Patienten müssen praktikable und alltagstaugliche Lösungsstrategien erarbeitet werden.“
Die zur Verfügung stehenden Medikamente haben das Defizit, nicht im Zentrum des Geschehens anzugreifen. Eine Arbeitsgruppe rund um den Wiener Mediziner Trauner forscht daher seit geraumer Zeit an einem völlig neuen Ansatz, nämlich der Nutzung von Gallensäuren als Medikament. „Gallensäuren dienen nicht nur der Fettverdauung, sondern haben auch hormonähnliche Wirkungen, die an der Regulation des Fett- und Glukosestoffwechsels in der Leber beteiligt sind“, betonte der Wissenschaftler. Damit beeinflussen Gallensäuren auch die Entwicklung und den Verlauf von so verbreiteten Erkrankungen wie eben der Fettleber, aber auch Arteriosklerose und Diabetes. Um Gallensäuren gezielt und wirksam als Medikament einsetzbar zu machen, werden sie von den Wiener Forschern verändert und in Rahmen von klinischen Studien bereits getestet, berichtet die APA vom Kongress der Diätologen.
Mag. Christian Boukal
April 2014
Foto: APA (dpa)