Brustkrebs
ist die häufigste Krebsart bei Frauen. In Österreich erkranken jedes Jahr rund
5000 Frauen an Brustkrebs. Das Risiko, zu erkranken, steigt mit dem Alter. Ziel
des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms ist es, Tumore früh zu diagnostizieren,
um sie mit bestmöglichem Erfolg behandeln zu können. "Das neue
Screening-Programm richtet sich an gesunde Frauen ohne Anzeichen einer
Brustkrebserkrankung. Ertastet eine Frau zum Beispiel einen Knoten, dann wird
sie der Gynäkologe sofort zur Röntgenuntersuchung der Brust schicken",
sagt die Wiener Onkologin Marianne Bernhart, programmverantwortliche
Medizinerin des Screenings. Gemeinsam mit Andrea Wesenauer, Direktorin der
Gebietskrankenkasse Oberösterreich, beantwortete sie im Gespräch mit den
OÖNachrichten die wichtigsten Fragen zum Thema.
Frauen zwischen 45 und 69 können die Früherkennungs-Mammographie alle 24 Monate in Anspruch nehmen, ihre e-Card ist automatisch freigeschaltet, sie brauchen also keine Überweisung vom Gynäkologen oder Hausarzt. Es reicht, einfach einen Termin beim Radiologen zu vereinbaren. Dort wird die e-Card gesteckt. Zusätzlich bekommen alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren alle zwei Jahre als Erinnerung per Post ein persönliches Einladungsschreiben.
Frauen zwischen 40 und 44 und ab 70 Jahren können sich online auf www.frueh-erkennen.at oder über die kostenlose Telefon-Servicehotline 0800500181 zum Programm anmelden oder ein Webformular ausfüllen (www.frueh-erkennen.at) Per Post wird dann binnen weniger Tage eine Einladung zugestellt. Mit dieser kann man alle zwei Jahre zur Untersuchung gehen.
Frauen, die schon einmal Brustkrebs hatten, sollten von ihrem Gynäkologen einmal pro Jahr zur Mammographie-Untersuchung überwiesen werden. Das gehört zur Nachsorge der Krankheit.
Jüngere Frauen wurden nicht ins Screening-Programm aufgenommen, da bei Frauen unter 40 Jahren das Brustgewebe meist so dicht ist, dass bei einer Mammographieaufnahme gesundes von krankem Gewebe nur schwer unterschieden werden kann. Bei Beschwerden oder Krankheitsverdacht sollten sich junge Frauen an den Arzt ihres Vertrauens wenden.
Was bringt die Früherkennung einer Brustkrebserkrankung?
Früh erkannt, ist die Chance auf Heilung bei Brustkrebs besonders groß. Man spricht in frühem Stadium von einer Heilungsrate, die mehr als 90 Prozent beträgt. In Deutschland zum Beispiel haben sich seit der Einführung des Screenings die entdeckten Brustkrebserkrankungen ohne Lymphknotenbefall (sie haben eine bessere Prognose) von 57 auf 78 Prozent erhöht.
Woran erkennt man die Qualität des Früherkennungsprogramms?
Alle Radiologen, die an diesem Programm teilnehmen, sind speziell geschult und verfügen über viel Erfahrung mit der Röntgen-Untersuchung der Brust. Sie müssen nachweisen, dass sie pro Jahr Mammographie-Bilder von mindestens 2000 Frauen auswerten und über ein Qualitätszertifikat für Mammadiagnostik verfügen, das von der Österreichischen Ärztekammer vergeben wird. Zudem wird jede Mammographie-Aufnahme von zwei speziell geschulten Ärzten befundet.
Wie kann man sich vor Brustkrebs schützen?
Einen echten Schutz gibt es nicht. Dennoch stehen verschiedene Faktoren im Verdacht, Brustkrebs zu fördern. Das sind hoher Alkoholkonsum, Strahlung, Medikamente zur Hormonbehandlung in den Wechseljahren sowie Übergewicht nach den Wechseljahren. Stillen hingegen soll das Risiko etwas vermindern. Als wahrscheinlich gilt auch, dass körperlich aktive Frauen ein etwas vermindertes Risiko haben.
Kann Brustkrebs Frauen jeden Alters treffen?
Ja. Im Durchschnitt sind Frauen in Österreich bei der Diagnose 63 Jahre alt. Es gibt aber auch Frauen, die mit Mitte 20 erkranken, während des Stillens, während der Schwangerschaft oder eben auch erst mit 80. Insgesamt aber gilt, dass drei Viertel aller Betroffenen älter als 50 Jahre sind. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko.
Wie oft tritt genetisch bedingter Brustkrebs auf?
Erblich weitergegebene Fehler in den Genen sind nur selten die Ursache von Brustkrebs. Etwa fünf bis zehn Prozent aller Frauen mit einer Brustkrebserkrankung sind infolge einer genetischen Veränderung von der Krankheit betroffen. Wer viele Fälle in der Familie hat, kann nach einer genetischen Beratung einen Gentest machen.
Gesundheitsmagzin der OÖNachrichten
01. Oktober 2014