Die Gender-Medizin beweist: Frauen brauchen besondere Gesundheitsvorsorge und sind anders krank. Frauen müssen in in ihrer Gesamtheit erkannt werden: Oft leiden Patientinnen unter Rückenschmerzen.
1 Rauchen: Während die Raucher-Rate bei Männern rückläufig ist, steigt sie besonders bei jungen Frauen immer noch an. Dabei richtet der Glimmstängel bei ihnen mehr an, sogar wenn sie weniger rauchen. Das dürfte damit zusammenhängen, dass gewisse Rauchinhaltsstoffe in Wechselwirkung mit Östrogen treten. Dadurch sinkt der Schutz von Östrogen auf die Gefäße. Die Gefahr, durch Rauchen einen Herzinfarkt zu bekommen, ist bei Frauen sogar um bis zu 25 Prozent höher. Während die Lungenkrebs-rate bei Männern sinkt, steigt sie bei Frauen immer noch an.
2 Herzgesundheit: Schwangerschaften sind wie ein Stresstest für das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel. Probleme, die da auftauchen, können auf spätere Erkrankungen hindeuten. Praktisch nur bei Frauen tritt das Broken-Heart-Syndrom auf. Aber auch die Symptome des Herzinfarkts sind bei Patientinnen oft anders als bei Männern, werden oft missgedeutet. Sogar die Erkennung und Behandlung von Herzerkrankungen bedarf anderer Konzepte als bei männlichen Patienten.
3 Diabetes: Er ist bei Frauen schwerer zu diagnostizieren als bei Männern. Deshalb sollte bei Frauen nicht nur der Nüchternwert gemessen, auch ein Zuckerbelastungstest sollte gemacht werden.
4 Essen: Frauen beschäftigen sich zwar mehr mit gesundem Essen, lösen aber durch Crash-Diäten auch öfter den gefürchteten Jojo-Effekt aus. Ideal ist für sie mediterrane Kost mit Nüssen, Fisch, Gemüse, Vollkorn. Beim Obst wegen des Fruchtzuckers aufpassen. Frauen essen auch mehr Süßes als Männer.
5 Bewegung: Sport ist das beste Verjüngungsmittel, schützt vor Osteoporose, Diabetes, Herzerkrankungen und Depressionen. Doch obwohl Mädchen genauso einen Bewegungsdrang haben wie Buben, dürfte die Sozialisierung in unserer Gesellschaft ihre Sportbegeisterung bremsen. Männer sind eher auf Sport fokussiert. Um bei der Sache zu bleiben, muss Sport Spaß machen.
6 Stress: Männer fühlen sich durch Job oder Arbeitslosigkeit gestresst, Frauen mehr durch Beziehungs- und Familienprobleme. Wobei chronischer Stress und Dauerbelastung ein typisch weibliches Thema ist. Deshalb ist es besonders wichtig, zu lernen, sich zu entspannen.
7 Depressionen: Die Krankheit wird bei Frauen doppelt so oft diagnostiziert wie bei Männern. Dafür ist die Suizid-Rate bei Letzteren drei Mal so hoch wie bei Patientinnen. Das dürfte daran liegen, dass Frauen eher dazu neigen, über ihre Probleme zu sprechen und sich Hilfe zu holen.
Nach dem Konzept von Alexandra Kautzky-Willer wird beispielsweise im Gesundheits-Hotel "la pura" die Medizin für Frauen Tag für Tag umgesetzt: "Das ist ein Modellprojekt für Gender-Medizin. Ich bin von der Geburtsstunde des Projekts an mit dabei."
"Wir haben zum Beispiel frauenspezifische Vorsorgekonzepte für verschiedene Erkrankungen erstellt", sagt Kautzky-Willer. Ärzte entscheiden über die Behandlungspläne. Das Therapieangebot ist groß. Hier eine Auswahl: Ein simuliertes Höhentraining führt zur Regeneration der Zellen. Die Überwärmungstherapie, bei gleichzeitiger Gabe von Sauerstoff, verbessert Schmerzzustände, stärkt das Immunsystem und soll Hautprobleme lindern. Bei der Neuraltherapie werden durch sanfte Injektionen mit einem Lokalanästhetikum Narben zerstört, Entzündungen gelindert und Muskelverspannungen gelöst.
Der Rücken als Problemzone
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Rücken – ein Thema, das jede zweite Frau kennt. Auch hier gibt es frauenspezifische Therapien: Die Patientin steigt beispielsweise in ein Wasserbecken und wird dort an einem Kinngurt – ähnlich einem Pferdegeschirr – aufgehängt. Je fünf Kilo Gewichte pro Fußgelenk ziehen nach unten in Richtung Beckenboden. Die Wirbelsäule entspannt sich, Bandscheiben können sich wieder ausdehnen. "Sie wiegen jetzt nur drei Kilo", sagt Heilmasseur Martin Bialobreszki. Er bearbeitet Problemzonen am Rücken mit einem 1,5 Bar starken Wasserstrahl.
Damit Frauen zum Sport animiert werden, muss es Angebote wie Yoga, Pilates, Walken, spezielle Frauen-Fitnessgeräte geben. Noch vor Beginn kann "frau" bei einem Gerät – dem Aircheck – ermitteln lassen, wie hoch ihr Ruheumsatz ist und wie gut ihre Fettverbrennung wirklich funktioniert. Ein anderes Gerät etwa misst, wie hoch der Fett-, Muskel- und Körperwasseranteil ist. "Damit lassen sich Erfolge konkret messen", erklärt Sportwissenschaftlerin Dany Schimpl.
Dass Frauen anders essen als Männer, ist ebenfalls bekannt. Fleisch, Deftiges und stark Gewürztes symbolisieren Männlichkeit. Männer essen zudem genussorientierter und achten weniger auf Kalorien als Frauen.
Laut dem letzten Österreichischen Ernährungsbericht essen Männer mehr als doppelt so viel Fleisch wie Frauen. Und auch, wenn die Frau das Zepter in der Küche schwingt: Gekocht wird meist für die männlichen Bedürfnisse. Soziologen haben herausgefunden, dass 90 Prozent der Frauen in Partnerschaften dem männlichen Geschmack entsprechend kochen und sich selbst dem Gaumen ihres Gatten anpassen.
Wenn Mahlzeiten auf Frauen abgestimmt sind, gibt es zu Mittag etwa nur Suppe, Salat und ein vegetarisches Gericht.
"Wir wollen zeigen, dass gesundes Essen auch gut schmecken kann", sagt "la pura"- Geschäftsführerin Barbara Frey.
Mehr Informationen finden Interessierte auf der Homepage des Waldviertler Hotels unter
Strahlenden Teint durch apparative Kosmetik
Peeling, Abreinigen, Massage, Pflege: Kosmetikerinnen helfen beim Schönsein. Im „la pura“ unterstützen einige Geräte die Kunstfertigkeit der Expertinnen. Nach der Reinigung und einem Enzympeeling folgt die Mikrodermabrasion: Die Methode wirkt wie Sandstrahlen, nur viel sanfter. Trotzdem kann diese Behandlung, bei der abgestorbene Zellen und Hornhautschüppchen abgenommen werden, sich ganz schön kratzig anfühlen.
Das ist keine Kuschel-Kosmetik“, warnt Kosmetikerin Verena Zechmeister. Sie bearbeitet mit einer Art Stift auch Linien und Falten. Dieses intensive, mechanische Peeling bereitet auf die weiteren Schritte vor. Als nächstes strafft eine Saugwellenmassage die Haut. In Glasglocken wird Unterdruck erzeugt, die Kosmetikerin hält diese an die Haut oder führt sie entlang von Konturen. „Eine Kundin hat einmal gesagt, das fühlt sich so an wie der Kuss von einem Oktopus“, sagt die Expertin. Dann folgt eine Behandlung mit Ultraschall: Wirkstoffgele werden mit Schallwellen in tiefere Hautschichten eingeschleust. Diese Substanzen mischt die Kosmetikerin zuerst individuell zusammen. Soll die Behandlung gegen Akne helfen? Gegen Narben, Rötungen der Haut, Pigmentflecken, für mehr Feuchtigkeit? Jetzt kommt noch die Tagespflege, fertig. Die Haut ist nach 90 Minuten glatter, wirkt strahlend, Falten sind aufgepolstert.
Achtung: Am selben Tag können Rötungen auftreten, die aber von selbst wieder vergehen.
Gesundheitsmagazin der OÖNachrichten
14. Oktober 2015
Foto: shutterstock