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CT-Bild des Kopfes

Parkinson: Frühsymptome beachten

Frühsymptome wie Riechstörungen, Schlafverhaltensstörungen und Depressionen können auf Morbus Parkinson schon zehn oder sogar 20 Jahre vor dem Ausbruch der unheilbaren Nervenkrankheit hindeuten. Eine Diagnose und damit auch eine Behandlung sind aber erst bei bereits ausgebrochener Erkrankung möglich. An zuverlässige Tests zur Früherkennung wird geforscht.

 

Parkinson ist nach der Alzheimer-Demenz die häufigste neurodegenerative Nervenerkrankung. Weltweit sind über vier Millionen Menschen an Parkinson erkrankt – das entspricht knapp zwei Prozent der Bevölkerung im Alter von über 60 Jahren. Studien gehen davon aus, dass sich die Zahl der Patienten bis 2030 weltweit verdoppeln wird.

Die Diagnose wird am häufigsten im Alter von durchschnittlich 60 Jahren gestellt. Aber auch jüngere Menschen sind betroffen, rund zehn Prozent sind bei Diagnosestellung jünger als 40 Jahre. Männer sind um die Hälfte häufiger betroffen als Frauen. Bestimmte Risikogruppen sind nicht bekannt. Bei einer Parkinson-Erkrankung gehen insbesondere Nervenzellen zugrunde, die den Botenstoff Dopamin produzieren, der unter anderem die Bewegungskontrolle steuert. Mit einer gezielten Therapie kann man mit der Erkrankung viele Jahre, zum Teil Jahrzehnte lang ohne behindernde Symptome leben.

 

Symptome

Die Symptome beginnen meist schleichend, weil die Abnahme der Dopaminkonzentration im Gehirn ein über Jahre oder Jahrzehnte verlaufender Prozess ist, der erst mit der Zeit zu merkbaren Beeinträchtigungen führt. Wesentliches sichtbares Merkmal einer beginnenden Erkrankung ist die Verlangsamung der Bewegungen. „Meist merkt es nicht der Betroffene selbst, sondern jemand aus seinem Umfeld. Es fällt auf, dass er anders als gewohnt geht, dass er schlurft oder die Hände beim Gehen nicht mitschwingt“, erklärt Oberärztin Dr. Selina Haas, Neurologin an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz. Die Bewegungsstörungen treten meist einseitig auf, es gibt aber auch atypische Fälle, in denen sie beidseitig auftreten.

Neben der Verlangsamung treten häufig auch Zittern (Tremor) einer Hand, Muskelsteifigkeit, eingeschränkte Mimik und monotone Sprechweise auf. Weitere mögliche Symptome: Schluckbeschwerden, abnehmende Geschicklichkeit, das Schriftbild kann sich verändern. Oft können Betroffene ihre Emotionen nicht mehr klar ausdrücken. Später zeigt sich oft eine gebeugte Haltung, Unsicherheit beim Stehen und Gehen, wobei die Sturzgefahr steigt. Die Beeinträchtigungen werden im Verlauf der Erkrankung stärker und daher auch deutlicher erkennbar.

 

Frühsymptome

Die Frage, ob und wie sich Parkinson vorhersagen lässt, wird wissenschaftlich intensiv untersucht. Verschiedene Studien zeigen, dass bereits zehn bis 20 Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung bei vielen späteren Patienten folgende Symptome vermehrt zu beobachten waren.

  • REM-Schlafverhaltensstörung: Die Betroffenen setzen ihre meist aggressiven Trauminhalte in starke Bewegung während des Schlafs um. Bei gesunden Menschen ist die Motorik in der Traumschlafphase dagegen gehemmt. Wer an dieser speziellen Schlaf-Traum-Störung leidet, wird mit großer Wahrscheinlichkeit binnen 15 bis 20 Jahren an Parkinson erkranken. Die REM-Schlafverhaltensstörung wird international als das eindeutigste Frühzeichen der Parkinson-Krankheit eingestuft.
  • Riechstörungen
  • Depressionen und Angstzustände
  • Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (im Nacken und der Lendenwirbelsäule oder in den Schultermuskeln)
  • Fatigue (übermäßige Müdigkeit und Erschöpfung)
  • Niedriger Blutdruck, Balancestörungen, Schwindel
  • Erektionsstörungen, Harnentleerungsstörungen, häufige Verstopfung.

 

Das Problem ist, dass dies meist sehr unspezifische Beschwerden sind. Das heißt, sie können auf alles Mögliche hinweisen und natürlich erkrankt nur ein Bruchteil der Menschen mit solchen Symptomen später auch tatsächlich an Parkinson. „Die Studien zeigen aber, dass Menschen mit eben solchen Frühsymptomen häufiger an Parkinson erkranken als Menschen ohne diese Symptome. Sie haben also ein je nach Symptom höheres Erkrankungsrisiko“, erklärt Haas. Man kennt bisher jedoch kein verlässliches Kriterium, das mit Sicherheit anzeigt, dass ein Mensch im Laufe der nächsten Jahre Parkinson entwickeln wird.

 

Beim Neurologen abklären

Wenn suspekte Frühsymptome in Verbindung mit einer allgemeinen Verlangsamung auftreten, kann und soll man sich medizinisch behandeln lassen. Man sollte zur Abklärung zum Arzt gehen, wenn man eine Verlangsam der Bewegungen feststellt oder wenn man eine einseitige Versteifung eines Armes oder Beines oder ein verstärktes Zittern einer Hand bemerkt. „Bei diesen Symptomen geht man am Besten zum Neurologen. Sie sind geschult, diese Symptome frühzeitig zu erkennen“, sagt Haas.

 

Diagnose

Die Diagnose Parkinson kann beim jetzigen Stand der Wissenschaft erst dann gestellt werden, wenn die typischen Bewegungsstörungen sichtbar werden. Die Diagnose wird im Wesentlichen mittels einer klinischen (körperlichen) Untersuchung gestellt. Im Zweifel werden vor allem bei jüngeren Menschen weitere Untersuchungen (nuklearmedizinische Untersuchungen) gemacht. „Bei älteren Menschen ist die körperliche Ausprägung meist schon augenscheinlich, hier erübrigen sich meist weitere Untersuchungen, da das Beschwerdebild sehr eindeutig ist“, erklärt Haas.

 

Keine Vorbeugung

Eine gezielte Vorbeugung gibt es nicht. Parkinson lässt sich nicht durch einen bestimmten Lebensstil verhindern. Ob bestimmte Maßnahmen, wie etwa viel Bewegung das Erkrankungsrisiko mindern, ist nicht bekannt. Was die Erkrankung auslöst, ist ebenfalls nicht geklärt. Es existieren daher auch noch keine Medikamente, die die Entstehung der Krankheit verhindern können.

 

Therapie

Parkinson kann man zwar nicht heilen, die Beschwerden lassen sich aber durch Therapie beeinflussen. Eine möglichst frühzeitige Therapie ist vorteilhaft, da sie den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst und die Mobilität und Lebensqualität meist gut erhalten kann. Doch auch ein Therapiebeginn in einem fortgeschrittenen Stadium ist immer noch sinnvoll.

Weil bei Parkinson das Dopamin im Gehirn immer weniger wird, ist es notwendig, die Medikamente, die das fehlende Dopamin im Gehirn ersetzen, immer wieder anzupassen. „Ein Patient sollte sich also alle drei bis vier Monate beim Arzt neu einstellen lassen“, empfiehlt Haas. Neben einer medikamentösen Therapie verbessert viel Bewegung den Krankheitsverlauf. Bewegung führt dazu, dass das Hauptsymptom, die körperliche Verlangsamung, sich weniger rasch verschlechtert.

 

Forschung

Die medizinische Forschung konnte zwar mögliche Frühsymptome herausfiltern, jedoch sind viele Fragen zu Ursache, Diagnose und Therapie nach wie vor ungeklärt. Derzeit arbeitet man weltweit daran, zuverlässige Tests zur Früherkennung zu entwickeln. Bis jetzt ist die Diagnose erst dann möglich, wenn die Krankheit schon deutliche Schäden im Gehirn verursacht hat. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch bereits mehr als die Hälfte der dopamin-reaktiven Nervenzellen des Gehirns, die die Bewegungskontrolle beeinflussen, abgestorben. Erst wenn die Entwicklung der Krankheit bereits vor ihrem Ausbruch erkannt werden kann, könnte man diese Nervenzellen retten und die Erkrankung vielleicht sogar verhindern oder aufhalten.

 

Dr. Thomas Hartl

Oktober 2015

 

Foto: shutterstock

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020