Sie ist unangenehm, schmerzt und führt die „Hitliste“ der Infektionskrankheiten an. Unbehandelt kann sie schwere Folgen haben. An einer Blasenentzündung leiden meist jüngere Frauen, nach dem 60. Lebensjahr sind beide Geschlechter gleich häufig betroffen.
Eine Zystitis ist eine bakterielle Entzündung der Blasenschleimhaut mit drei typischen Merkmalen: einem fast nicht zu beherrschenden Harndrang, einem immer häufigeren „Auf-die-Toilette-gehen-müssen“ und einem Brennen beim Harnlassen. „Auch Blut im Urin kann ein Hinweis sein“, erklärt Primar Dr. Johannes Wolfsgruber, Leiter der Abteilung für Urologie am Krankenhaus Steyr.
Auslöser einer Zystitis sind Keime, die fast immer vom eigenen Körper stammen. Das häufigste Bakterium dabei ist das Escherichia coli, kurz E. coli. Grundsätzlich „wohnt“ dieser Keim in der Darmflora. „Dort stellt er auch nichts an. Gelingt es ihm aber, von außen über die Harnröhre in die Blase zu wandern, kann er dort eine Entzündung verursachen“, erklärt der Spezialist.
Junge Frauen
„Rund fünf Prozent der jüngeren Frauen haben jährlich mindestens einmal einen Harnwegsinfekt. Bei älteren Menschen steigt die Rate an Infektionen auf 20 Prozent pro Jahr und bei Risikogruppen wie Pflegeheimbewohnern liegt die Inzidenz bei über 50 Prozent“, sagt der Primar. Bei der jüngeren Patientengruppe sind es vorwiegend Frauen, die daran leiden. „Für Keime ist der Weg in die Blase aufgrund der kürzeren Harnröhre einfacher als bei Männern. Zudem fühlen sich Keime im feuchten Milieu wohler. Bei Schwangeren kann der veränderte Hormonhaushalt Grund für eine Blasenentzündung sein.“
Von der Pubertät bis etwa zum 60. Lebensjahr führen die Frauen im Blasentzündungsranking. Dann allerdings holen die Männer auf und das Verhältnis ist ausgeglichen. Denn: „Männer erkranken eher erst im Alter an einer Blasenentzündung“, so Dr. Wolfsgruber. Schuld daran ist etwa eine vergrößerte Prostata, die es den Männern schwer macht, die Blase ganz zu entleeren. „Nicht jeder, der oft auf die Toilette muss und Schmerzen hat, hat eine Zystitis“, betont der Urologe. „Die Diagnose wird aufgrund eines Harnbefunds gestellt. Zudem kann eine Harnkultur angelegt werden. Damit wird herausgefunden, welche Bakterien die Infektion ausgelöst haben und mit welchem Antibiotikum sie gezielt bekämpft werden können.“
Man kann natürlich auch warten, bis sie von selbst heilt. Dann muss man allerdings auch die Beschwerden über einen längeren Zeitraum in Kauf nehmen. So war es bis zum Jahr 1930. Primar Wolfsgruber: „Ab dann kamen Antibiotika zum Einsatz.“ Grundsätzlich heilt die Entzündung in 85 Prozent der Fälle von selbst aus – ohne Schaden anzurichten. Für den Rest allerdings kann die unbehandelte Blasenentzündung schwer wiegende Folgen haben. Nämlich dann, wenn sie sich etwa zu einer Nierenbeckenentzündung entwickelt. „Nach jeder Nierenbeckenentzündung verschlechtert sich die Funktion der Nieren und am Ende kann dann sogar die Dialyse stehen“, warnt der Experte.
Verhindern lässt sich eine Blasenentzündung nicht, aber man kann zumindest die Häufungsrate senken. „Ist man etwa gegen Kälte oder Nässe empfindlich, sollte man nach dem Schwimmen die Badekleidung wechseln und sich nicht auf kalte Unterlagen setzen. Nach dem Sex sollten Frauen sofort die Blase entleeren. Falls Keime in die Harnröhre gelangt sind, ist die Chance dann größer, dass sie sofort wieder ausgespült werden. Vorbeugend wirken zudem Pflanzeninhaltsstoffe, die etwa in Preiselbeeren vorkommen“, so Johannes Wolfsgruber.
Cornelia Schobesberger
September 2015
Foto: shutterstock, privat
Kommentar
Dr. Johannes Wolfsgruber
Leiter der
Abteilung für Urologie am Krankenhaus Steyr