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Hodenentzündung: Bei Schmerzen zum Arzt

Mann bei einem BeratungsgesprächSchwillt der Hoden schmerzhaft an, liegt in den meisten Fällen eine Nebenhodenentzündung oder eine Hodenentzündung vor. Um die Entzündung behandeln zu lassen und um andere Erkrankungen auszuschließen, sollte man rasch einen Urologen aufsuchen.

 

Wenn der Hoden schmerzt, steckt in den meisten Fällen eine Entzündung dahinter. In der großen Mehrzahl der Fälle handelt es sich um eine Nebenhodenentzündung (Epididymitis), manchmal ist die eher seltene Hodenentzündung (Orchitis) für die Entzündung und die Beschwerden verantwortlich.

 

Ursachen

 

Innerhalb des Hodensacks liegen die Hoden und Nebenhoden dicht beieinander. „Der Nebenhoden ist ein sechs Meter langer, zu einem Knäuel gewickelter Kanal, in dem die von den Hoden gebildeten Spermien gelagert werden und hier für die Entladung bereitstehen“, erklärt Prim. Dr. Wolfgang Loidl, Leiter des Prostatazentrums des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Linz und Präsident der Urologischen Gesellschaft Österreichs.

 

Die Nebenhodenentzündung wird meist bakteriell verursacht. „Zu einer Entzündung kommt es, wenn Bakterien aus dem Harntrakt, der Prostata oder vom Hoden auf den Nebenhoden übergreifen. Eine Entzündung des Nebenhodens tritt vor allem bei jungen Männern zwischen 18 und 25 Jahren auf (Ansteckung durch sexuell übertragbare Keime). Durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragene Chlamydien gelten als häufige bakterielle Auslöser. Bei älteren Männern ist häufig eine vergrößerte Prostata Auslöser einer Entzündung.

 

Die Hodenentzündung wird ausgelöst durch Infektionen mit Bakterien oder Viren. Im Kindesalter wird sie meist durch Mumpsviren ausgelöst (Impfen schützt) Alleinige Hodenentzündungen sind selten, sie treten meist als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auf.

 

Beide Krankheitsbilder (Nebenhodenentzündung und Hodenentzündung) verursachen weitgehend die gleichen Symptome und können auch ineinander übergehen. Auch die Therapie ist weitgehend identisch. Im Folgenden werden daher beide Probleme zumeist gemeinsam beschrieben.

 

Symptome

 

Bei Entzündung des Hodens/Nebenhodens treten immer Schmerzen auf. Diese können auch heftig ausfallen. Das Problem schmerzender Hoden sollte man ernst nehmen und rasch einen Urologen aufsuchen. Geschwollene Hoden und/oder Nebenhoden sind druckempfindlich, die Haut des Hodensacks oft gerötet. Meist tritt mäßiges Fieber auf, manchmal auch hohes. Allgemeines Krankheitsgefühl wie Abgeschlagenheit und Übelkeit sind häufige Begleitsymptome. Typisch ist ein schleichender Krankheitsbeginn.

Im Falle einer Nebenhodenentzündung kommt es häufig zusätzlich zu Beschwerden beim Wasserlassen und zu verstärktem Harndrang.

Liegt dagegen eine Hodenentzündung vor, können je nach Krankheitsauslöser unterschiedliche zusätzliche Beschwerden auftreten. Die Symptome der Hodenentzündung machen sich meist erst einige Tage nach dem Beginn der Grundinfektion (z.B. Mumpsinfektion) bemerkbar, da sie in der Regel eine Begleiterscheinung der viralen oder bakteriellen Grunderkrankung sind.

 

Diagnose

 

Nach einer gründlichen körperlichen Untersuchung (Sicht- und Tastbefund) untersucht der Arzt den Hoden mit Ultraschall, um andere Erkrankungen auszuschließen. Der Urin wird auf Bakterien untersucht, um eine Harnwegsinfektion auszuschließen. Eine Blutuntersuchung kann Entzündungswerte anzeigen.

Eine rasche Diagnose ist auch deshalb wichtig, um eine Hodenverdrehung (Torsion) auszuschließen oder zu erkennen. Auch diese führt zu heftigen Schmerzen und sie bedarf einer sofortigen Operation, da ansonsten die Gefahr besteht, dass der verdrehte Hoden abstirbt. Die Hodenverdrehung ist also ein echter Notfall.

Treten die Schmerzen schnell (plötzlich) und heftig auf und besteht kein Fieber, spricht das für eine Hodenverdrehung. Treten Schmerzen dagegen langsam auf und werden sie von Fieber begleitet, wird zumeist eine Entzündung des Hodens oder Nebenhodens vorliegen. Bei Kindern treten Hoden- oder Nebenhodenentzündungen nur selten auf, bei plötzlich auftretenden Schmerzen liegt zumeist eine (sofort zu behandelnde) Verdrehung der Hoden vor.

„Schmerzen im Hoden sind immer ein Alarmzeichen, das man keinesfalls ignorieren darf“, warnt Loidl. Das gilt auch deshalb, da auch Hodentumore (sie treten nur sehr selten auf und sind gut zu therapieren) zum Teil ähnliche Beschwerden (Schwellung, Verhärtung, aber weniger Schmerzen und fast nie Fieber) verursachen können. Im Zweifelsfall hilft eine Ultraschalluntersuchung, eine Entzündung nachzuweisen. Manchmal wird eine Hodenbiopsie notwendig, um einen Tumor auszuschließen.

 

Therapie

 

Bei einer von Bakterien verursachten Entzündung werden Antibiotika verabreicht. Bei virusbedingten Entzündungen werden Virostatika (virenhemmende Mittel) verordnet. Entzündungshemmende Schmerzmittel lindern die Schmerzen und wirken abschwellend. Bei Fieber, starker Entzündung und schlechtem Allgemeinbefinden kann auch ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus nötig sein.

Akute Neben/Hodenentzündungen nehmen in der Regel einen unkomplizierten Verlauf und heilen binnen weniger Wochen aus. Dabei gehen schon nach wenigen Tagen die Schwellung, Schmerzen und Fieber zurück.

 

Seltene Komplikationen

 

In manchen Fällen ist ein operativer Eingriff nötig. Etwa wenn die Hodenschwellung sehr stark ausgeprägt ist, kann ein Einschnitt in die Hodenhülle nötig werden. Dadurch wird verhindert, dass die Blutzufuhr abgeschnitten und der Druck nicht zu groß wird. Eine Operation wird auch dann nötig, wenn eitrige Abszesse im Hoden entfernt werden müssen. Bei längerem Bestehen der Erkrankung kann dies in schweren Fällen zur Rückbildung des Hodens führen, bei beidseitigem Auftreten (kommt selten vor) auch zur Zeugungsunfähigkeit.

 

Selbsthilfe

 

Neben der medikamentösen Therapie wird Bettruhe und Hochlagerung der Hoden mittels Suspensoriums (textiler Tragebeutel) empfohlen. Dadurch wird der geschwollene und schmerzende Hodensack vom Ziehen des Eigengewichts entlastet. Auch kühlende Umschläge mit nassen Waschlappen wirken schmerzlindernd.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Entzündungsauslöser:

  • Um vor Mumps-Viren (Mumpsorchitis) geschützt zu sein, sollten Kinder gegen Mumps geimpft werden.
  • Sexuell aktive Männer sollten beim Geschlechtsverkehr Präservative benutzen, um Harnwegsinfektionen und Geschlechtskrankheiten vorzubeugen.

Kontrolle

 

„Man sollte m Verlauf einer Entzündung die Hoden beim Urologen in regelmäßigen Abständen kontrollieren lassen, um eine Abszessbildung oder andere Komplikationen rechtzeitig zu erkennen“ rät Primar Loidl.

 

Dr. Thomas Hartl

April 2014

 

Foto: shutterstock

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020