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Medikamente: Wie kommt es zum Namen?

Generica Medikamentenschachtel blauOft sind jahrelange Forschungen notwendig, um einen neuen Wirkstoff für ein bestimmtes Anwendungsgebiet zu entwickeln. Wurde ein neuer Wirkstoff entdeckt, lassen pharmazeutische Unternehmen den Stoff schützen. 

Das Wirkstoff wird unter dem internationalen Freinamen (International Nonproprietary Names, kurz: INN) für eine begrenzte Zeit patentrechtlich geschützt, berichtet das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Die genaue Beschreibung und Herstellweise eines Wirkstoffes müssen durch den Erfinder bei der Anmeldung eines Patents bekannt gegeben werden. 


Gleicher Wirkstoff, andere Markennamen 

Für die medizinische Anwendung wird ein Wirkstoff mit Hilfsstoffen zu einem Arzneimittel verarbeitet. Für die Zulassung eines Arzneimittels, die in jedem Land notwendig ist, muss die Zusammensetzung offengelegt und der Nachweis der Qualität und Sicherheit des Produkts erbracht werden. Arzneimittel sind nach der Zulassung unter ihrem Handelsnamen erhältlich. Auch der Handelsname des Arzneimittels wird als Markennamen (® – geschützte Wortmarke) geschützt.Nach Ablauf des Patentschutzes können andere Hersteller wirkstoffgleiche Medikamente (Generika) herstellen. Wirkstoffgleiche Arzneimittel können daher unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich sein. Ähnlich wie Zwillinge, die unterschiedliche Namen tragen, so das BMG. 

Die Namen von Arzneimitteln und Wirkstoffen 


Handelsname: Alle zugelassenen Arzneimittel tragen einen Handelsnamen. Auf der Verpackung und in der Gebrauchsinformation müssen neben dem Handelsnamen die Stärke und die Anwendungsform angegeben sein. Handelsnamen oder Namensteile können als Wortmarke mit dem Symbol ® geschützt sein. Die Handelsnamen können in verschiedenen Ländern unterschiedlich lauten. 


Wirkstoff- oder Freiname (INN): Jeder Arzneistoff trägt einen sogenannten internationalen markenfreien Namen (Freinamen), der von der WHO festgelegt wurde und weltweit gleich lautet. Für neue Arzneistoffe ist ein Antrag bei der Weltgesundheitsorganisation WHO notwendig, in dem eine genaue Beschreibung der chemischen Eigenschaften, der Wirkungsweise und der therapeutischen Anwendung enthalten sein muss. Der Entdecker des Arzneistoffes kann einen Namen vorschlagen.
Freinamen bestehen aus einem Kürzel oder einer gleichbleibenden Endung, die kennzeichnet, zu welcher Substanzgruppe der Wirkstoff gehört. Internationale Freinamen erleichtern die Zuordnung eines Arzneiwirkstoffs. Sie helfen Reisenden im Ausland, im Bedarfsfall das gleiche Arzneimittel zu bekommen. Jeder Freiname ist ein einmaliger, international gebräuchlicher Name. Die Weltgesundheitsorganisation verwaltet INN (internationale Freinamen oder Wirkstoffnamen) gemäß ihrem Mandat, internationale Standards zu entwickeln, einzurichten und zu veröffentlichen.


So erkennt man den Wirkstoff in Medikamenten 

Auf der Verpackung und in der Gebrauchsinformation sind neben dem Handelsnamen die Stärke des Wirkstoffes und die Darreichungsform angegeben. Generika-Hersteller verwenden häufig den Wirkstoffnamen (Freinamen) eines Arzneimittels mit einem Zusatz (z.B. dem Firmennamen) als Handelsnamen. 


Beispiele für gängige Medikamente mit Handelsnamen und Freinamen sind: 


Tabellen Bezeichnung
Handelsname(n) Wirkstoffname (INN)
Aspirin, Aspro, Thrombo Ass, Herz Ass u.a. Acetylsalicylsäure, kurz: ASS
Voltaren, Diclofenac “Genericon”, Diclostad, Deflamat u.a. Diclofenac natrium (oral)
Zocor, Gerosim, Simvastatin “Sandoz”, Simvastad u.a. Simvastatin
Augmentin, AmoxiPlus “ratiopharm“, Xiclav, Clavamox u.a. Amoxicillin 500 mg + Clavulansäure 125 mg
Ospen, Penbene, Penstad, Pen V “Genericon” Phenoxymethylpenicillin
Urosin, Zyloric, Purinol, Gichtex u.a. Allopurinol
Concor, Concor Cor, Rivacor, Bisostad, Bisocor, Bisoprolol “Arcana” u.a. Bisoprolol
Renitec, Enac, Alapril, Mepril, Enalapril “1A Pharma” u.a. Enalapril
Aeromuc, Fluimucil, Mucobene, Acc “Hexal" u.a. Acetylcystein


Anderes Land, anderer Handelsname 

Ein Arzneimittel kann in verschiedenen Ländern unter unterschiedlichen Namen verkauft werden. Dieser Fall kann eintreten, wenn die Zulassung in einem nationalen Verfahren erfolgt ist. Möglich ist, dass sich auch die Zusammensetzung eines Arzneimittels des gleichen Herstellers in verschiedenen Ländern geringfügig unterscheidet, z.B. bei den Hilfsstoffen oder den Farbstoffen.Wurde eine zentrale Zulassung von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) erteilt, kann das Produkt in mehreren Ländern unter dem gleichen Namen erhältlich sein. Unter welchen verschiedenen Handelsnamen ein Medikament in EU-Ländern erhältlich ist, kann in der Gebrauchsinformation aufgelistet sein, so das BMG. 

Das richtige Medikament im Ausland bekommen 

Welchen Namen ein bestimmtes Medikament in einem Land trägt, kann dann wichtig werden, wenn es ein Patient bei einem Auslandsaufenthalt nachkaufen muss. Um das gewohnte Arzneimittel im Ausland zu bekommen, kann auch der Wirkstoffname nützlich sein. In Verbindung mit dem Namen des Herstellers ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, ein entsprechendes Medikament zu bekommen. Der Wirkstoffname (INN) ist weltweit gültig, erklärt das BMG. 



Mag. Christian Boukal / BMG

August 2014


Foto: shutterstock

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020