Der Enddarm ist ein Organ wie jedes andere.
Trotzdem gehen viele Menschen bei Problemen in diesem Bereich nicht zum Arzt,
weil sie sich schämen oder sich nicht trauen", sagt Primaria Sigrid Kastl,
die im Krankenhaus St. Josef in Braunau die chirurgische Abteilung leitet und
sich unter anderem auch der "Koloproktologie" (Erkrankungen des End-
und Dickdarms und des Schließmuskelapparates) verschrieben hat.
Welcher Arzt ist der richtige?
Die Ursachen für diese Beschwerden (Jucken, Brennen, Nässen, knotige Veränderungen im Analbereich) sind vielfältig. "Harter Stuhlgang, Schwangerschaften, Bindegewebsschwäche und Abszesse, die häufig im Sommer auftreten, sind oftmals Auslöser für Schmerzen im Enddarmbereich, die man auf jeden Fall abklären sollte. Denn nicht immer sind es die oft zitierten Hämorriden, die diese Missempfindungen verursachen", sagt die Expertin. "Es können auch Fissuren, Analvenen-Thrombosen, akute oder chronische Einrisse, Fisteln oder gut- oder im schlimmsten Fall bösartige Tumore dahinterstecken."
Wer unter den genannten Problemen leidet, wendet sich am besten an einen proktologisch versierten Arzt. Das können Chirurgen, Internisten, aber auch Hautärzte sein, da sich in diesem Bereich des Körpers auch Geschlechtskrankheiten bemerkbar machen.
Probleme mit der Verdauung
Die typische Altersgruppe, die mit Enddarmproblemen zu tun hat, es gebe es nicht. "Wir behandeln Patienten jedes Alters, insbesondere jene, die unter Verstopfung leiden. Irgendwann kann die Schleimhaut einreißen oder es kann zum Vorfall von Gewebe kommen. Auch Morbus-Crohn-Patienten haben oft Enddarmprobleme. Patienten sind aber auch junge Männer, die sich nicht ausgewogen ernähren und dadurch Schwierigkeiten mit ihrer Verdauung bekommen." Nicht immer müsse man Probleme im Analbereich operieren. "Oftmals ist man mit dem Veröden erfolgreich. Bei Problemen mit dem Schließmuskel helfen auch Beckenbodenübungen oder Bio-Feedback."
Barbara Rohrhofer
25. Juni 2014
Foto: shutterstock