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Frau hält sich den Kopf

Wetterkrank

Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfung, Nervosität oder Kreislaufprobleme – die Liste der Symptome, unter denen Wetterfühlige leiden, ist lang. Doch was steckt dahinter? Hat das Wetter tatsächlich Schuld?

 

Meine Narbe schmerzt. Das Wetter schlägt um!“ Auch wenn derartige Aussagen Skepsis hervorrufen können, haben sie Berechtigung: „Wetterfühligkeit hat eine starke Bedeutung, weil viele Menschen darunter leiden. Derzeit gibt es jedoch nur wenige fundierte wissenschaftliche Studien dazu“, erklärt Univ.-Prof. Mag. DDr. Anton Wicker, Vorstand der Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums Salzburg.

 

Schwierig zu erforschen

Wetterfühligkeit als eigene Krankheit gibt es nicht, wie Dr. Wolfgang Marktl, Präsident der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin, erklärt: „Unter Wetterfühligkeit versteht man, dass Menschen auf bestimmte Wettersituationen mit Beschwerden reagieren.“ Davon zu unterscheiden ist die Wetterkrankheit, bei der sich bereits bestehende Erkrankungen wetterbedingt verschlechtern. „Ich als Rheumatologe kann beobachten, dass Patienten auf Wetterumschwünge mit einer Verschlechterung der Symptome reagieren“, bestätigt DDr. Wicker.

 

Doch wie lässt sich Wetterfühligkeit erklären? Verändert sich das Wetter, kommt es zu Bewegungen von Luftströmungen. Aber auch Temperatur, Feuchtigkeit und Lichtverhältnisse ändern sich. „Diese physikalischen Veränderungen können Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben“, erklärt der Rheumatologe. Die Schwierigkeit bei der Erforschung des Phänomens ist, dass dabei zwei sehr komplexe Systeme in Wechselwirkung treten: klimatische Faktoren, die sich ständig verändern, und der menschliche Organismus.

 

Warum aber sind nun einige Menschen wetterfühlig und andere nicht? DDr. Wicker erklärt: „Unser Organismus passt sich ständig an Veränderungen der Umwelt an, bei einigen Menschen gelingt das besser als bei anderen.“ Dabei ist jedoch laut Dr. Marktl festzuhalten: „Typisch sind eher psychische Symptome. Deswegen wird manchmal auch darüber diskutiert, dass Wetterfühligkeit nicht so sehr durch die Veränderungen der meteorologischen Faktoren ausgelöst wird, sondern dass dabei das Wissen um die bevorstehende Wetterveränderung und die damit verbundene Erwartung eine Rolle spielen.“

 

Gezielt abhärten

Auch wenn sich Wetterumschwünge nicht verhindern lassen, so kann man doch etwas gegen die dabei auftretenden Beschwerden tun. DDr. Wicker: „Die Lebensführung ist eine wichtige therapeutische Hilfe zur Linderung der Symptome. Es ist besser, den Kreislauf anzuregen, als im Bett zu liegen.“ Das sieht auch Dr. Marktl so: „Da eine schlechte Anpassung an Klimafaktoren eine mögliche Rolle spielt, kann man sich gezielt Klimareizen aussetzen, um die Wetterfühligkeit zu verbessern.“ Als hilfreich erweisen sich zum Beispiel Kneipp-Anwendungen zur Abhärtung. Und natürlich gilt es, Stress und zusätzliche Belastungen zu vermeiden. Professor Marktl: „Da die Wetterfühligkeit aber letztlich ein individuelles Problem ist, muss auch die Behandlung individuell erfolgen.“

 

MMag. Birgit Koxeder-Hessenberger

August 2015

 

Foto: shutterstock, privat

 

Kommentar

Kommentarbild von Univ.-Prof. Mag. DDr. Anton Wicker zum FG-Artikel "Wetterkrank", Ausgabe 1/2015„Wetterfühlige Menschen reagieren häufig an Schwachstellen des Körpers, die jeder Mensch hat – etwa durch eine Krankheit oder einen Unfall.
Univ.-Prof. Mag. DDr. Anton Wicker
Vorstand der Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Salzburg

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020