Nierensteine können heftige Schmerzen auslösen. Bei vermeintlichen Nierenschmerzen kann es sich auch um Rückenschmerzen handeln. Eine rasche Diagnose ist in jedem Fall unumgänglich, um Patienten zu helfen.
Nierensteine gehören zu den häufigsten Nierenerkrankungen. Sie bilden sich aus Bestandteilen im Urin (z.B. aus Kaliumsalzen). Befindet sich eine große Menge dieser Substanzen im Urin, bilden sich daraus zunächst kleine Kristalle, die auch als Grieß bezeichnet werden. Mit der Zeit bilden sich aus diesem Grieß Nierensteine.
Die Steine wachsen im Laufe der Zeit immer weiter an. Nierensteine können sich in den Nieren, im Nierenbecken oder in den Harnwegen befinden. Solange sie sich in den Nieren befinden, ohne harnableitende Wege zu verschließen, verursachen sie keine Beschwerden. Sobald sie sich jedoch aus einer Niere lösen und in den Harnleiter gelangen, können sie starke Schmerzen, so genannte Nierenkoliken, verursachen.
Nieren- oder Rückenschmerzen?
Schmerzen in der Nierengegend sind sehr häufig jedoch gar nicht der Niere zuzuschreiben, sondern gehen vom Rücken aus. Die örtliche Nähe (die Nieren liegen rechts und links der Wirbelsäule im oberen Bauchraum) führt zu dieser Verwechslung.
Die Schmerzquelle sollte zunächst vom Arzt abgeklärt werden. „80 Prozent aller Patienten, die zu uns ins Krankenhaus wegen vermeintlicher Nierenschmerzen kommen, leiden in Wahrheit unter Rückenschmerzen, genauer gesagt unter Schmerzen, die von der Wirbelsäule ausgehen, wie z.B. Bandscheibenvorfälle“, sagt Prim. Dr. Wolfgang Loidl, Leiter des Prostatazentrums des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Linz und Präsident der Urologischen Gesellschaft Österreichs.
Sind die Schmerzen dauerhaft anhaltend, bewegungsabhängig oder kann sich der Patient kaum bewegen, spricht das für die Wirbelsäule als Schmerzauslöser. Oft wird dabei eine gebeugte Haltung eingenommen. Ganz anders bei einer Nierenkolik, hier kann der Betroffene nicht stillhalten und würde am liebsten herumspringen. Nierenschmerzen treten krampfartig auf.
Symptome
Bei Nierenschmerzen treten die Schmerzen zunächst in den Flanken (stechend) auf. Dabei können die Schmerzen auf der linken Seite, der rechten Seite oder beiden Seiten auftreten, je nachdem, ob eine oder beide Nieren betroffen sind. Aber auch dumpfe Schmerzen im unteren Rücken sind möglich.
Bei einer Nierenkolik handelt es sich um krampf- und wehenartigen Schmerzen. „Eine Kolik ist einer der gemeinsten Schmerzen, die es gibt“, sagt Loidl. Bei einer Kolik treten oft auch Übelkeit und Erbrechen auf. Kennzeichnend sind auch Schmerzen beim Wasserlassen.
Zu den Schmerzen kommt es, wenn der Harnleiter Harn aus der Niere saugen will und ein Stein dies verhindert. Dann entsteht ein Stau in der Niere. Nicht die Niere schmerzt dabei, sondern die Steine im Harnleiter lösen die Schmerzen aus. Die Position der Schmerzen ist je nach Lage der Steine unterschiedlich. Die Schmerzen beginnen meist an einer Seite, verlagern sich im Laufe der Zeit weiter nach unten in den Unterbauch und können als Schmerzen in den Hoden enden (als Schmerzausstrahlung vom Harnleiter).
Früherkennung ist nicht möglich. „Es sei denn, man hat schon einmal Steine gehabt und kennt hat das Gefühl, dass es wieder losgeht“, so Loidl.
Ursachen
- Geringe Flüssigkeitsaufnahme
- Intensives Schwitzen begünstigt die Entstehung von Nierensteinen
- Ernährung, die dem Körper Wasser entzieht und so den Harn mit Salzen übersättigt, z.B. Kaffee und Alkohol.
- Verengungen oder Fehlbildungen in den Nieren oder ableitenden Harnwegen
- Wiederholte Harnwegsinfektionen
- Auch Stoffwechselkrankheiten kommen als Ursache in Frage.
Diagnose
Treten Nierenschmerzen auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nicht nur Nierensteine können Schmerzen auslösen, es kann sich auch um eine Nieren(becken)entzündung, eine zystische Nierenerkrankung oder auch um Nierenkrebs handeln. Je früher solche Erkrankungen erkannt werden, desto besser können sie behandelt werden.
Dem Arzt stehen verschiede Diagnosemittel zur Verfügung, wie z.B. Gespräch, Tasten und Harnbefund: Wird Blut im Harn gefunden, ist eine Nierenkolik wahrscheinlich. Ultraschall hat mehrere Vorteile: Er ist schnell, wesentlich günstiger als eine CT und vor allem arbeitet er ohne Röntgenstrahlung.
Ultraschall und Computertomographie
Kommt ein Patient mit stechenden Schmerzen in die Notaufnahme eines Krankenhauses, wird häufig eine Computertomographie veranlasst, denn das CT-Bild macht selbst kleinste Nierensteine sichtbar. In vielen Fällen reicht es jedoch aus, Patienten bei Verdacht auf Nierensteinen grundsätzlich zuerst mittels Ultraschall zu untersuchen. „Bei unklaren Ergebnissen reicht eine low-dose-CT, also eine niedrig dosierte CT aus, sie zeigt die Steine sehr gut an. Nur bei Verdacht auf einen Tumor ist eine normale, hochdosierte CT nötig, da die Bilder einer low-dose-CT einen Tumor nicht anzeigen“, erklärt Loidl.
Therapie
Kleine Steine werden häufig von alleine ausgespült, der Patient kann dies durch viel Trinken und Bewegung unterstützen. Weiters erhalten Patienten schmerzlindernde Mittel und zusätzlich Medikamente, die krampflösend auf die ableitenden Harnwege wirken.
Sind die Steine groß und/oder verursachen sie anhaltende Schmerzen, müssen sie möglichst rasch entfernt werden. Dies gilt auch, wenn eine Stauung im Niereneckensystem vorliegt (hervorgerufen durch Steine im Harnleiter). „Nierensteine stellen im Fall von Infektionen eine akute Gefahr dar und man muss trachten, sie wegzubekommen. Man muss sich vor Augen führen, dass Nierensteine nicht nur äußerst schmerzhaft sind, sie können Menschen sogar umbringen“, sagt der Urologe.
Die Steine werden entweder durch einen endoskopischen Eingriff oder in Kombination mit einem solchen, durch eine Stoßwellentherapie entfernt. Diese Behandlungen sollten durch einen erfahrenen Urologen vorgenommen werden.
Lebensstil optimieren
Häufig kann eine Umstellung der Ernährungs- und Trinkgewohnheiten die Bildung weiterer Nierensteine verhindern. Betroffene sollten auf Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee verzichten, da diese Getränke den Urin mit steinbildenden Substanzen anreichern.
„Oberstes Ziel ist es, Fettleibigkeit zu verhindern. Das gelingt mit viel Bewegung und einer gesunden, ballaststoffreichen Ernährung. Man sollte Süßes meiden, denn Zucker fördert die Bildung von Nierensteinen. Auch sollte man wenig tierisches Eiweiß zu sich nehmen, also Wurst und Fleisch reduzieren. Ernährung, die in Richtung vegetarische Kost geht, ist sicherlich am besten“, erklärt Loidl.
Sehr wichtig: Viel pures Wasser oder ungezuckerten Tee trinken – ein bis zwei Liter pro Tag.
Dr. Thomas Hartl
Mai 2015
Foto: shutterstock