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Lebergesundheit und Ernährung

Die Gesundheit der Leber liegt zumeist in unseren eigenen Händen. Die Verfettung der Leber ist die häufigste Lebererkrankung. Wer Übergewicht durch Kalorienreduktion vermeidet, sich viel bewegt und Alkohol in nur geringen Maßen trinkt, senkt das Risiko einer Lebererkrankung.

 

Die Leber ist mit rund 1,5 Kilogramm die größte Drüse und das größte Stoffwechselorgan im menschlichen Körper. Sie erfüllt vielfältige Aufgaben, so verwertet sie Nahrung und entgiftet körpereigene und körperfremde Substanzen (z.B. Alkohol und Medikamente).

 

Gut regenerierbar

Die Leber füllt den rechten Oberbauch vollständig aus. Sie besteht aus einer Vielzahl winziger, etwa ein bis zwei Millimeter großer Läppchen, die aus Leberzellen zusammengesetzt sind. Das Leberzellgewebe verfügt über große Reserven und Kapazitäten, die es ermöglichen, dass die Leber auch bei einem Ausfall großer Areale durch Verletzung oder Erkrankung ihre Funktionen aufrechterhalten kann. Da die Leber auch über eine gute Regenerationsfähigkeit verfügt, können Schädigungen von ihr relativ gut bewältigt werden.

Ist dagegen die Funktion der Leber nachhaltig gestört oder sind Leberschäden weit fortgeschritten, erkrankt der Mensch und es können vielfältige Störungen im Organismus auftreten. Problematisch ist, dass Lebererkrankungen anfangs unbemerkt bleiben, da sie sich in einem frühen Stadium lediglich durch unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit äußern. „Bei Verdacht einer Lebererkrankung kann durch eine sorgfältige Diagnose diese jedoch frühzeitig erkannt werden. Lässt sich durch Anamnese, körperliche Untersuchung und Blutuntersuchungen keine eindeutige Diagnose stellen, sorgen bildgebende Verfahren für einen klaren Befund“, sagt Prim. Dr. Bernhard Mayr, Leiter der Abteilung für Innere Medizin im Salzkammergut-Klinikum Gmunden.

 

Ernährung ist entscheidend

Die Ernährung stellt einen wesentlichen Teil der Vorbeugung und Behandlung von Lebererkrankungen dar. Auch bei einer erkrankten Leber beeinflusst die Ernährungsweise den Verlauf der Erkrankung. Früher empfahl man Patienten mit Lebererkrankungen eine Schonkost, davon ist man vor einigen Jahren wieder abgegangen, weil dies zu Mangel- bzw. Unterernährung der Patienten geführt hatte. Solange die Leber ihre Aufgaben erfüllt, bedarf es keiner einschränkenden diätetischen Maßnahmen zu ihrer „Schonung".

Es gibt also keine strengen und einseitigen Diätvorschriften mehr. Dennoch kann man auch bei einer bestehenden Lebererkrankung oder zur Vorbeugung mit einer ausgewogenen Mischkost einen wichtigen Beitrag zur eigenen Gesundheit leisten:

  • Auf möglichst vollwertige Ernährung achten.
  • Viel Obst und Gemüse essen.
  • Fettes Essen schädigt die Leber. Vor allem sollten wenig tierische Fette (fettes Fleisch, fette Wurst) konsumiert werden.
  • Statt Fertigprodukten sollte möglichst frisch zubereitetes Essen (regional und saisonal) auf den Teller.
  • Besonders wichtig ist eine kalorienreduzierte Ernährung – also nicht mehr Kalorien zu sich nehmen, als der Körper wieder verbraucht.
  • Alkohol meiden: Der Abbau von Alkohol belastet die Leber. „Alkohol ist Gift für die Leber. Man sollte daher alkoholische Getränke nur in geringen Maßen genießen, oder besser noch, ganz auf sie verzichten“, rät Mayr. Besteht bereits eine Leberschädigung, ist es angezeigt, auf Alkohol generell zu verzichten. Wer unter einer Leberzirrhose leidet, sollte zudem auf eine besonders fettarme Ernährung und auf eine ausreichende Eiweißzufuhr achten.

Fettleber – die häufigste Erkrankung

Eine Fettleber kann folgende Ursachen haben: Übergewicht, Diabetes, Alkohol. Experten gehen davon aus, dass aufgrund von Fehl- und Überernährung rund 20 Prozent der Bevölkerung an einer Fettleber leidet. Fettleber bedeutet, dass die Fetteinlagerungen in der Leber ein krankhaftes Ausmaß angenommen haben, konkret, dass die Hälfte der Leberzellen verfettet ist.

Die häufigste Lebererkrankung ist die nicht-alkoholbedingte Fettleber. Ursache dieser Leberkrankung ist ein schlechter Lebensstil, also zuwenig Bewegung in Kombination mit zu viel und falschem Essen. Essen wir dauerhaft zuviel, verfettet die Leber. Um eine Fettleber zu vermeiden oder abzubauen, ist es daher nötig, Gewicht zu reduzieren und die Ernährung umzustellen beziehungsweise weniger Kalorien aufzunehmen.

 

Problem Zucker

„Ein großes Problem bildet seit einigen Jahren der große Konsum von industriellem Fruchtzucker, der ganz wesentlich für die Leberverfettung mitverantwortlich ist. Fruchtzucker wird ausschließlich durch die Leber abgebaut. Bereits viele Jugendlich leiden deshalb bereits an Leberverfettung, vor allem weil sie häufig gesüßte Getränke konsumieren“, sagt Mayr.

Fruchtzucker ist eine Art Flüssigzucker auf Maisbasis. Er findet sich zum Beispiel in

  • gesüßten Säften
  • Fertigprodukten
  • Ketchup
  • Chips
  • Alkopops.

Fruchtzucker (am Produktetikett oft als HFCS abgekürzt) ist für die Leber schädlicher als der herkömmliche Rübenzucker. Nicht zu verwechseln ist der schädliche industrielle Fruchtzucker mit dem natürlichen Zucker in Obst. Obst kann bedenkenlos gegessen werden.

 

Lebergesundheit beeinflussbar

Die gute Nachricht: Werden die Ursachen, die zur Schädigung der Leberzellen geführt haben, möglichst schnell abgestellt, bildet sich die Verfettung in der Regel komplett zurück. Die schlechte Nachricht: Ändert man den Lebensstil nicht, kann eine dauerhafte Fettleber in eine Fettleberhepatitis münden und langfristig zu einer Leberzirrhose führen.

Eine nicht-alkoholbedingte Fettleber kann nicht nur durch ein Zuviel an Kalorien, sondern auch durch einen schlecht eingestellten Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) verursacht werden. Für Diabetiker mit einer Fettleber ist neben einer Kalorienreduktion eine optimale Blutzuckereinstellung besonders wichtig.

 

Alkohol und Lebererkrankungen

Alkohol wird in der Leber abgebaut. Ist das Organ jedoch geschädigt, ist die Entgiftung nicht mehr gewährleistet. Dauerhafter Alkoholkonsum schädigt die Leberzellen und ist häufige Ursache für Lebererkrankungen (z.B. die alkoholbedingte Fettleber). Über die Jahre hinweg kann sich eine Leberzirrhose (Umbau des Bindegewebes in der Leber, das Organ schrumpft) entwickeln, die zum Tod führen kann. Außerdem steigert starker und langjähriger Alkoholkonsum das Risiko, an bösartigen Leberkrebs zu erkranken.

 

Auf Lebensstil achten

Eine bewusste, entspannte Lebensführung ist eine gute Vorbeugung für Lebererkrankungen. Ein hektischer und stressiger Alltag führt zwar zu keiner direkten Belastung der Leberfunktionen, jedoch ernähren sich Menschen mit einem stressigen Lebensstil oft schlecht (viel Fastfood und Kaffee), trinken zur Entspannung häufig Alkohol und bewegen sich wenig. Das alles sind Faktoren, die zu Übergewicht führen und das Risiko einer Fettleberkrankung mit sich bringen.

 

Dr. Thomas Hartl
Juni 2015

 

Foto: shutterstock

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020