Weiters ergab die Studie, dass Ärzten, die eine psychosomatische Zusatzausbildung besitzen, der Umgang mit dieser Gruppe von Patienten leichter fällt.
Müdigkeit, Erschöpfung, Schmerzen, Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Beschwerden – so lauten die häufigsten Symptome somatoformer Störungen. Die Betroffenen leiden unter Beschwerden, für die es trotz entsprechender körperlicher Diagnostik keine ausreichende Erklärung gibt. Schätzungen zufolge macht der Anteil somatoformer Störungen in Hausartpraxen knapp 30 Prozent aus: „Somatoforme Störungen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in der allgemeinmedizinischen Praxis und mit einem hohen Leidensdruck verbunden“, berichtet MMag. Dr. Markus Böckle vom Department für Psychotherapie und Psychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems.
Allgemeinmediziner befragt
Gemeinsam mit anderen Mitarbeitern des Departments befragte Böckle im Rahmen einer Online-Erhebung Allgemeinmediziner nach Belastung, zeitlichem Aufwand der Behandlung sowie nach Häufigkeit von Patienten mit somatoformen Beschwerden in ihrer Praxis. Darin bewerteten die Ärzte die Behandlung von Patienten mit somatoformen Störungen durchschnittlich um 42,6 Prozent belastender als die Behandlung „durchschnittlicher“ Patienten.
Zusatzausbildung hilft
Am höchsten belastete die befragten Ärzte der zeitliche Mehraufwand bei der Behandlung von Patienten mit somatoformen Störungen. Eine psychosomatische Zusatzausbildung wirkte sich hingegen positiv aus: In dieser Gruppe war die wahrgenommene Belastung um 17,2 Prozent geringer als bei Ärzten ohne entsprechende Weiterbildung.
Außerdem schätzten Allgemeinmediziner mit einer Zusatzqualifikation die Häufigkeit von Patienten mit somatoformen Störungen höher ein als Mediziner ohne eine solche Ausbildung (31 versus 24 Prozent). Laut der Studienautoren könnte das zum Beispiel auf eine präzisere Diagnostik oder Früherkennung durch Ärzte mit psychosomatischer Weiterbildung hindeuten. Allerdings auch darauf, dass Patienten mit somatoformer Störung eher Ärzte mit psychosomatischer Weiterbildung aufsuchen. „Dieses Ergebnis ist sowohl aus medizinischer als auch aus ökonomischer Sicht relevant, da durch eine entsprechende psychosomatische Weiterbildung eine präzisere Diagnostik und frühzeitigere Behandlung angeboten und somit potenziell Gesundheitskosten reduziert werden könnten“, erklärt Böckle. Eine entsprechende psychosomatische Weiterbildung für alle medizinischen Sparten sei daher unerlässlich, meint Böckle. Zusätzlich wäre damit auch die Belastung der behandelnden Ärzte reduzierbar.
Mag. Christian Boukal
Jänner 2015
Foto: shutterstock