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Medizin-Apps: Experten sehen auch Risiken

Puls oder Kalorienverbrauch messen mit dem Smartphone, Migräne-Tagebuch führen via Tablet – das kann hilfreich sein für einen Patienten. Aber wird bei Diagnose und Therapie allein auf eine App vertraut, sehen Experten darin große Risiken, berichtet die Austria Presse Agentur (APA).

 

Mit der rasanten Zunahme von Gesundheits- und Medizin-Apps für Smartphones und Tablets rücken neben den Vorteilen auch die Risiken stärker in den Blickpunkt. Es besteht die Gefahr von Fehldiagnosen – besonders, wenn Verbraucher die Programme zur Diagnostik und Therapie-Einschätzung nutzten. Das sagte der Präsident des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Prof. Dr. Karl Broich, bei einer Tagung mit 200 Experten Ende März in Bonn. Es muss vorgebeugt werden, dass sich Patienten nicht am Ende allein auf ihre App verlassen, statt Arzt oder Apotheker aufzusuchen. 

Auch in der Klinik im Einsatz 

Unter den mehr als drei Millionen Apps gebe es bereits rund 87.000 Angebote für den Bereich Fitness/Wellness und etwa 55.000 medizinische Apps, sagte Prof. Dr. Hartmut Gehring, leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie am Uniklinikum Schleswig-Holstein. Auch im Klinikalltag würden solche Angebote genutzt, etwa, um die individuelle Dosierung von Medikamenten zu berechnen. Auch bei der Steuerung von OP-Robotern kommen sie laut BfArM zum Einsatz. 

Anbieter lückenhaft kontrolliert 

Die Grenzen zwischen Apps für den Wellness/Fitness-Bereich und zur medizinischen Anwendung sind laut Bundesinstitut oft nicht klar zu erkennen. Verbraucher müssten darauf vertrauen können, dass Medizin-Apps verlässlich geprüft werden. In punkto Anbieter-Überwachung und Kontrolle sei aber vieles noch ungeregelt, heißt es von Teilnehmern der Konferenz mit Vertretern aus Ärzteschaft, Politik, Industrie, Forschung und Patientenverbänden sowie Juristen. 

Große Bandbreite 

Die angebotenen Apps decken eine große Bandbreite ab: Puls- oder Blutzuckermessung, elektronische Tagebuch-Führung etwa bei Migräne oder Asthma, auch für Herz- oder Parkinson-Kranke gibt es Angebote. Für die Patienten sind sie ein guter, sinnvoller Begleiter, betonte der Bundesverband Internetmedizin. Der mündige Verbraucher könne seine Behandlung stärker in Eigenregie und daheim mitsteuern – und entscheide letztlich selbst, ob er zusätzlich einen Arzt aufsuche. 

Datenschutz-Risiko 

Das BfArM spricht auch von Datenschutzrisiken. Wenn zunehmend Patientendaten gesammelt, über Netze übertragen und zentral gespeichert würden, müssten auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für diesen schnell wachsenden Markt weiterentwickelt werden.

 

Mag. Christian Boukal / APA

Juni 2015

 

FOTO: APA (epa)

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020