Man spürt sie nicht und sie verursachen vorerst keine Beschwerden. Darmpolypen können fast ausschließlich durch die Koloskopie erkannt und unschädlich gemacht werden. Die Untersuchung ist harmloser als ihr Ruf.
Darmpolypen sind Gewebswucherungen im Dickdarm, die im Laufe der Zeit bösartig werden können. Adenom-Karzinom-Sequenz nennt dies der Fachmann. Wie lang es dauert, bis sich diese Wucherungen zu einem Krebs auswachsen, ist unterschiedlich. „Bei älteren Menschen geht es natürlich langsamer“, sagt Dr. Gernot Perz, Oberarzt und Endoskopie-Experte an der Abteilung für Innere Medizin am LKH Villach.
Sicherheit, ob sich einer oder mehrere Darmpolypen gebildet haben, bringt die Koloskopie. Dabei sucht der Arzt den kompletten Mast- und Dickdarm bis zum Dünndarm mit einem Endoskop ab. Wird er fündig, entfernt er die Wucherung mit einer Schlinge oder Zange noch während der endoskopischen Untersuchung. „Wichtig ist, dass die Polypen komplett abgetragen werden. Es dürfen keine Reste zurückbleiben. Jedes entfernte Adenom ist ein verhindertes Karzinom“, sagt der Mediziner, der sich seit 17 Jahren mit diesem Fachgebiet intensiv auseinandersetzt. Beim Abtragen bestehe auch die Gefahr von leichten Blutungen oder Verletzungen der Darmwand. Aber diese Blutungen können zeitgleich meist ohne Probleme für den Patienten gestillt werden, erläutert der Arzt die Vorgänge.
Einfühlungsvermögen
Dass ein Polyp selbst auf sich aufmerksam mache, sei eher selten, meint Dr. Perz. So können Blutablagerungen im Stuhl bei im Mastdarm sitzenden Polypen auftreten. Mit einem Hämoccult-Test, mit dem der Stuhl nach verstecktem Blut untersucht wird, kann das festgestellt werden. „Das ist eher die Ausnahme“, meint er. Daher empfiehlt er spätestens ab 50 eine Koloskopie. Bei familiärer Belastung oder Alarmsymptomen, wie unklarer Gewichtsabnahme, einem Wechsel von Verstopfung und Durchfällen oder Anämie, entsprechend früher. In welchen Intervallen die Untersuchung wiederholt werden sollte, entscheidet der Mediziner nach der histologischen Untersuchung.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tumor rechtzeitig erkannt wird, ist sehr hoch und die Heilungsrate damit ebenso“, erklärt er und zerstreut die Ängste der Patienten vor dieser Untersuchung. „Ich weiß, die Reputation einer Koloskopie ist nicht sehr groß, denn es ist ein Eingriff in den Intimbereich. Daher braucht man auf diesem Gebiet nicht nur Geschicklichkeit und technisches Verständnis, sondern auch Einfühlungsvermögen.“ In Vorbesprechungen versuche der behandelnde Arzt daher, alle Fragen zu beantworten und Sorgen auszuräumen. Auch die Angst vor Schmerzen sei unbegründet, da der Patient vor dem Eingriff ein Schlafmittel bekomme.
Warum manche Menschen Darmpolypen entwickeln und manche gar nicht, hänge nicht nur von der genetischen Veranlagung, sondern auch vom Lebenswandel ab, sagt Dr. Perz. Denn zur Darmgesundheit kann jeder selbst viel beitragen. Hier steht an erster Stelle die richtige Ernährung mit ballaststoffreicher Kost und ausreichend Flüssigkeit. Schädlich sind allzu starker Alkoholgenuss und Rauchen.
Monika Unegg
Februar 2016
Foto: shutterstock, privat
Kommentar
OA Dr. Gernot Perz
Endoskopie-Spezialist, Abteilung für Innere Medizin LKH Villach