Blutdruckmessung gehört zu den Standarduntersuchungen in den Arztpraxen. Für einen Teil der Patienten liefert diese Untersuchung jedoch falsche Werte, berichtet das deutsche Internetportal www.hochdruck-aktuell.de: Bei ihnen steigt der Blutdruck wenige Minuten, nachdem sie die Arztpraxis betreten haben. Der Fachausdruck dafür lautet bezeichnend „Weißkittelhypertonie“.
Kleinere Blutdruckschwankungen während des Tages sind normal und harmlos. Erhöhte Blutdruckwerte in der Arztpraxis sind also nicht immer ein Indiz für eine Hypertonie. Bei jedem fünften Patient steigt der Blutdruck allerdings im Angesicht des Arztes. Jedoch gibt es auch Patienten, deren Blutdruck in der Praxis sinkt. Die Ursachen beider Phänomene sind noch nicht geklärt. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass sie mit den Emotionen der Patienten verbunden sind. Während sich die einen in der Praxis aufregen, fühlen sich die anderen in dieser Umgebung besonders sicher.
Weißkittelhypertonie
Das Phänomen, das in der BRD jeden fünften Patienten betrifft, trägt den Namen „Weißkittelhypertonie (engl.: white coat hypertension)“. hochdruck-aktuell.de beschreibt das auf seiner Homepage so: „Wenige Minuten nachdem ein Patient die Arztpraxis betreten hat, steigen seine Blutdruckwerte. Das ist bereits dann der Fall, wenn noch gar kein weißer Kittel in Sicht ist. Selbst bei wiederholten Blutdruckmessungen innerhalb des Arztbesuchs bleiben die Blutdruckwerte in der Regel erhöht.
Langzeitmessungen
Abhilfe kann da nur die mehrfache Blutdruckmessung zu Hause schaffen – oder der behandelnde Arzt führt eine 24-Stunden-Messung durch. Erst dann kann tatsächlich auf eine Hypertonie geschlossen werden. hochdruck-aktuell.de: „Nach den Definitionen der Hochdruckliga gilt als Hypertoniker, wer in der 24-Stunden-Messung folgende Werte überschreitet:
- 24-Stunden-Mittelwert: 130 / 80 mmHg
- Tagesmittelwert: 135 / 85 mmHg
- Nachtmittelwert: 120 / 70 mmHG“
Beobachtung tut not
Dass sich bei einer ambulanten Langzeitmessung unauffällige Werte ergeben, hat eine britische Studie ergeben: Ihr zufolge waren die Werte, die in den Arztpraxen gemessen wurden im Vergleich zu 24-Stunden-Messungen, im Schnitt um 18,9 mmHg systolisch und 11,4 mmHg diastolisch höher.
Dem gegenüber stellte eine italienische Studie fest, dass Weißkittelhypertonie durchaus ernst genommen werden sollte. Ihre „Praxis-Hypertoniker“ hatten eine vergrößerte linke Herzkammer und dickere Herzwände als Menschen mit normalem Blutdruck. Dadurch stelle auch ein vorübergehender hoher Blutdruck ein Risiko dar.
Nicht behandlungspflichtig
Sollte sich der Verdacht auf eine Weißkittelhypertonie bestätigen, ist eine Behandlung aber möglicherweise wirklich nicht nötig. Aber weil darauf natürliche kein Verlass ist und sich aus dieser Hypertonie auch ein dauerhafter Bluthochdruck entwickeln kann, sollten Betroffene ihre beeinflussbaren Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen möglichst senken. Darüber hinaus ist auch die Kontrolle der stoffwechselabhängigen Risikofaktoren wie Diabetes mellitus oder erhöhten Blutfett-Werten sinnvoll.
Darüber hinaus muss der Arzt anhand engmaschiger Blutdruckkontrollen individuell entscheiden, wann eine medikamentöse Therapie vonnöten ist, so hochdruck-aktuell.de.
Maskierte Hypertonie
Im Gegensatz zu „Praxis-Hypertonikern“ kann bei manchen Patienten – wenn auch seltener – der in der Ordination gemessene Blutdruck auch geringer sein als der „normale“ Mittelwert. Die so genannten „maskierten Hypertoniker“ fühlen sich scheinbar in der Arzt-Patient-Situation besonders sicher und gut aufgehoben. Dadurch sinkt der Blutdruck unter den normalen, aber erhöhten Wert und eine „Praxis-Normotonie“ stellt sich ein. Auch in diesen Fällen kann nur eine dichtere Kontrolle oder eine Langzeit-Blutdruckmessung die Wahrheit ans Licht bringen.
Mag. Christian Boukal
November 2015
Foto: shutterstock