Die Ursachen von Nackenschmerzen sind vielfältig. In den meisten Fällen spielen allerdings psychische Aspekte eine Rolle. Weniger Stress und mehr Bewegung sind daher wertvolle Behandlungsmaßnahmen.
Viele werden sich seiner Aufgabe erst dann bewusst, wenn er Schmerzen verursacht. Denn tut der Nacken weh, ist häufig auch die Bewegung des Kopfes eingeschränkt. „Die Hälfte der Bevölkerung leidet einmal im Leben darunter“, sagt Oberarzt Dr. Markus Wimmer von der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des AKh Linz. Mit Beschwerden im Nacken ist es aber meist nicht getan. Die Schmerzen können auch in den Kopf oder die Arme ausstrahlen. Zudem sind Verhärtungen der Muskeln im Bereich der Halswirbelsäule möglich. Alle diese Symptome fallen unter den Begriff HWS-Syndrom.
Doch was steckt dahinter? Warum sind Nackenschmerzen ein derart häufiges Problem? „Bei akuten, oft nur kurze Zeit dauernden Fällen findet der Arzt meist keine wirkliche Ursache“, so Wimmer. Man spricht dann vom unspezifischen Nackenschmerz. Bei vielen Betroffenen spielt dabei eine psychosoziale Komponente eine Rolle. „Stress, Belastungen am Arbeitsplatz oder familiäre Probleme kommen als Ursachen in Frage. Kofaktoren dieses unspezifischen Nackenschmerzes sind Übergewicht, starke körperliche Arbeit oder ein höheres Alter“, sagt der Leiter der neurologischen Schmerzambulanz am AKh Linz. Anders bei länger andauernden Schmerzen: „Bei chronischen Beschwerden können eine Vielzahl von degenerativen Ursachen des Halte- und Stützapparates der Halswirbelsäule oder Muskelveränderung für die Schmerzen verantwortlich sein“, erklärt der Neurologe. Der Nackenschmerz kann zudem Symptom von Schäden an den Bandscheiben mit Nervenbedrängung sein. Hier ist die Ausstrahlung des Schmerzes in die Schultern und Arme typisch. Seltener stecken rheumatische oder schwerwiegendere Erkrankungen, wie etwa eine Hirnhautentzündung (Meningitis), dahinter.
Entspannung
Dr. Markus Wimmer: „Bei akuten Schmerzen verschreibt der Arzt medikamentöse Schmerzmittel, wie etwa nichtsteroidale Antirheumatika. Kurzfristig sind auch Mittel zur Muskelentspannung möglich.“ Die Bandbreite an weiteren hilfreichen Maßnahmen ist groß und reicht von physikalischen Therapien wie Elektrostimulation oder Kälte- beziehungsweise Wärmetherapie bis hin zu Akupunktur oder Heilgymnastik. „Alle diese Maßnahmen haben das Ziel, die Beweglichkeit und Funktion der Muskulatur zu verbessern“, erklärt der Neurologe und ergänzt: „Das Um und Auf, um Nackenschmerzen zu lindern oder vorzubeugen, ist körperliche Bewegung in Form von Ausdauertraining oder physiotherapeutischen Übungen. „Vermeiden Sie zudem Zugluft, zu abrupte Bewegungen der Halswirbelsäule, zu große Kopfpolster sowie das Liegen am Bauch.“ Wer viel liest, lange vorm Computer sitzt oder häufig Auto fährt, sollte kurze Pausen mit Bewegung einlegen. Zusätzlich rät der Neurologe Betroffenen, Entspannungstechniken – wie etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobson – zu erlernen. So lässt sich der Stress, der im Nacken sitzt, effektiv verhindern.
MMag. Birgit Koxeder-Hessenberger
Juni 2016
Foto: mauritius images; privat
Kommentar
Oberarzt Dr. Markus Wimmer
Leiter der neurologischen Schmerzambulanz, AKh Linz