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Globale Krankheitslast: Neue Studie

Frau beim Die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich steigt. Das zeigt die „Global Burden of Disease Study 2013“, die am 18. Dezember 2014 im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde. An der Studie war Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Brainin, Leiter des Departments für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin an der Donau-Universität Krems, beteiligt.

 

Die Studie zeigte, dass die Sterblichkeit durch Verkehrsunfälle in Österreich sinkt, mehr Leben forderten hingegen chronische Nierenerkrankungen und Alzheimer. Die mittlere Lebenserwartung stieg in Österreich 2013 für Männer auf 78,3 Jahre und für Frauen auf 83,1 Jahre.

 

Lebenserwartung gestiegen

Gemäß einer neuen umfassenden Analyse von Verlaufsdaten aus 188 Ländern sterben heutzutage in Österreich weniger Personen durch Verkehrsunfälle und Schlaganfälle. Die Sterblichkeit durch Verkehrsunfälle sank zwischen 1990 und 2013 um 56 Prozent. Gleichzeitig forderten in Österreich Erkrankungen wie chronische Nierenerkrankungen und Alzheimererkrankungen mehr Menschenleben in 2013 als in 1990. Die Lebenserwartung stieg damit seit 1990 für österreichische Männer und Frauen im Durchschnitt um 5,2 Jahre. 2013 wurden Frauen durchschnittlich 83,1 Jahre und Männer 78,3 Jahre alt.

 

Häufigste Todesursachen

Die Studie, die am 18. Dezember in „The Lancet“ unter dem Titel erschien, wurde von einem internationalem Konsortium von Wissenschaftlern durchgeführt und durch das „Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME)“ der University of Washington koordiniert.

Die häufigsten Todesursachen in Österreich sind Herzinfarkt, Schlaganfall und Alzheimererkrankung und waren für 39 Prozent aller Tode in 2013 verantwortlich. Selbstmord und Verkehrsunfälle waren die zwei häufigsten Todesursachen für Personen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren und führten zu 856 Todesfällen. Im selben Jahr waren Herzinfarkte die häufigste Todesursache für Personen älter als 70 Jahre. Die häufigste Todesursache für Kindersterblichkeit im Jahr 2013 waren angeborene Fehlbildungen, an denen 105 Kinder im Alter unter fünf Jahren verstarben.

 

Erfolge und Herausforderung bei chronischen Erkrankungen

Durch chronische Nierenerkrankungen und Alzheimer kamen in 2013 mehr Personen ums Leben als in 1990; die Sterblichkeitsrate stieg in diesem Zeitraum um jeweils 179 Prozent beziehungsweise 60 Prozent. Ebenso stieg zwischen 1990 und 2013 die durch Diabetes bedingte Sterblichkeit um 50 Prozent. „Chronische Nierenerkrankungen und Alzheimer sind Erkrankungen, die oft übersehen werden, und die zunehmend Leben in Österreich fordern“, sagt Dr. Michael Brainin von der Donau Universität Krems und Koautor der Studie. „Wir müssen mehr tun um diese beunruhigenden Entwicklungen umzukehren.“

 

Seit 1990 konnte in Österreich aber auch ein markanter Rückgang bei bestimmten Todesursachen verzeichnet werden. So sank etwa die Mortalität durch Verkehrsunfälle um 56 Prozent und die durch Schlaganfälle um 29 Prozent. In 1990 starben dadurch 12.192 Personen, während diese Ursachen 23 Jahre später 3.928 weniger Leben forderten.

 

Die Studie zeigte außerdem, dass einige Erkrankungen und Verletzungen sich unterschiedlich auf die Mortalität von Frauen und Männer auswirken. Zum Beispiel fordern in Österreich Lungenkarzinome mit 2.708 verstorbenen Männern und 1.315 verstorbenen Frauen in 2013 mehr Tote unter den Männern als unter den Frauen. Im Gegensatz dazu forderten ischämische Herzerkrankungen die Leben von 11.063 Frauen und von 7.879 Männern.

 

Steigende Lebenserwartung

Weltweit leben die Menschen im Mittel 6,2 Jahre länger als noch 1990, und die Lebenserwartung steigt knapp unter 72 Jahre bis zum Jahr 2013. Frauen zeigen einen etwas größeren Gewinn in Lebensjahren (6,6 Jahre) als Männer (5,8 Jahre). Diese weltweite Zunahme an Lebensjahren wird durch Verbesserungen in der Gesundheit, sinkende Fruchtbarkeit und Veränderungen in der weltweiten Altersverteilung bedingt, so die Studie.

 

In Österreich betrug die mittlere Lebenserwartung 2013 für Frauen 83,1 und für Männer 78,3 Jahre. Im Gegensatz dazu lebten Frauen 1990 im Mittel 78,8 und Männer 72,2 Jahre. Innerhalb der 188 in die Studie eingeschlossenen Ländern, nahm die Lebenserwartung für österreichische Frauen den 21. und für österreichische Männer den 22. Rang ein. Die längste Lebenserwartung 2013 hatten Frauen in Andorra (86,7 Jahre) und Männer in Qatar (81,2 Jahre). Lesotho hatten die kürzeste Lebenserwartung für Frauen (51,2 Jahre) und Männer (45,6 Jahre).

„Die Tatsache, dass Menschen in den meisten Teilen der Welt länger leben ist eine gute Nachricht, aber wir müssen mehr tun, um auf Ungleichheiten in der Gesundheitsverteilung aufmerksam zu machen“, sagt IHME Director Dr. Christopher Murray. „Nur mit der besten verfügbaren Evidenz können wir Strategien entwickeln, um die Gesundheit zu verbessern und Leben zu retten.“

Weltweit forderten ischämische Herzerkrankungen, Schlaganfall und chronische obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) mit 32 Prozent aller Todesfälle die meisten Leben. Global wurden große Fortschritte erzielt, die die Mortalität durch einige Erkrankungen wie Masern und Diarrhoe um 83 Prozent bzw. 51 Prozent von 1990 bis 2013 reduziert haben.

 

Die Studie

Die „Global Burden of Disease (GBD) Study 2013” ist Teil eines laufendes Bestrebens ein aktuellsten Verständnis für das zu erarbeiten, was Menschen weltweit tötet und krank macht. Tausende Mitarbeiter kooperieren weltweit, um jährliche Schätzungen für Todesursachen, Jahre, die durch Behinderung verloren gehen, und Raten für verfrühten Tod und Erkrankung zu erhalten. Diese Daten werden globalen, regionalen, nationalen und sogar subnationalem Level dargestellt und stellen eine wichtige Basis für Entscheidungsträger im Gesundheitswesen und politische Verantwortliche dar. Eine besonders anschauliche Darstellung der Daten ist hier  – allerdings nur auf Englisch – zu sehen.

 

Wachsende Ungleichheiten

Die Forscher fanden eine immer größer werdende Kluft zwischen Ländern mit den höchsten und den niedrigsten Sterberaten für die jeweiligen Erkrankung – ein mögliches Zeichen für eine steigende Ungleichheit im Gesundheitswesen. Sie betonen auch die Wichtigkeit, die lokalen Belastungen durch Erkrankungen zu messen, da die Herausforderungen im Bereich der Gesundheit, die für einen Teil eines Landes gelten, sehr unterschiedlich von denen sein können, die in Regionen, nur wenige Stunden weiter entfernt, gefunden werden.

 

Weltweit haben einige Erkrankungen weniger Aufmerksamkeit als andere bekommen, obwohl sie führende Todesursachen für einen frühen Tod sind, wie etwa Drogenkonsum, Diabetes, chronische Nierenerkrankungen und Leberzirrhose. Der Unterschied in der Sterblichkeitsrate zwischen den Geschlechtern im Alter zwischen 20 und 44 nimmt zu. Dafür ist hauptsächlich HIV/AIDS, zwischenmenschliche Gewalt, Verkehrsunfälle und Müttersterblichkeit verantwortlich. Für Kinder unter fünf Jahren sind nach wie vor diarrhoeische Erkrankungen, Lungenentzündung, neonatale Störungen und Malaria die führenden Todesursachen.

 

Führende Todesursachen in Österreich, mit der Anzahl der Todesfälle


1990 (Todesfälle) 2013 (Todesfälle)
1. Ischämische Herzerkrankungen (21.574) 1. Ischämische Herzerkrankungen (18.942)
2. Schlaganfall (10.738) 2. Schlaganfall (7.623)
3. Kardiomyopathie, Myokarditis (4.265) 3. Alzheimer-Erkrankung (6.715)
4. Alzheimer-Erkrankung (4.185) 4. Lungenkarzinom (4.023)
5. Lungenkarzinom (3.296) 5. COPD (3.052)
6. Dickdarmkarzinom (2.933) 6. Dickdarmkarzinom (2.823)
7. COPD (2.115) 7. Diabetes (2.482)
8. Suizid (1.927) 8. Chronisch Nierenerkrankung (2.185)
9. Magenkarzinom (1.893) 9. Kardiomyopathie, Myokarditis (1,941)
10. Brustkarzinom (1.762) 10. Hypertensive Herzerkrankung (1.820)

  


Die “Global Burden of Disease Study 2013” (Originaltitel: „Global, regional, and national age-sex specific all-cause and cause-specific mortality for 240 causes of death, 1990-2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013”) steht hier  in Englisch zur Ansicht bereit.

 

Mag. Christian Boukal

Jänner 2015

 

Foto: shutterstock

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020