Röteln sind vor allem für Schwangere gefährlich. Denn die Infektionskrankheit kann das Ungeborene schädigen. Umso wichtiger ist eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung. Wie machen sich Röteln überhaupt bemerkbar und was unterscheidet sie von Masern?
Bei Röteln handelt es sich um eine durch Viren der Gruppe der Togaviren verursachte Erkrankung. „Sie wurde erstmals von zwei deutschen Ärzten im Jahr 1750 beschrieben. Daher auch der Name ‚deutsche Masern‘. 1866 gab der schottische Arzt Veale der Erkrankung schließlich den Namen Rubella, was lateinisch ‚kleiner roter Fleck‘ bedeutet“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Schmitt, ärztlicher Direktor der Landes-Frauen- und Kinderklinik in Linz. Die Erreger werden durch Tröpfchen, wie sie etwa beim Niesen oder Husten entstehen, übertragen. „Um sich anzustecken, braucht es allerdings einen längeren und engen Mensch-zu-Mensch-Kontakt“, so Schmitt. Röteln sind eine typische Kinderkrankheit. Vor Einführung der Impfung waren vor allem Volksschulkinder betroffen. Die meisten Neuerkrankungen traten im Winter und Frühling auf.
Leicht geröteter Hautausschlag
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen durchschnittlich zwei bis drei Wochen. Röteln machen sich dann durch folgende Beschwerden bemerkbar: „Erstes Symptom ist ein Hautauschlag, das sogenannte makulopapulöse Exanthem. Er hat eine dunkelrosa Farbe und tritt zuerst im Gesicht auf, breitet sich dann aber auf den ganzen Körper aus“, sagt der Mediziner. Gleichzeitig ist oft eine Schwellung der Lymphknoten, meist hinter den Ohren und im Halsbereich, feststellbar. Zudem können Betroffene unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit leichtem Fieber und einer Rötung des vorderen Gaumens leiden. Nach zirka drei bis acht Tagen verschwindet der Ausschlag wieder. Bereits vor dem Auftreten dieser Symptome können Erkrankte andere anstecken: „Die Ansteckungsgefahr ist ein bis zwei Wochen vor Ausbruch der Erkrankung am gefährlichsten“, bestätigt der Facharzt für Kinderheilkunde. Röteln können jedoch auch ohne Beschwerden verlaufen.
Erwachsene mit schwererem Verlauf
Generell gilt: Bei Volksschulkindern verläuft die Erkrankung meist leicht. „Teenager und Erwachsene sind stärker betroffen. Diese haben höheres Fieber und vermehrt Gelenksschmerzen. Bei Männern kann zudem eine Entzündung des Hodens auftreten. Eine postinfektiöse Enzephalitis hingegen, also eine Entzündung des Gehirns, tritt bei einer von 6.000 Rötel-Erkrankungen auf“, erklärt der Primar. Weitere mögliche Komplikationen sind Gelenksentzündungen (Arthritis) und ein Abfall der Blutplättchen (Thrombozytopenie).
Unterschied zu Masern
Auch Masern machen sich durch einen Hautausschlag bemerkbar. Wodurch unterscheiden sich nun aber die beiden Krankheiten? Schmitt erklärt: „Im Gegensatz zu Masern breitet sich der Ausschlag bei Röteln rascher, und zwar in weniger als 24 Stunden, über den ganzen Körper aus. Er dunkelt zudem nicht nach und wird nicht so großflächig wie bei Masern.“
Schwierige klinische Diagnose
Anhand der typischen Hautveränderungen stellt der Arzt auch die Diagnose. Diese klinische Beurteilung ist jedoch schwierig. Daher wird die Diagnose durch Nachweis von Antikörpern im Blut gesichert. „IgM-Antikörper [Immunglobulin M, Anm.]sind vier Tage nach Beginn des Hautausschlages im Blut nachzuweisen“, so der Spezialist.
Therapie rein symptomatisch
Da es sich um eine Virusinfektion handelt, ist keine Therapie mit Antibiotika möglich. „Auch gibt es kein spezifisches Medikament, etwa ein Virostatikum, gegen Röteln“, sagt der Facharzt für Kinderheilkunde. Die Behandlung erfolgt daher rein symptomatisch. Betroffene sollten sich schonen, viel Flüssigkeit trinken und gegebenenfalls Medikamente einnehmen, die die Beschwerden lindern, wie etwa fiebersenkende oder schmerzstillende Mittel. Wer die Erkrankung einmal durchgemacht hat, ist ein Leben lang immun.
Gefahr in der Schwangerschaft
Besondere Gefahr besteht allerdings bei Schwangeren. Sie können das Virus auf das Ungeborene übertragen. Schwere Fehlbildungen sind dann möglich, wie Schmitt bestätigt: „Dazu zählen Schwerhörigkeit, Taubheit, geistige Behinderung, Herzfehler oder Augendefekte bis hin zur Blindheit.“ Vor allem in den ersten Monaten der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Schmitt: „Im ersten Drittel der Schwangerschaft kommt es bei einer Infektion in 90 Prozent der Fälle zu einer Schädigung des Embryos. Im zweiten Trimenon sinkt das Risiko auf 25 bis 30 Prozent.“ Da Schwangere besonders gefährdet sind, sollte vor einem Kinderwunsch ein Antikörpertiter durchgeführt werden. Dabei wird bestimmt, wie viel Antikörper im Blut vorhanden sind. Das gibt Aufschluss darüber, ob der Impfschutz noch gegeben ist. Denn viele Frauen wurden lediglich während der Schulzeit geimpft. Bei bereits bestehender Schwangerschaft wird routinemäßig bei den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen ein Rötelantikörpertiter durchgeführt. Sind zu wenig Antikörper vorhanden, wird die Impfung nach der Geburt durchgeführt. In der Schwangerschaft darf man Röteln nicht impfen.
Impfung: Wichtigste vorbeugende Maßnahme
Apropos Impfung: Die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen Röteln ist eine Impfung bestehend aus zwei Teilimpfungen. Sie wird als Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Rötel angeboten und ab dem 11. Lebensmonat empfohlen. Zwischen den Teilimpfungen sollte mindestens vier Wochen Abstand liegen. Schmitt hält dazu fest: „Die derzeit verfügbare MMR-Impfung [Maser, Mumps, Röteln, Anm.] ist äußerst gut verträglich. Leichtes Fieber oder Gelenksschmerzen können nach einer Impfung auftreten, sind aber auf jeden Fall schwächer als während einer Rötelinfektion.“
MMag. Birgit Koxeder-Hessenberger
Juni 2015
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